Militär und Krieg sind Kurt Tucholskys wichtigste Themen (1.Teil)

Kurt Tucholsky war äußerst vielseitig begabt. Er war nicht nur Journalist, sondern auch Satiriker, Essayist, Literatur- und Theaterkritiker, Erzähler, Lyriker, Chanson- und unermüdlicher Briefeschreiber. Er zählt zu den meistgelesenen Autoren der Weimarer Republik. Kurt Tucholsky wird seit jeher geliebt und verehrt, zugleich ist er – als zorniger Aufklärer von Machtmissbrauch und Militarismus – nach wie vor heftig umstritten und immer noch hoch aktuell. Kurt Tucholsky wird am 9. Januar 1910 in Berlin geboren. Er stammt aus einer gutbürgerlichen-jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbringt er in Stettin, wo sich sein tiefverwurzeltes Gefühl für den Norden herausbildet. Er liebt die See, die Wälder, die Stille. Im Alter von neun Jahren kehrt er nach Berlin zurück. Als er 15 Jahre alt ist, verliert er seinen geliebten und verehrten Vater.

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Roboter werden den Menschen zukünftig viel Arbeit wegnehmen

In den modernen Industriegesellschaften könnte in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren jeder zweite Job verloren gehen. Roboter werden die Menschen ersetzen. Das sagen zwei Zukunftsforscher aus Oxford voraus. Carl Benedict Frey und Michael A. Osborne haben in den USA 702 Berufe auf ihr Potential untersucht, früher oder später von einem Computer ausgeführt zu werden. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass 47 Prozent der Amerikaner in Risikoberufen arbeiten, die bald verschwunden sein werden. Erstes Opfer sind ihrer Meinung nach Routinearbeiter wie Bankkassierer oder Fahrkartenverkäufer, die schon heute weitgehend durch Automaten ersetzt worden sind. Mit dem technischen Fortschritt werden Computer aber in der Zukunft immer komplexere Aufgaben übernehmen können. Sie werden Auto fahren, Standardbriefe eines Rechtsanwalts schreiben oder medizinische Diagnosen stellen.

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Die Industrielle Revolution hat fast jede Tätigkeit verändert

Die moderne Wirtschaft wächst, weil die meisten Menschen an eine Zukunft glauben und weil Kapitalisten bereit sind, ihre Profite zurück in die Produktion zu investieren. Das allein reicht für das Wirtschaftswachstum allerdings noch nicht aus. Yuval Harari erklärt: „Damit die Wirtschaft wachsen kann, sind außerdem Energie und Rohstoffe nötig. Aber diese sind begrenzt.“ Es ist seiner Meinung nach also nicht abwegig anzunehmen, dass sie früher oder später zur Neige gehen und das ganze kapitalistische System zusammenbrechen könnte. Doch die Erfahrung aus der Geschichte zeigt, dass Energie und Rohstoffe nur theoretische begrenzt sind. Denn obwohl die Menschen seit Jahrhunderten immer mehr davon verbrauchen, ist die verfügbare Menge nicht kleiner geworden. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Die wahre Bewährungsprobe für das Wissen ist seine Nützlichkeit

Die meisten Menschen tun sich sehr schwer, die Wissenschaften zu verstehen, weil ihre Sprache der Mathematik den menschlichen Gehirnen fremd ist und ihre Erkenntnisse oft genug dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Dennoch genießen die Wissenschaften ein sehr hohes Ansehen. Wohl vor allem wegen der Macht, die sie Menschen verleihen. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Präsidenten und Generäle haben zwar keine Ahnung von Atomphysik, aber sie haben recht gute Vorstellungen davon, was sie mit einer Atombombe anrichten können.“ Francis Bacon schrieb in seinem Manifest „Neues Organon“, das er 1620 veröffentlichte, den berühmten Satz: „Wissen ist Macht.“ Der wahre Prüfstein für Wissen war für Francis Bacon nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern ob es den Menschen Macht verleiht. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Die Menschheit hat sich in nur 500 Jahren unglaublich entwickelt

