Der Schlafende ist nicht nur ein Wesen, das seine Geschichtlichkeit verloren hat, das sich ins Unhistorische transzendiert, sondern der schlafende Mensch ist auch ein Wesen, das sein Ich verloren hat. Konrad Paul Liessmann stellt fest: „Im Schlaf können wir über uns keine Auskunft geben, im Schlaf können wir uns nicht zu uns selbst verhalten. Damit fehlt dem Schlafenden aber die Grundvoraussetzung, um überhaupt von einem Selbst sprechen zu können.“ Sören Kierkegaard hat das Selbst einmal folgendermaßen definiert: „Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält.“ Das Selbst ist eine ontologische Entität im Menschen, die gesucht werden könnte: Selbstfindung ist eine Illusion. Konrad Paul Liessmann ist Professor emeritus für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist.