Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt

Kwame Anthony Appiah zeigt in seinem neuen Buch „Identitäten“, dass hinter den Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung häufig paradoxe Zuschreibungen stehen. Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt, angefangen bei der Familie, aber darüber hinaus auch von vielen anderen Dingen – von der Nationalität, die eine Person an einen Ort bindet; vom Geschlecht, dass einen jeweils mit der Hälfte der Menschheit verbindet; und von Kategorien wie Klasse, Sexualität, race und Religion, die über die lokalen persönlichen Bindungen hinausreichen. Kwame Anthony Appiah erörtert in seinem Buch einige der Ideen, die den modernen Aufstieg der Identität geprägt haben, und betrachtet einige Irrtümer genauer, die Menschen regelmäßig im Hinblick auf Identität begehen. Professor Kwame Anthony Appiah lehrt Philosophie und Jura an der New York University.

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Entscheidungen sind die Wemarken des Lebens

„Wie treffe ich eine gute Entscheidung?“ lautet das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 02/2019. Entscheidungen sind die Wegmarken des Lebens eines Menschen. Wer in die falsche Richtung geht, setzt sein Glück und seine Freiheit, vielleicht sogar seine gesamte Zukunft aufs Spiel. Umso drängender stellt sich die Frage, wie der richtige Weg rechtzeitig zu erkennen wäre. Soll man sich bei Entscheidungen eher auf die Vernunft oder die Intuition verlassen? Oder liegt gerade im Zögern und Zaudern die Chance wahrer Selbstbestimmung? In der Geschichte der Philosophie vertreten viele große Denker die Ansicht, dass man gute Entscheidungen nur treffen kann, wenn man der Unmündigkeit durch den Gebrauch der Vernunft entflieht. Inzwischen haben aber viele Studien der Psychologie und Verhaltensforschung gezeigt, dass es manchmal auch nicht schadet, seiner Intuition zu folgen, bringt diese doch eine enorme Reduktion der Komplexität mit sich.

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Stefan Weidner fordert ein kosmopolitisches Denken

Viel zu lange glaubten die Staaten des Westens, dass sich ihre Maximen wie Fortschritt, Säkularität und Liberalismus sich irgendwann auf der ganzen Erde durchsetzen würden. Aus einer radikal aufklärerischen Position heraus stellt Stefan Weidner diese vermeintliche Überlegenheit in seinem Buch „Jenseits des Westens“ in Frage: Gerade heute braucht es seiner Meinung nach ein kosmopolitisches Denken, das ganz unterschiedliche Weltenwürfe ernst nimmt. Auch in Arabien, Afrika und China haben sich etwa Vorstellungen von der Würde des Menschen entwickelt und wie sie durch das Recht garantiert werden kann. Jedem Weltbild geht eine Grammatik, ein Vokabular, eine Überlieferung, eine Erzählung voraus. Dieses Narrative, das heißt, die Geschichten, die über die Welt erzählt werden, interessieren Stefan Weidner mehr als das, was angeblich die Welt selbst sein soll. Stefan Weidner studierte Islamwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn.

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Die „Goethezeit“ stellt den deutschen Beitrag zur Weltkultur dar

Was zur Menschwerdung gehört, ist nicht so sehr die dauernde Rückversicherung bei sich selbst, sondern das sich offen halten für das andere, Fremde. Gerade die Deutschen sind von alters her geradezu Herolde der Entwurzelung. Ein anderes Volk hat so sehr die Erlösung von sich selbst, von seinen nationalen, geografischen, mentalen Prägungen immer wieder zum Thema seiner großen Kunstwerke und kulturellen Hervorbringungen gemacht. In der größten kulturellen Blütezeit in Deutschland, während jener paar Jahrzehnte vor und nach 1800, die gemeinhin als „Goethezeit“ bezeichnet werden und die bis heute das Paradigma für den deutschen Beitrag zur Weltkultur darstellen, ist die Sehnsucht nach Entgrenzung das Thema schlechthin. Deutsche Klassik und Romantik, sie bringen mit unterschiedlicher Akzentuierung die Verherrlichung des antiken Griechenlands und des klassischen Italien mit sich.

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