In den vergangenen 500 Jahren hat die Menschheit phänomenal viel Macht dazugewonnen. Die Entwicklung verlief so rasant und war so umfassend wie keine andere vor ihr. Im Jahr 1500 lebten rund 500 Millionen Menschen auf der Erde, heute sind es über sieben Milliarden. Vor etwa 500 Jahren wurden auf der ganzen Welt Waren und Dienstleistungen im Wert von ungefähr 250 Milliarden Dollar produziert. Heute sind es knapp 60 Billionen Dollar. Im Jahr 1500 verbrauchten die Menschen pro Tag 13 Billionen Kalorien Energie, heute verbrauchen sie 1500 Billionen Kalorien. Die Zahlen verdeutlichen, dass heute 14 mal so viele Menschen 240 mal so viel produzieren wie vor 500 Jahren und dabei 115 mal so viel Energie verbrauchen. Ein weiteres Beispiel zeigt den gewaltigen Entwicklungssprung, den die Menschheit im vergangenen halben Jahrtausend genommen hat: „Auf einem modernen Computer finden sämtliche Bücher und Schriftrollen aller mittelalterlichen Bibliotheken mit Leichtigkeit Platz.“

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Erich Fromm beschreibt die Entwicklung Deutschlands nach 1871

Deutschland, der Nachzügler unter den großen westlichen Industrienationen, erlebte nach 1871 seinen aufsehenerregenden Aufstieg. Schon im Jahr 1895 hatte die deutsche Stahlproduktion diejenige Englands erreicht, und 1914 war Deutschland bei der Herstellung von Stahl England und Frankreich weit überlegen. Deutschland besaß laut Erich Fromm ein äußerst leistungsfähiges Industriesystem, wozu seine rational denkende, strebsame und gebildete Arbeiterschaft wesentlich beitrug. Allerdings besaß Deutschland nicht genügend Rohstoffe und hatte nur wenige Kolonien. Erich Fromm fügt hinzu: „Um sein wirtschaftliches Potential maximal zu realisieren, musste es sich ausdehnen, es musste Gebiete erobern, die in Europa und Afrika über Rohstoffe verfügten.“ Gleichzeitig besaß Deutschland ein Offizierkorps, das in der Tradition Preußens ausgebildet worden war und sich durch Disziplin, Loyalität und Hingabe an die Armee auszeichnete.

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Der Preis der Arbeit entspricht nicht mehr dem Wert der Leistung

Forscher der Denkfabrik New Economics in Großbritannien haben in einer Studie folgendes errechnet: Jedes britische Pfund, dass eine Putzfrau erhält, schafft mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert. Jedes britische Pfund dagegen, das ein Spitzenbanker kassiert, kostet die Gesellschaft zusätzlich sieben Pfund. Noch verheerender fiel die Bilanz bei Steuerberatern aus: Für jedes verdiente Pfund legen die Steuerzahler noch einmal 47 Pfund drauf. Aus diesen Beispielen wird klar ersichtlich, dass eine hohe Bezahlung nicht heißen muss, dass auch die gesellschaftliche Leistung des Bezahlten hoch zu bewerten ist. Wer ein hohes Einkommen hat, hat möglicherweise viel geleistet, aber nicht unbedingt für die Allgemeinheit. Was eine Person pro Monat verdient, hängt weniger davon ab, was er tut, sondern wieviel andere Menschen dafür bezahlen wollen.

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Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Der Schutz des Klimas ist wichtiger als die Wirtschaftskrise

Professor Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimaforschung, ist fest davon überzeugt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Deutschland eine Energiewirtschaft beschert hat, die der alten überlegen ist. Aber jetzt muss seiner Meinung nach dringend eine Reform her. Hans Joachim Schellnhuber erläutert: „Es ist klar, dass das EEG und die damit verbundenen Förderungen aus dem Ruder gelaufen sind. Das hat damit zu tun, dass niemand, als damals das Gesetz beschlossen wurde, erwartet hat, dass es so viel auslösen würde – fünf Millionen Deutsche sind inzwischen Energieunternehmer.“ Es ist also der eigene Erfolg, der dem EEG zu schaffen macht. Auf Dauer kann das Gesetz aber nicht funktionieren, wenn die Politik die Kosten auf die Stromkunden umlegt und gleichzeitig der Industrie, jede Menge Ausnahmen gewährt.

