Alle Lebewesen müssen möglichst sparsam mit ihrer Energie umgehen

Es klingt auf den ersten Blick ziemlich weit hergeholt, aber indem die Menschen eine Vorstellung von einem würdevollen Leben entwickeln und sie zur Grundlage der Gestaltung ihres Lebens und der Steuerung ihres Verhaltens machen, folgen sie eigentlich nur den Gesetzmäßigkeiten, die sich aus dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ergeben. Gerald Hüther erläutert: „Der besagt, dass alle natürlichen Prozesse auf die gleichmäßige Verteilung von Energie ausgerichtet sind. Alle Lebewesen müssen deshalb über die Fähigkeit verfügen, eine innere Ordnung aufzubauen, die dieser Tendenz entgegenwirkt.“ Je besser ihnen das gelingt, desto wahrscheinlicher wird ihre Überlebensfähigkeit. Je weniger Energie sie für die Aufrechterhaltung ihrer inneren Ordnung verbrauchen, desto besser sind sie in der Lage, ihrer eigenen Auflösung zu widerstehen. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Die eigene Vorstellungswelt ist stark begrenzt

Eine effektive und nachhaltige Möglichkeit zur Überwindung der Begrenztheit der eigenen Vorstellungswelt ergibt sich aus der Begegnung mit anderen Menschen und deren fremdartigen, von den eigenen Überzeugungen abweichenden Vorstellungen. Gerald Hüther ergänzt: „Solche Begegnungen öffnen und relativieren die eigen Selbst- und Weltbilder.“ Die Erfahrungen des schmerzhaften Scheiterns bei der Verfolgung seiner eigenen Vorstellungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Spätestens seit dem letzten Jahrhundert zeichnet sich aber ab, dass sogar totalitäre Herrschaftssysteme längerfristig außerstande sind, ihre jeweiligen Vorstellungen auf Kosten anderer durchzusetzen. Selbst die grausamen Versuche, die von solchen Gemeinschaften entwickelten Selbst- und Weltbilder durch Kriege und die Unterwerfung Andersdenkender aufrechtzuerhalten, sind letztlich immer wieder gescheitert. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Die frühe Kindheit ist entscheidend für das spätere Leben

Idealerweise wird durch die Liebe zwischen Mutter und Kind der Urgrund der Liebesfähigkeit des Nachwuchses geschaffen. Andreas Salcher fügt hinzu: „Jene fundamentale Erfahrung intimer Verbundenheit entsteht durch die körperliche, emotionale und psychische Nähe. Sie weckt die Sehnsucht, später eine ähnliche intime und vertrauensvolle Beziehung zu einem Liebespartner zu finden.“ Ein Kleinkind entwickelt in den ersten drei Jahren ein Grundgefühl, welchen Situationen und Menschen es vertrauen kann und welchen nicht. Entscheidend für die Bildung jenes Urvertrauens sind die unmittelbaren Bezugspersonen, also die Eltern, primär die Mutter nach der Geburt. Die bei der Wahrnehmung der Umwelt gewonnenen positiven Erfahrungen statten ein Kind mit hohem Grundvertrauen darin aus, dass es die Welt gut mit ihm meint und es angenommen und geliebt wird. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Adolf Hitler ist für immer mit der Vorstellung des Bösen verbunden

Wer über das Böse nachdenkt, kommt nicht selten irgendwann auf Adolf Hitler zu sprechen. Julia Shaw erläutert: „Das verwundert nicht bei einer Person, die u. a. für Massenmord, Zerstörung, Krieg, Folter und Volksverhetzung die Verantwortung trug.“ Die Geschichte und die Welt er werden für immer durch die Erinnerung an ihn beschmutzt sein. Wegen der Vielfalt und des Ausmaßes der Verwüstung, für die Adolf Hitler direkt und auch indirekt verantwortlich war, sind etliche Bücher über seine Beweggründe, seine Persönlichkeit und sein Handeln geschrieben worden. Die Menschen wollen schon lange wissen, warum und wie aus ihm der Mann wurde, den man aus den Geschichtsbüchern kennt. Statt die Einzelheiten seines Handelns zu analysieren, richtet Julia Shaw ihr Augenmerk auf folgende Frage: „Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie Hitler als Baby töten?“ Julia Shaw forscht am University College London im Bereich der Rechtspsychologie, Erinnerung und Künstlicher Intelligenz.

