Philipp Bloms Plädoyer für die radikale Aufklärung

Philipp Blom entführt seine Leser in den Salon des Barons d`Holbach, wo sich wenige Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution einige der intelligentesten Denker Europas treffen. Zur illustren Runde gehören unter anderen Denis Diderot, David Hume, Laurence Sterne und Jean-Jacques Rousseau, die über eine zeitgemäße Philosophie diskutieren, die mit den Tabus der Vergangenheit bricht. Ihr Denken will die Religion hinter sich lassen, sich rein auf die Kraft des Verstandes stützen und zugleich den Leidenschaften einen angemessenen Raum zugestehen. Diese radikale Variante der Aufklärung konnte sich bis heute noch nicht in größeren Kreisen der Gesellschaft durchsetzen. Philipp Blom plädiert dafür, diesen aufklärerischen Ansatz der besten Köpfe Europas wieder aufzugreifen, denn er liefert Argumente zu einem vernunftgemäßen Umgang mit der Religion, setzt sich mit den Rollen der Geschlechter auseinander und propagiert die Idee einer wirklich menschlichen Gesellschaft.

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Die ausufernde Produktion von Unsinn muss aufhören

Mathias Binswanger hält nichts von dem Motto „Je mehr Wettbewerb – umso besser!“ Denn es führt seiner Meinung nach dazu, dass künstliche Märkte ins Leben gerufen werden, wo es eigentlich keine Nachfrage gäbe, wodurch nicht mehr Qualität, sondern immer mehr Unsinn produziert wird. In seinem Buch „Sinnlose Wettbewerbe“ gibt Mathias Binswanger zwar zu, dass die Produktion von Dingen, die niemand braucht, zwar kurzfristig Arbeitsplätze schafft, langfristig sind aber die Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft fatal. Laut Mathias Binswanger geht ein neues Gespenst in Europa um, der Geist des künstlichen Wettbewerbs, der sich zu einer Ideologie entwickelt hat, in die sich die Menschen verrannt haben. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre der Fachhochschule Solothurn.

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Wie zwei Studenten aus Harvard Facebook gründen

Ben Mezrich beschreibt in seinem Buch „Die Gründung von Facebook“ chronologisch die Entwicklung der Idee zweier Studenten zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt. Die dramatische Entstehungsgeschichte von Facebook hat der Autor aus Dutzenden von Interviews, Hunderten von Quellen und Tausenden von Dokumenten rekonstruiert. Ursprünglich waren facebooks Datenbanken mit Fotos von Studierenden, von den Verwaltungen der Universitäten alphabetisch geordnet. Es fing alles damit an, dass Mark Zuckerberg Tausende von Fotos aus den Datenbanken der Wohnheime der Harvard Universität gesaugt hatte. Zuerst wollte er seine Website Facemash.com nennen. Mark Zuckerberg dachte bei sich: „Kann sein, dass Harvard die Website aus rechtlichen Gründen kippt, ohne zu kapieren, welchen Wert sie als Initiative hat, die man auch auf andere Unis ausdehnen könnte.“

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Christian Thieleman ist fasziniert vom dunklen Klang

Zu den frühesten musikalischen Erinnerungen des Dirigenten Christian Thielemann gehört, dass seine Mutter mit ihm oft Volkslieder gesungen hat. Mit fünf Jahren bekam er seinen ersten Klavierunterricht. Da die erste Unterrichtsstunde nicht sehr gut ausfiel, endete sie in Tränen. Da seine Mutter und sein Vater ausgezeichnete Klavierspieler waren, dachte der Knabe, er müsse das Instrument auch sofort perfekt beherrschen. Christian Thielemann erzählt aus seiner Kindheit: „Dann ging es aber ganz schnell, und ich bewegte mich in der Musik so natürlich wie ein Fisch im Wasser. Mit sieben wollte ich auch noch Geige lernen, bin aber bald auf die Bratsche umgestiegen. Schon damals faszinierte mich ein dunklerer Klang mehr.“

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Ohne Glauben gibt es für Alain keine Hoffnung

Ein Mensch, der sich etwas vornimmt, aber schon bei der Planung am Gelingen zweifelt, hat kein Selbstvertrauen. Für den französischen Philosophen Alain, der von 1868 bis 1951 lebte, fürchtet ein solcher Mensch immer drei Dinge in einem: Die anderen Menschen, die äußere Notwendigkeit und sich selbst. Es ist offensichtlich nicht sehr klug, etwas unternehmen zu wollen, das man sich nicht zutraut. Alain sagt: „Wollen, ohne zu glauben, dass man zu wollen weiß, ohne bei sich einen Schwur zu tun, das ist kein Wollen.“ Auf der anderen Seite ist es auch nicht sicher, dass sich Wege auftun werden, wenn ein Mensch einen festen Glauben hat, aber es ist sicher, dass alle Wege versperrt sein werden, wenn man nicht zunächst den festen Glauben hat.