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Unterschiedlichste Interessen begleiteten die Einführung des Euro

Bei der Gründung der Europäischen Währungsunion haben sich nicht nur Politiker, sondern auch Zentralbanker und Finanzfachleute verrechnet. Sie gingen von der irrigen Annahme aus, man könne zunächst elf, dann siebzehn, später sogar achtzehn Nationalstaaten in einem System fester unveränderlicher Wechselkurse vereinen und die negativen Folgewirkungen durch kluge Arrangements der Institutionen im Griff behalten. Dominik Geppert kritisiert: „Dem stand von Anfang an die Tatsache entgegen, dass die Mitgliedsstaaten der Währungsunion sich in ihren kulturellen und politischen Traditionen, in den vorherrschenden Mentalitäten und Denkweisen gewaltig voneinander unterschieden.“ Außerdem besaßen die Länder verschiedene Verwaltungs-, Steuer- und Sozialsysteme. Auch bei der Ausgestaltung des Arbeitsmarktes wichen sie stark voneinander ab. Dominik Geppert ist sein 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

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Der Ursprung von Gold und Silber liegt in den Sternen

Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin haben besondere Eigenschaften, die sie für die Wissenschaft und Technik unentbehrlich machen. Außerdem symbolisieren Gold und Silber schon seit frühesten Zeiten Reichtum und Wohlstand. Schließlich kommen die beiden Edelmetalle auf der Erde nur sehr selten vor. Durchschnittlich enthält die Erdkruste nur vier Gramm Gold pro tausend Tonnen Gestein. Weil sie aber dennoch von vielen Menschen so begehrt sind, werden zu hohen Preisen gehandelt. Woher die Edelmetalle aber stammen, konnte die Wissenschaft lange nicht mit Bestimmtheit sagen. Jetzt scheint sie eine Antwort auf die Frage gefunden zu haben. Es scheint geklärt zu sein, dass Gold und Silber nichts anderes als Sternenstaub sind. Der Geologe Simon Goldmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe erklärt: „Elemente, wie Gold und Silber, die relativ viele Protonen und Neutronen haben, entstehen durch Sternenexplosionen.“

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Der Staat des Neoliberalismus muss ein starker Staat sein

Für den deutschen Liberalismus ist es charakteristisch, den Markt immer aus kulturgeschichtlicher und gesamtgesellschaftlicher Perspektive zu betrachten. Wolfgang Kersting erklärt: „Daher ist seine Analyse der Entwicklung des Kapitalismus und seiner Krisen immer eingebettet in großformatige geistesgeschichtliche Deutungen und umfassende zeitgeschichtliche Analysen.“ Die Gegenwart färbt dabei in den meisten Fällen den Blick auf die Vergangenheit: gegenwartsdiagnostische Interessen und zeitgeschichtliche Wertungen prägen die Darstellungen. Laut Wolfgang Kersting sind die Modernisierungstheorien durchwegs monokausale Krisentheorien der Moderne. Modernisierung ist für den deutschen Neoliberalismus stets Zerfall, Entartung, Zersetzung, Niedergang und Verlust. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Wladimir Putin ist in Russland immer noch relativ populär

Die Regierung Russlands geht immer rigoroser gegen die Opposition und Zivilgesellschaft vor. Dies geschieht laut Lew Gudkow vor allem deshalb, weil das Regime von Wladimir Putin schwächer geworden ist. Lew Gudkow erklärt warum die Unzufriedenheit in Russland aus den verschiedensten Gründen wächst: „In den Millionenstädten fordert die neue Mittelklasse Dinge wie unabhängige Gerichte, Pressefreiheit und freie Wahlen.“ Auf der anderen Seite existieren allerdings Überreste des Sozialismus, wo die alte Industrie zuhause ist. Dort sind die Menschen Anhänger der Staatsmacht, weil sie ohne Unterstützung des Staates nicht überleben können. Dort fordern die Leute sogar mehr Sozialismus. Russland driftet laut Lew Gudkow auseinander: „Die Provinz will zurück in die Sowjetzeit, die Bevölkerung in den Großstädten will Reformen.“ Lew Gudkow ist Direktor des Moskauer Meinungsforschungsinstituts „Lewada-Zentrum“.