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Das Gehirn des Menschen ist zeitlebens formbar

So recht scheinen viele Menschen bis heute allesamt nicht zu wissen, wer sie sind. Suchende bestenfalls, aber als solche laufen sie eben auch ständig Gefahr, sich zu verirren. Das unterscheidet den Menschen von den Tieren. Bei denen sind entweder einzelne körperliche Merkmale so spezialisiert herausgebildet, dass sie gar keine andere Möglichkeit haben, als so zu leben, wie es diese besondere Beschaffenheit ihres Körpers vorgibt: als Forelle im Bach oder als Adler in der Luft. Das Gehirn eines Menschen ist sehr viel formbarer als das eines Tieres. Gerald Hüther ergänzt: „Nicht nur während der Phase der Hirnentwicklung, sondern zeitlebens können dort neue Erfahrungen in Form neuronaler Vernetzungen und Verschaltungsmusterverankert werden. Und im Verlauf unserer bisherigen Entwicklung haben wir Menschen überall auf der Welt gelernt, unsere eigene Lebenswelt immer besser nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten.“ Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Das Lesen erschafft einen neuen Menschen

Es wäre für Emmanuel Todd irrig, im Lernen des Lesens nur den Erwerb einer Technik zu sehen: „Wie schon heutige Messungen zeigen, steigert ein frühzeitiges und intensives Lesen die Gehirnleistung.“ Sicher lernen intelligente Kinder schneller lesen, aber noch wichtiger für das Verständnis der Menschheitsgeschichte ist die Erkenntnis, dass das Lesen vor allem die Kinder intelligenter macht. Wie beim Erwerb einer Fremdsprache eignet man sich diese Fähigkeit deutlich leichter vor als nach der Pubertät an. Man kann durchaus sagen, dass die Alphabetisierung das menschliche Gehirn in einer entscheidenden Phase seiner Entwicklung nachhaltig verändert hat. Das Lesen erschafft einen neuen Menschen. Es schafft einen neuen Bezug zur Welt, ermöglicht eine komplexere Innerlichkeit und verändert – im Guten wie im Schlechten – die Persönlichkeit. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Der Homo sapiens tauchte vor rund 200.000 Jahren auf

Als tierische Spezies zeichnet sich der Homo sapiens hauptsächlich durch sein großes Gehirn und seine geistigen Fähigkeiten aus. Emmanuel Todd ergänzt: „Er beobachtet, sammelt Erkenntnisse und häuft Wissen an.“ Einige seiner entscheidenden Fähigkeiten, etwa der Gebrauch von Werkzeug oder die Nutzung des Feuers, waren schon unter seinen Vorgängern verbreitet. Mit dem Auftauchend des Homo sapiens vor rund 200.000 Jahren beschleunigte sich der Erwerb neuer Techniken in einer exponentiellen Größenordnung. Seine Ausbreitung über alle Kontinente, seine Sesshaftwerdung an verschiedenen Orten und die Erfindung der Landwirtschaft um 9000 v. Chr. im Nahen Osten machten es möglich, dass die Population des Homo sapiens in beachtlichem Maße anwuchs. Um 3300 v. Chr. entstanden in Mesopotamien und vor 3000 v. Chr. in Ägypten erste Formen von Schrift und erste Städte. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Gerald Hüther bewundert die Plastizität des Gehirns

Es gibt für Gerald Hüther wohl keine wissenschaftliche Entdeckung, deren Bedeutung für das menschliche Leben und das Zusammenleben so lange und so sehr unterschätzt worden ist, wie die nun schon vor einem halben Jahrhundert nachgewiesene Plastizität des menschlichen Gehirns. Gerald Hüther erläutert: „Sie bildet die Grundlage unserer enormen und bis ins hohe Alter fortbestehenden Lernfähigkeit. Diesem neuroplastischen Potential verdanken wir alles, was wir Menschen bisher geschaffen haben.“ Auch das, was einzelne Völker oder Staaten anderen Menschen und der Vielzahl anderer Lebewesen auf diesem Planeten angetan haben. Die Lernfähigkeit der Menschen und die aus ihr gespeiste Entdeckerfreude und Gestaltungslust bilden die Grundlage für das, was aus der Menschheit geworden ist. Dabei war die Herausbildung lernfähiger Gehirne im Verlauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Tiere kein Zufall. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Oxytocin wird auch „Liebeshormon“ genannt