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Der Jazz-Saxophonist Joe Lovano spielt "Bird Songs"

Joe Lovano gehört zu den vielseitigsten Saxophonisten des Jazz. Der 58-jährige Amerikaner hat seine neue CD „Bird Songs“ Charlie Parker gewidmet. Er begründet dies damit, dass ihm sein Vater das Saxophonspiel mit der Musik Charlie Parkers beigebracht hat. Joe Lovano erzählt: „Viele Lehrstunden bei meinem Dad bestanden darin, dass wir Parkers Melodien und Soli unisono gespielt haben. Mein Vater sprach ein Leben lang davon, was für ein Genie der gewesen sei.“ Anfang der fünfziger Jahre hatte sein Vater Charlie Parker sogar einmal live erlebt, wobei der ganze Saal vibriert habe. Charlie Parkers Ton und Phrasierung seien ungemein klar und intensiv gewesen. Die Schallplattenaufnahmen konnten diese Technik und Stimmung bei weitem nicht wiedergeben.

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Ein analytischer Blick hinter die Kulissen von Facebook

In seinem Buch „Der facebook-effekt“ beschreibt David Kirkpatrick, wie ein 19 Jahre alter Student von der Universität Harvard ein Unternehmen aufgebaut hat, das heute nach Google die meisten Besucher im Internet anzieht. Er zeigt, wie Facebook das Leben der User verändert hat und in welche Richtung sich der Konzern in Zukunft entwickeln wird. Schon die Entwicklung von der Gründung von Facebook bis heute ist atemberaubend: Inzwischen sind mehr als 500 Millionen Nutzer dort angemeldet. Der Autor David Kirkpatrick ist ein Journalist, der seit vielen Jahren Artikel über das Internet und die dazugehörige Technologie verfasst. Er hatte bei seinen Recherchen für das Buch direkten Zugang zu Mark Zuckerberg, den Gründer von Facebook und zu allen Spitzenmanagern des Unternehmens.

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Augustinus schreibt die Geschichte der Theologie

In seiner Schrift „Vom Gottesstaat“ entwirft Augustinus eine Geschichte der Theologie, indem er die Geschichte der Menschheit als den Schauplatz des Ringens zwischen Glaube und Unglaube darstellt. Das Werk umfasst 22 Bücher, die sich in zwei Hauptabschnitte aufteilen lassen: die Bücher eins bis zehn widerlegen den Sinn und die Notwenigkeit an heidnische Götter zu glauben. Der Rest ist dem Kampf zwischen Glauben und Unglauben gewidmet. Die Bürgerschaft Gottes steht in einem ständigen Krieg der irdischen Bürgerschaft gegenüber. Augustinus ist der Meinung, dass dieser Kampf auf Erden nicht entschieden werden könne und sich erst vor dem Jüngsten Gericht entscheide, wer welcher Bürgerschaft angehört.

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Der biologische Beweis der Existenz des freien Willens

Der Zoologe Björn Brembs beweist die Existenz des freien Willens in der Biologie durch die Ergebnisse seiner Experimente mit Fruchtfliegen. Für ihn geht es bei der Willensfreiheit im Wesentlichen um die Fähigkeit, in der gleichen Situation unterschiedlich zu handeln. Das heißt auf bestimmte Reize einmal so und einmal anders zu reagieren oder auch einfach ohne äußerlichen Anreiz zu handeln. Björn Brembs sagt: „Und diese Variabilität des Verhaltens finden wir auch schon bei Fruchtfliegen.“ Er schränkt allerdings ein, dass der freie Wille der Fruchtfliege weniger frei ist als der des Menschen. Er widerspricht damit manchen Gehirnforschern, die behaupten, der freie Wille an sich sei nur eine Illusion.

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Amartya Sen propagiert die Idee der Gerechtigkeit

Amartya Sen, einer der einflussreichsten Denker unserer Zeit, hat sein Buch „Die Idee der Gerechtigkeit“ John Rawls gewidmet. Seine Theorie der Gerechtigkeit argumentiert mit Thesen, die am Ergebnis orientiert sind, deren Wertbestimmung die konkrete Überwindung von Ungerechtigkeit ist. Der Autor beschreibt viele Wege zu einer gerechteren Welt, die Menschheit muss nur den Willen aufbringen, auf ihnen zu gehen. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Ökonomie für den Menschen“ und „Die Identitätsfalle.“

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Stendhals Romane erzeugen ein Gefühl des Glücks