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Die Angebote für das Erfolgsprojekt Kind sind grenzenlos

Neben Englisch lernen in der Schweiz in Privatschulen immer mehr Kinder schon im frühsten Alter Chinesisch. Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass junge Kids eine Zweitsprache erstaunlich leicht aufnehmen. Doch die Forscher haben auch die klare Erkenntnis gewonnen, dass der Effekt solcher Anfangserfolge nicht anhält, wenn die Kinder die Sprache nicht in mindestens vierzig Prozent ihrer Zeit sprechen. Im Klartext heißt das: Es schadet nichts, bringt aber auch nichts. Dennoch glauben viele Eltern an die Theorie vom frühen Erlernen einer Fremdsprache. Während Chinesisch noch als exotisch gilt, steigt die Nachfrage nach Englisch für die Kleinsten seit Jahren. Edith Tribelhorn, Geschäftsführerin des Verbands Kindertagesstätten der Schweiz, erklärt: „Wir beobachten ganz klar einen Trend zu zweisprachigen Krippen.“ In der Stadt Zürich pflegen beispielsweise 22 der 268 Krippen ein Konzept mit Englisch und Deutsch.

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Alexander Mitscherlich kritisiert den Städtebau in Deutschland

Der Einbruch der industriellen Technik erwies sich als gegen die Stadt gerichtet. In den ersten Phasen lagerte sie sich in den Städten an, breitete sich anschließend ins flache Land aus und zerstörte zugleich die vorindustrielle Substanz der Städte bis auf museale Reste aus. Sie schuf in großer Quantität Siedlungsverdichtungen und Ballungsräume der Produktion. Alexander Mitscherlich schreibt: „Nichts anderes als ein in Städten geschultes Bewusstsein hat die technische Welt hervorgebracht – und diese technische Welt verlangt nun ihrerseits hohe Bewusstheit als Integrationsleistung.“ Die Monotonie der Fensterreihung der meisten Hochhäuser und der starren Addition von Siedlungshäusern ist für Alexander Mitscherlich ein abstoßender Beweis für die schwache Fähigkeit des Menschen, gestalterisch mit den biologischen Prozessen der Vermehrung und der technisch ausgelösten Ballung der Städte Schritt zu halten.

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Hans-Werner Sinn betrachtet Deutschland nicht als Eurogewinner

Im Gegensatz zu anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geht es Deutschland heute vergleichsweise gut. Die Arbeitslosigkeit ist nicht so hoch wie in den meisten europäischen Ländern und Deutschland kam am besten unter allen großen Staaten Europas aus der Rezession des Jahres 2009 heraus. Hans-Werner Sinn fügt hinzu: „Es hatte in den Jahren 2010 und 2011 unter den größten Ländern die höchsten Wachstumsraten. Das suggeriert vielen, dass Deutschland der große Eurogewinner war.“ Die reinen Fakten bestätigen diese Meinung allerdings nicht. Seit dem Gipfel von Madrid im Jahr 1995, auf dem der Euro endgültig beschlossen wurde, wuchs Deutschland in 16 Jahren um insgesamt 24 Prozent, während der Durchschnitt der Eurozone bei 30 Prozent lag. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.

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Unterschiedliche Lohnniveaus stabilisieren die Währungsunion

In den Jahren nach der Einführung des Euro bestand das Geschäftsmodell Deutschland laut Peter Bofinger in einer ausgeprägten Orientierung auf den Export. Dazu wurde eine ausgeprägt Zurückhaltung bei der Erhöhung von Löhnen praktiziert. Peter Bofinger liest das daran ab, dass die deutschen Lohnstückkosten im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2010 nur um nominal 1,1 Prozent gestiegen und damit deutlich hinter der Preisentwicklung zurückgeblieben sind. Peter Bofinger erklärt: „Da die Lohnstückkosten die Inflationsentwicklung maßgeblich bestimmen, wurde so ein deflationärer Druck auf den Euro-Raum ausgeübt, der nicht unwesentlich zur Niedrigzinspolitik der EZB in den Jahren 2004 und 2005 beigetragen hat.“ Peter Bofinger ist seit 1992 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist der Ökonom als sogenannter „Wirtschaftsweiser“ Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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Peter Bofinger erkennt in der Euro-Krise keinen Sonderfall