Oxytocin ist ein Hormon, das von stillenden Frauen und ihren Neugeborenen ausgeschüttet wird. Der Stoff wird auch von Frauen und Männern beim Orgasmus freigesetzt und daher häufig als „Liebeshormon“ bezeichnet. Als evolutionärer Mechanismus erhöht Oxytocin die Chancen, dass ein Neugeborenes überlebt und dass Gene von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Frauen wurden durch die Evolution mit einem Hormon ausgestattet, das die Entstehung einer Bindung zwischen Mutter und Kind rein instinktiv steuert. Eyal Winter fügt hinzu: „Das Hormon ermöglicht es dem Neugeborenen sogar, direkt nach der Geburt zu erkennen, wie wichtig es ist, die Brust der Mutter zu finden. Säuglinge werden mit dem Instinkt geboren, Milch aus der Brust der Mutter zu saugen.“ Eyal Winter ist Professor für Ökonomie und Leiter des Zentrums für Rationalität an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

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Langeweile ist ein mächtiger Stimulator für die Fantasie

Eine der interessantesten Phasen der Kreativität ist für Holger Volland das Nichtstun, die sogenannte Reifungsphase. Denn die scheinbare Untätigkeit wird mit überraschenden Ergebnissen belohnt: „Wir kreieren neue Ideen, indem wir damit aufhören, unserem Gehirn weiteren Input zu geben. Es hilft in dieser Phase enorm, das Gehirn auf „Wanderschaft“ zu schicken, was uns aber immer schwerer fällt.“ Die Erziehungswissenschaftler Howard Gardner und Katie Davis erklären das so: „Menschen erzeugen neue Ideen, indem sie die Welt reflektieren, die sie umgibt. Reflexionen erfordern Aufmerksamkeit und Zeit, zwei Dinge, die in der heutigen mediengesättigten Welt schwer zu erreichen sind.“ Überraschenderweise gilt deshalb Langeweile seit Langem schon als mächtiger Stimulator für die Fantasie. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Das Internet hat nichts mit Wissen oder Bildung zu tun

Wer sich oft dabei ertappt, viel Zeit alleine mit dem Handy zu verbringen, sich durchs Internet zu klicken, und immer „auf dem neuesten Stand“ zu sein, sitzt ganz offensichtlich dem Irrglauben auf, dass sein Verhalten irgendetwas mit dem Erwerb von Wissen oder gar Bildung beziehungsweise mit Kommunikation oder gar sozialer Interaktion zu tun hat. Manfred Spitzer weiß: „In Wahrheit hat er oder sie nicht bemerkt, dass sich eine Technologie in alle Bereiche des Alltags eingenistet hat, die zwischen uns und den anderen steht: >Medien< heißt >Vermittelndes< und ist damit genau das Gegenteil von Unmittelbarkeit.“ Das bleibt oft unbeachtet, wenn es um Medien geht; der Unterschied ist jedoch gewaltig und mitunter auch teuer. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Gefühle drücken Schwankungen im Lebenszustand aus

Wertigkeit ist die Qualität, die dem Erlebnis innewohnt und die man als angenehm oder unangenehm oder irgendwo in dem Spektrum zwischen diesen beiden Extremen anordnet. Repräsentationen, die keine Gefühle sind, lassen sich mit Begriffen wie „gespürt“ oder „wahrgenommen“ gut beschreiben. Antonio Damasio ergänzt: „Die Repräsentationen, die wir als Gefühle bezeichnen, werden jedoch gefühlt, und wir sind von ihnen betroffen. Das macht die Klasse von Erlebnissen, die wir Gefühle nennen – neben der Einzigartigkeit ihres Inhalts, das heißt des Körpers, zu dem das Gehirn gehört – so einzigartig.“ Die ersten Ursprünge der Wertigkeit gehen auf frühe Lebensformen zurück, die vor der Entstehung von Nervensystemen und Geist existierten. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien

