Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung

Der französische Soziologe Bruno Latour hat vor drei Jahrzehnten den Gedanken der Hybridität zu einem neuen, ökologischen Weltverständnis ausgeweitet. Roger de Weck erklärt: „Kultur und Natur, Lebewesen und Dinge, die Gesellschaft und ihre Gegenstände stünden nicht nur in ständiger Wechselbeziehung zueinander, sie seien darüber hinaus als hybride Kollektive zu begreifen.“ Darin liegt gedankliche Subversion der radikalen Art. Bruno Latour relativierte die uralte Ordnung, in welcher der Mensch die Krone der Schöpfung ist. „Macht euch die Erde untertan“? Latour stellte letztlich auf die gleiche Stufe, was zuvor als völlig ungleich und unvergleichbar galt: den Menschen, das Tier, die Dinge. Diese neue Weltanschauung verdankt vieles dem postkolonialen Denken. Die Befreiung und allmähliche Emanzipation der Kolonien kündigen eine Ära an, in der sich der Westen nicht länger die Erde untertan machen kann, weder politisch noch ökonomisch noch ökologisch. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

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