Peter Bofinger vertritt die These, dass sich die fundamentalen Probleme des Euro-Raums im Kern nicht wesentlich von denen der Vereinigten Staaten von Amerika unterscheiden. Nach einer Epoche exzessiver privater Verschuldung konnte das System seiner Meinung nach nur mit einer hohen öffentlichen Kreditaufnahme stabilisiert werden. Peter Bofinger schreibt: „Der teils von den Märkten, teils von der Politik erzwungene Versuch der Mitgliedsstaaten des Euro-Raums, ihre Defizite drastisch zu reduzieren, musste in die Rezession führen, da die Privatsektoren noch zu schwach waren, um ihrerseits wieder als Konjunkturlokomotive zu agieren.“ Peter Bofinger ist seit 1992 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist der Ökonom als sogenannter „Wirtschaftsweiser“ Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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Amerika will in Europa handfeste Interessenpolitik durchsetzen

Stefan Fröhlich, Professor für Internationale Politik an der Universität Erlangen-Nürnberg, behauptet, dass die ökonomische Grundphilosophie der amerikanischen Regierung in Deutschland oftmals unterschätzt wird. Zu ihr gehören ein gemäßigter Keynesianismus und eine undogmatische Geldpolitik, die Inflationsrisiken bewusst in Kauf nimmt, um in wirtschaftlich schlechten Zeiten Wachstum zu stimulieren. Stefan Fröhlich glaubt auch die Ursachen der momentanen Krise zu kennen. Er erklärt: „Die seit 2009 anhaltende Wirtschaftskrise entstand nicht zuletzt aus dem amerikanischen Versuch, die relativen Verlierer der Globalisierung in Amerika durch eine allzu großzügige Förderung des Wohneigentums zu entschädigen.“ Es waren seiner Meinung nach eben nicht allein deregulierte und ungezügelte Kapital- und Investmentmärkte, die mit ihren Spekulationen die Finanzkrise auslösten. Verantwortlich dafür war auch eine allzu spendable amerikanische Regierung und kurzsichtige Zentralbank in Washington, die bereits unter Präsident Bill Clinton damit begann, wachsende Unterschiede beim Einkommen durch die massive Ausweitung von Hypothekenkrediten mit geringer Bonität auszugleichen.

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Daniel Goeudevert schwärmt von der Lokalisierung

Der ehemalige Topmanager Daniel Goeudevert geht davon aus, dass die nächste Phase der Globalisierung durch eine eindeutige Tendenz zur Lokalisierung gekennzeichnet sein wird. Der Bestsellerautor erklärt: „Nachhaltigkeit, eine marktnahe Produktion von Waren sowie dezentrale Selbstversorgungssysteme für Energie, Treibstoff, Nahrungsmittel und Wasser, die den jeweiligen lokalen Gegebenheiten angepasst sind, werden die Zukunft prägen.“ Gleichwohl wird diese Zukunft laut Daniel Goeudevert eine durch und durch globalisierte bleiben, und zwar nicht nur, nicht einmal in erster Linie wegen der Kommunikationstechnologie, sondern weil sich die Erkenntnis, dass die weltweit dringendsten Probleme – Energieversorgung, Klimawandel, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, Armut, Fundamentalismus – nicht national gelöst werden können, endlich durchzusetzen beginnt. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Daniel Goeudevert nennt die Gründe der Hungerkrisen

Die Subventionspolitik im Agrarsektor offenbart laut Daniel Goeudevert ein Höchstmaß an Bigotterie. Mit mehr als 360 Milliarden Dollar pro Jahr fördern die industrialisierten OECD-Staaten, vor allem Europa und Amerika, ihre äußerst produktive High-Tech-Landwirtschaft. Das entspricht etwa dem siebenfachen der weltweit pro Jahr gewährten Entwicklungshilfe und dem 350fachen der von den OECD-Ländern direkt in Afrika geleisteten Agrarhilfe. Daniel Goeudevert ergänzt: „Und der hier dank solcher Förderung produzierte Überfluss landet dann – dem woanders durchgesetzten Handel sei Dank – unter anderem zu Billigpreisen auf den Märkten der Entwicklungsländer.“ So kann man zum Beispiel in Sandaga, dem größten Konsumgütermarkt Westafrikas Obst und Gemüse aus südeuropäischen Ländern kaufen, das bis zur Hälfte billiger ist als die einheimischen Produkte. Auf diese Art und Weise wird die lokale Landwirtschaft zerstört.