Die menschliche Sprache ist Mittel zum Ausdruck und zum Austausch. Durch sie wird Wissen festgehalten und Information fixiert. Holger Volland fügt hinzu: „Sprache wird vor allem durch komplexe Lautfolgen, aber auch mittels Mimik, Gestik oder Zeichen und Schriften umgesetzt. Diese Art der Kommunikation unterscheidet uns von allen anderen Tieren.“ Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien, die bislang nicht alle vollständig widerlegt oder bewiesen werden konnten. Sicher ist aber: Die gesprochene Sprache besteht zunächst einmal aus Schallwellen, die man auch über weite Distanzen senden und empfangen kann. Deshalb spielen die Ohren für die Verwendung von Sprache eine zentrale Rolle. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Beim Ich könnte es sich um eine Illusion handeln

„Das Ich“ ist ein ominöser Begriff, der heute neben „dem Selbst“ vage als Name für die Schaltzentrale des Denkens, Fühlens und Wollens verwendet wird. Neurozentriker argumentieren üblicherweise dafür, dass es kein Ich oder Selbst gibt, da es sich im Gehirn nicht nachweisen lässt. Markus Gabriel erklärt: „Es ist völlig richtig, dass das Ich oder das Selbst kein Ding unter Dingen ist. Es existiert nicht in derselben Ordnung der Dinge neben Ratten, Katzen oder Matratzen. Wer dies meint, täuscht sich in der Tat.“ Es ist nämlich die Philosophie, den Ichbegriff entwickelt hat. Dass es sich beim Ich um eine Illusion handeln könnte, ist ein alter Verdacht, für den prominent Buddha, David Hume und Friedrich Nietzsche stehen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Das Unbewusste entsteht vor dem Bewussten

Innerhalb des Rahmens der kognitiven Psychologie mit ihrem Primat des Bewusstseins konnte es einen unbewussten Prozess nur dann geben, wenn er zuerst bewusst und vorsätzlich wäre; erst nach beträchtlicher Erfahrung konnte dieser Prozess so reibungslos und effizient verlaufen – in der Psychologie benutzt man dafür den Begriff „automatisiert“ –, dass es keiner großen bewussten Steuerung mehr bedürfte. Bis zur Jahrtausendwende gingen John Bargh und seine Kollegen davon aus, dass dies die einzige Möglichkeit der Entstehung unbewusster mentaler Prozesse sei: Zu Beginn bewusst und aufwendig, gewinnen sie erst durch Erfahrung und Übung die Fähigkeit, unbewusst abzulaufen. Doch sie lagen falsch oder zeichneten zumindest ein unvollständiges Bild. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Ohne Veränderung langweilen sich die meisten Menschen rasch

Die Verdrahtung des menschlichen Gehirns ist schuld daran, dass vertraute Dinge einen Menschen schnell langweilen. Nur Veränderungen versetzen die neuronalen Netzwerke in Aktion. Fumio Sasaki schreibt: „Veränderungen lösen in unserem Gehirn Reize aus. Deswegen schwindet unser Glücksgefühl, wenn wir etwas schon länger besitzen.“ Früher sehnte man sich nach diesem Gegenstand, doch sobald man ihn hat, registriert das Gehirn, dass sich nichts mehr ändert, die Gewöhnung setzt ein. Der Reiz lässt nach, man nimmt den Gegenstand als selbstverständlichen Teil seines Lebens hin. Ohne Veränderung, ohne einen neuen Stimulus, beginnen die meisten Menschen rasch, sich zu langweilen. Dieser außerordentlich starke Effekt, kann einem das schönste Leben verderben. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass man Kleidung, die man im Geschäft sah und hefig begehrte, später grässlich findet. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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René Descartes verortet die Seele im Bewusstsein