Der französische Philosoph Alain erkannte, dass der Schriftsteller Stendhal ganz und gar kein Bürger im üblichen Sinne war. Er schrieb: „Die Tyrannen, ob groß oder klein, fürchten dieses skandalöse Beispiel eines Mannes großen Stils, der vor nichts Respekt hat.“ Laut Alain nahm Stendhal die Götter der Politik nicht ernst, ob sie nun Staat oder Vaterland hießen. Er machte sich über die Macht lustig und verlachte die Wichtigtuer. Seine Götter waren der Mut, die Ehre, die Liebe und die Freundschaft. In den zwei großen Romanen von Stendhal sieht Alain zwei Muster der Schönheit, und zwar ohne jede Einschränkung. Alain sagt: „Die ersten Seiten der Kartause von Parma reißen mich mit wie der schönste Gesang Homers. Schlichtheit, Jugend, Poesie, all dies kommt darin dem großen Augenblick gleich.“

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Die unterschätzte Macht des Marktes und der Wirtschaft

Der Bestsellerautor Norbert Häring zeigt in seinem neuen Buch „Markt und Macht“, wie die Macht der Wirtschaft das Leben jedes einzelnen Menschen bestimmt und warum sich die Ökonomen nicht darum kümmern. Vieles was von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern als ökonomische Notwendigkeit dargestellt wird, dient in Wirklichkeit nur dem wirtschaftlichen Vorteil bestimmter Interessengruppen. Zu den Lieblingsökonomen von Norbert Häring zählt Amartya Sen, der gezeigt hat, das die Ökonomie für den Menschen da zu sein hat und nicht umgekehrt. Der Autor schreibt seit 13 Jahren, erst für die Börsen-Zeitung, dann für die Financial Times Deutschland und seit 2002 für das Handelsblatt.

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Martin Heidegger und seine Leidenschaft des Denkens

Die Leidenschaft des Denkens hat der Philosoph Martin Heidegger in den Mittelpunkt seines Lebens gesetzt. Er führte ein Zwiegespräch mit den großen Denkern der Philosophie, von Platon bis Friedrich Nietzsche. Er wollte aufdecken und denkend erfassen, worum es den großen Philosophen ging, was sie im Innersten bewegte. Es ging ihm um die Deutung des Seienden im Ganzen, von Platons Entwurf des wahrhaft Seienden als Idee bis hin zu Friedrich Nietzsches Versuch der Umkehr des Platonismus bei seiner Deutung des Seienden als Wille zur Macht.

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Ai Weiwei: "Alle Menschen müssen Philosophen werden"

Ai Weiwei, einer der bekanntesten chinesischen Künstler, kommt zu der Schlussfolgerung, dass die absolute Freiheit, wie sie Amerika propagiert hat, der menschlichen Entwicklung schadet. Denn absolute Freiheit ist nicht nachhaltig. Nachhaltigkeit hingegen ist eine sehr praktische Idee, weil ohne sie nichts mehr Fortbestand haben wird. Sie ist heute der Maßstab aller Dinge. Ai Weiwei stellt sich die Frage, wie die Menschheit den amerikanischen Eroberungsdrang, der sie bislang so ungeheuer fasziniert hat, abschütteln und in Frieden mit dem Universum leben kann.

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Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben

„Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann“, sagt Roy Peter Clark. Man braucht dazu Werkzeuge, nicht Regeln. Seine 50 Werkzeuge und die mehr als 200 Textbeispiele und Übungen helfen fast jedem Autor besser zu schreiben. Roy Peter Clark ist Vizepräsident des Poynter Institute in St. Petersburg, Florida – eine der renommiertesten Journalistenschulen der Welt. Er hat 14 Bücher zum Thema Schreiben und Journalismus veröffentlicht. Roy Peter Clark hat seinen Schreibwerkzeugkasten in vier große Kapitel unterteilt. Das erste nennt er das A und O: Strategien, um auf Wort-, Satz- und Absatzebene Inhalte zu vermitteln. Im zweiten Teil geht es um Spezialeffekte: Hilfen und Tipps für mehr Klarheit, Wirtschaftlichkeit, Originalität und Überzeugungskraft.

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Alain Badiou tritt für eine Politik der Wahrheit ein

Alain Badiou ist überzeugter Kommunist und schreibt von der „Demokratie“ nur in Anführungszeichen, da sie für ihn eine Oligarchie der undurchsichtigen Finanzleute, der aalglatten Berufspolitiker und der angepassten Fernsehmoderatoren sei. Eigentlich sind für den Philosophen Alain Badiou alle Staatsformen konservativ, denn sie dienen der Erhaltung der alles dominierenden Staatsmacht, was für grausame Despotien nicht anders gilt als für Demokratien. Der Wechsel zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen links und rechts verleiht laut Alain Badiou der Demokratie nur mehr Geschmeidigkeit. Die Demokratie passt passt deshalb seiner Meinung nach besser zum liberalen Kapitalismus als jede andere Staatsform und sichert seinen Erhalt.

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