Wer produziert Kunst? Für wen? Und wozu? Grundsätzliche Fragen dieser Art erlangten im Verlauf des 19. Jahrhunderts brennende Aktualität. In seinem Essay „Was sollen wir den tun?“ (1886) stellt Leo Tolstoi (1828 – 1910) sie mit großer Insistenz. Jürgen Wertheimer blickt zurück: „Einige Jahrzehnte früher enthüllt Honoré de Balzac (1799 – 1850) den ökonomischen und soziologischen Kern jeder Kunstproduktion, während Charles Dickens (1812 – 1870) sie als Medium sozialer Verbesserung einzusetzen versucht.“ Von seinen Zeitgenossen wurde er als „König der Herzen“ gefeiert. „Nostro Carlo Dickens è morto“, titelten italienische Zeitungen, als die Nachricht vom Tod des Dichters am 9. Juni 1870 um die Welt ging, und dem Feuilletonisten einer Genueser Zeitung kam es vor, als sei die Sonne am Himmel ausgelöscht. Jürgen Wertheimer ist seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.