Der lange Weg des Menschen zum Verständnis des Unbewussten hat ihn auf zahlreiche, wenn auch oft die Fantasie anregende Umwege geführt. John Bargh nennt ein Beispiel: „Im Mittelalter glaubte man, Leute, die sich seltsam verhielten, als beispielsweise mit sich selbst sprachen oder Visionen hatten, seien vom Teufel oder von einem bösen Geist besessen.“ Schließlich lehrte die Religion, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes sei, und Gott lief nicht herum und plappert laut vor sich hin. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verortete der Philosoph René Descartes die menschliche Seele – die übernatürliche, gottähnliche Seit des Menschen – im Bewusstsein. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Künstliche Intelligenzen studieren durch Sprachtraining den Menschen

Derzeit beschäftigt sich die Künstliche Intelligenz (KI) besonders intensiv mit Romanen und anderen menschlichen Texten. Holger Volland kennt den Grund dafür: „Je mehr Wissen die Maschinen über unsere Kultur sammeln, je besser sie wissen, was uns antreibt und abschreckt, je mehr die Maschinen also den Kern unserer menschlichen Persönlichkeit kennen, desto effizienter können sie für uns tätig werden. Man könnte auch behaupten, durch das Sprachtraining studieren uns die Künstlichen Intelligenzen.“ Nicht anders als die Europäer es getan haben, als sie einst unbekannte Länder und Völker entdeckt haben, sich deren Sprache aneigneten und fremde Symbole entschlüsselten. Sie haben die Sagen und das Wissen der Völker studiert, um dann mit ihnen Handelt treiben oder ihre Ressourcen anzapfen zu können. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Heutzutage dreht sich alles um Erlebnisse und Ablenkung

Die meisten Konsumenten kommen kaum noch zu sich, weil andere längst da sind, um sie abzufüllen. Händler der Aufmerksamkeit beballern sie mit gezielter Werbung, schießen ihre Gehirne sturmreif. Die Menschen kaufen und werfen weg. Sie ordnen ein und sortieren aus. Sie leben in einer Zeit, in der sich alles um Erlebnisse und Ablenkung dreht, die mit Werbung betäubt und mit Daten wuchert. Gerald Hüther ergänzt: „Und immer wieder der bange Blick auf den Bildschirm, ob es blinkt. Oder brummt. Denn wir leben in einer aufgeregten Zeit. Das Smartphone macht, dass wir keine Sekunde mehr nichts zu tun haben. Wer mit wem was hat.“ Wenn man will, bekommt man so ziemlich alles mit. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Nur der Mensch kann sein Unterbewusstsein überlisten

John Bargh entschlüsselt in seinem neuen Buch „Vor dem Denken“ das Unbewusste. Er zeigt, dass die Gefühle, das Denken und das Handeln eines Menschen durch verborgene mentale Prozesse gesteuert werden. Und dies geschieht in einem weit größeren Maß, als die Forschung bislang vermutet hat. So steuern beispielsweise Prägungen aus der Vergangenheit, das gegenwärtige Bauchgefühl und Ziele für die Zukunft das tägliche menschliche Verhalten, bevor das Denken überhaupt einsetzt. Das Überleben zu sichern, ist dabei das vorrangige Ziel. Dem freien Willen des Menschen sind damit enge Grenzen gesetzt. Doch John Bargh verrät, wie man ungewollte Handlungsmuster vermeidet und das Unbewusste überlisten kann. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Meditation sorgt für positive Veränderungen im Gehirn

Durch Meditation lassen sich Stress oder sogar Depressionen lindern, wenn nicht gar auflösen. Bereits wenige Sitzungen reichen aus, wie an der Universität Tübingen herausgefunden wurde. Klaus Biedermann erläutert: „Schon nach acht Wochen zeigten sich bei den Probanden deutliche Veränderungen. Tief im Inneren des Gehirns verstärkten sich Nervenbahnen und es wuchsen sogar neue.“ Längst hat die Hirnforschung bewiesen, dass Gedanken in der Lage sind, Gehirnstrukturen physisch zu verändern und damit den angeborenen „charakterlichen Fingerabdruck“ eines Menschen. Der amerikanische Hirnforscher Richard Davidson erklärt: „Es gibt, grob gesagt, zwei Bereich des Gehirns, die durch Meditation beeinflusst werden. Zum einen sind das Schaltkreise, die wichtig sind, um unsere Aufmerksamkeit zu regulieren, also unsere Konzentrationsfähigkeit. Und dann solche, die für die Regulierung unserer Gefühle wichtig sind.“ Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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Shirley P. Glass rät zwanghafte Gedanken aufzuschreiben