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Frauen und Männer sollten nicht gemeinsam einkaufen

Der Däne Martin Lindstrom, Marketingexperte und Buchautor, kennt alle Tricks, mit denen Markenhersteller ihre Kunden verführen. Dumm sind die Käufer seiner Meinung allerdings nur, wenn sie denken, alle Tricks zu kennen. Martin Lindstrom ergänzt: „Wenn wir meinen, dass wir immun gegen die Dinge sind, die sich die Branche einfallen lässt – das ist tatsächlich dumm.“ Zu den gemeinsten Tricks zählt Martin Lindstrom die Kundenkarten. Jeder, der eine Kundenkarte besitzt, glaubt damit billiger einzukaufen, da er ja Rabatt bekommt. Aber die Sache hat einen gewaltigen Nachteil. Martin Lindstrom erklärt: „Aber so sammeln die Händler enorme Daten über uns, für immer gezieltere Werbung. Die kommt nicht nur per Post und E-Mail, auch wenn wir Suchmaschinen benutzen.“

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Daniel Goeudevert nennt die Regeln der Globalisierung

Auf den internationalen Märkten geht es scheinbar zu wie immer. Es wird gekauft und verkauft, es gibt Angebot und Nachfrage, Produzenten und Konsumenten. Und dennoch hat dies laut Daniel Goeudevert immer weniger mit der Ökonomie im klassischen Sinne zu tun, auch wenn die Verfechter der Globalisierung ständig das Gegenteil behaupten. Die Anhänger des weltweiten Freihandels fordern ständig Programme und Maßnahmen, die Länder fit machen sollen, um den Stürmen der Globalisierung zu trotzen. Daniel Goeudevert schreibt: „Die Antreiber solcher Fitnesskuren sind multinationale Konzerne und eine weltweit sehr agile Finanzindustrie sowie deren Lobbyisten in den einflussreichen internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Welthandelsorganisation (WHO) und der Weltbank. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Tim Jackson fordert ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell

Tim Jackson glaubt, dass auch für ein neues nachhaltiges Wirtschaftssystem die Arbeit von zentraler Bedeutung sein wird. Denn bezahlte Arbeit trägt erstens ganz offensichtlich zum Lebensunterhalt der Menschen bei und ermöglicht ihnen zweitens am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Tim Jackson schreibt: „Durch Arbeit schaffen wir die gesellschaftliche Welt immer neu und finden einen glaubwürdigen Platz darin.“ Der Professor für Nachhaltige Entwicklung am Zentrum für Umweltstrategien der Universität Surrey vertritt zudem die These, dass sich die Wirtschaft innerhalb bestimmter ökologischer Grenzen bewegen muss. Diese Grenzen werden teilweise durch die Ökologie der Erde gesetzt, teilweise durch das Wachstum der Weltbevölkerung. Tim Jackson erklärt: „Beide Faktoren zusammen bestimmen, wie viele Ressourcen, wie viel Umweltraum zur Verfügung stehen. Innerhalb jeder Ökonomie bildet dies die Grenze für nachhaltiges Wirtschaften.“

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Daniel Goeudevert plädiert für Anstand und Fairness

Für den ehemaligen Topmanager Daniel Goeudevert haben verantwortliches Handeln und Anstand nicht nur eine zivile und soziale, sondern auch eine wichtige ökonomische Dimension. Doch diese Tatsache scheint heute fast vollständig in Vergessenheit geraten zu sein. Daniel Goeudevert schreibt: „Rücksichtslosigkeit wird irgendwann vom Markt bestraft. Nur wer die Konsequenzen seines Tuns bedenkt, wer verlässlich ist, Qualität liefert und wem seine Kunden vertrauen, wird sich dauerhaft gegen Mitbewerber behaupten können.“ Erst Anstand ermöglicht seiner Meinung nach Vertrauen. Als Beispiel nennt Daniel Goeudevert den Slogan „Made in Germany“, der nie nur für hohe Produktqualität stand, sondern immer auch für Verlässlichkeit und Fairness. Er beklagt allerdings, dass Verantwortung und Anstand vom Aussterben bedrohte Tugenden sind. Jede Nachrichtensendung und leider auch viele Blicke auf den Alltag bestätigen diese These.

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