Es ist wichtig zu begreifen, dass zwanghaftes Denken keine krankhafte Reaktion auf ein Trauma ist. Es ist eine normale Reaktion. Shirley P. Glass rät: „Schreiben Sie ihre Gedanken auf. Aufschreiben liefert Ihnen ein Ventil, das ihnen beim „Loslassen“ hilft, zumindest für eine Weile. Nachdem Sie Ihre Gedanken dem Papier anvertraut haben, müssen Sie nicht länger Ihr Gehirn damit verstopfen.“ Aufschreiben bietet einen sicheren Weg, Gedanken und Gefühle auszudrücken und zu erforschen, ohne sich darum kümmern zu müssen, wie sie sich auf andere Menschen auswirken. Man muss sich dabei selbst die Erlaubnis erteilen, die Gedanken unzensiert niederzuschreiben und der eigenen Besessenheit bis an den Rand der Erschöpfung nachzugeben. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Der Kapitalismus kennt kein Endstadium

Wenn die Gesellschaften der Moderne mit der vierten industriellen Revolution ihr Wirtschaften effizienter machen, folgen sie dabei einer Logik, die mit dem Ausstellen von Wechseln und der Explosion des Kreditwesens im 15. Jahrhundert begann. Richard David Precht ergänzt: „Doch erst die Erfindung der industriellen Produktion und später der Massenproduktion hat sie zur Leitkultur gemacht.“ Seitdem sind Effizienz, Effektivität und Optimierung die Antreiber der Ökonomie. Sie nutzt fossile Stoffe wie Erdöl und Kohle und verfeuert sie für den Augenblick. Und dieser ist nie mehr als das neue Gestern. Der Kapitalismus kennt kein Endstadium, sondern nur immer neue Grenzen, die er überwinden muss. Doch nicht nur physische Stoffe, auch metaphysische Stoffe werden ihm zur Ressource. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Bakterien waren die ersten Lebensformen auf der Erde

Antonio Damasio betrachtet das Leben der Bakterien, um sich klar zu machen, wo und wie das Leben einzelner Zellen in die lange Geschichte passt, die zur Menschheit führt. Der Mensch ist nicht in der Lage, Bakterien mit bloßem Auge zu sehen. Wenn man sie allerdings mit dem Mikroskop betrachtet, erfährt man, welche erstaunlichen Dinge sie zuwege bringen. Antonio Damasio erklärt: „Dass Bakterien die ersten Lebensformen waren und uns auch heute noch begleiten, steht außer Zweifel. Aber die Behauptung, es gebe sie heut nur deshalb, weil sie tapfere Überlebende waren, wäre eine gewaltige Untertreibung.“ Vielmehr sind sie die am häufigsten vorkommenden und verschiedenartigsten Bewohner der Erde. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Holger Volland stellt die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen

Ein kulturelles Selbstverständnis beruht auf der Annahme, dass die Menschen einzigartige Wesen sind, weil sie mit ihrem kreativen Geist komplexe Ideen entwickeln und die Welt nach ihrem Willen gestalten können. Holger Volland fügt hinzu: „Die christlichen Religionen und das Judentum nennen den Menschen ein Abbild Gottes und die Krone der Schöpfung, weil nur er wie Gott Dinge nach freiem Willen selbst erschaffen kann.“ Die meisten Philosophen stimmen darin überein, dass der Mensch nicht nur ein Geschöpf in der Welt, sondern ein aktiver Schöpfer seiner Welt und Gestalter des Wesens seiner Gattung ist. Wenn Algorithmen nun so funktionieren können wie unsere neuronalen Netze im Gehirn, dann können sie lernen, was Kultur ist und darauf basierend ihre eigene Kultur gestalten. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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