Verschiebung und Verdichtung gestalten den Traum

Der Traum ist für Sigmund Freud das Ergebnis einer „sekundären Bearbeitung“ von Erfahrungsresten, die er in seiner „Bilderschrift“ gleichzeitig „verdichtet“ und „verschiebt“, das heißt: konzentriert und umlenkt. Sigmund Freud schreibt: „Traumverschiebung und Traumverdichtung sind die beiden Werkmeister, deren Tätigkeit wir die Gestaltung des Traumes hauptsächlich zuschreiben dürfen.“ Der Traum sei knapp, armselig, lakonisch im Vergleich zu dem Umfang und zur Reichhaltigkeit der Traumgedanken. Der Traum fülle niedergeschrieben eine halbe Seite; die Analyse, in der die Traumgedanken enthalten seien, bedürfe das sechs-, acht-, zwölffache an Schriftraum. Peter-André Alt ergänzt: „Der Traum ist überbestimmt, denn er entsteht aus der Konzentration, die im Verdichtungsprozess stattfindet.“ Dabei kommt es häufig zu einer direkten Veranschaulichung der in einem Wort bezeichneten Bedeutung. Peter-André Alt ist Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Freien Universität Berlin.

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ZEN löst negative Gedankenmuster auf

Im Hier und Jetzt nichts zu bewerten, kann man vielleicht als Kernaufforderung des ZEN verstehen. Klaus Biedermann erläutert: „Unsere großen Seuchen – Depression und Angst – haben damit zu tun, dass die Betroffenen nicht in der Gegenwart leben. Der Depressive ärgert sich über Dinge, die waren, der Angstvolle macht sich Gedanken über das, was noch kommt und wahrscheinlich nie eintreffen wird.“ Der einzige Moment aber, in dem man glücklich sein kann, ist jetzt. Zu viel zu denken, macht unglücklich. Besonders gefällt Klaus Biedermann am ZEN, dass Komik und Erleuchtung hier nahe beieinander liegen dürfen. Arthur Schopenhauer sagte einmal, jedes Lachen sei eine kleine Erleuchtung. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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Eine Kultur lässt sich nicht planen

Terry Eagleton stellt fest: „Wenige Denker dürften den Eindruck vermitteln, der romantischen Volkskultur ferner zu stehen als der so aristokratisch wirkende T. S. Eliot.“ Für ihn bedeutet das Wort „Kultur“ in erster Linie das sozial Unbewusste. Es bezeichnet „die Gesamtform, in der ein Volk lebt – von der Geburt bis zum Grabe, vom Morgen bis in die Nacht und selbst im Schlaf“, doch handelt es sich um eine Lebensweise, deren sich die Menschen nie ganz bewusst sein können. Eine Kultur, fährt T. S. Eliot fort, „kann nie völlig eine Sache des Bewusstseins werden – unser bewusstes Leben erschöpft sich nicht; und sie lässt sich nicht planen, weil sie ja auch der unbewusste Untergrund all unseres Planens ist“. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Denken ist das Erfassen von Gedanken

Der Mathematiker Gottlob Frege 1848 – 1925) gab auf die Frage, was Denken eigentlich ist, eine bemerkenswerte Antwort. Außerdem stammen von ihm einige philosophische Beiträge, die es in sich haben. Markus Gabriel erklärt: „Frege versteht Denken als das Erfassen von Gedanken. Zu denken heißt, Gedanken zu haben.“ Ein Gedanke ist Gottlob Frege etwas, das wahr beziehungsweise falsch sein kann. Gedanken sind wahrheitsfähig. Darin ähneln sie Aussagen. Denkt man, so nimmt man laut Frege Kontakt mit Gedanken auf. Dank dem Denken ist der Mensch also imstande, Wahres oder Falsches zu erfassen. Es ist die Schnittstelle zwischen dem eigenen Selbst und dem Wirklichen. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Selbst vergessene Träume haben Einfluss auf das wache Leben

Wenn ein Mensch träumt, hat sein Gedächtnis das Sagen. Immer noch steht es in der Macht des bewussten Geistes, höchst beunruhigende Erinnerungen zurückzuweisen. Dennoch haben manchmal selbst vergessene Träume einen subtilen Einfluss auf das wache Leben. Während nahezu alle Träume vergessen werden, leuchten angenehme und insbesondere sexuelle Träume noch viele Stunden hell nach. David Gelernter ergänzt: „Erfreuliche Träume strahlen aus, ob wir uns an die Details erinnern oder nicht.“ Auch solche „entrückenden“ Träume tauchen nicht oft auf. Aber auch gewöhnliche Träume können das Alltagsleben selbst dann beeinflussen, wenn man sie nahezu vollständig vergessen hat. Zufällig tun oder sagen Menschen etwas, das mit einem fast vergessenen Traum zu tun hat – und dann spürt man eine schwache Reaktion unterhalb der Bewusstseinsebene des Gedächtnisses. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Die Geschichte der Philosophie bewegt sich zwischen Extremen

Die Geschichte der Philosophie bewegt sich zwischen Extremen: Am einen Ende der Skala gibt es Meister der Festlegung, die immerzu ihren einen und einzigen Gedanken denken, ihn bestenfalls noch variieren. Andreas Urs Sommer kennt einige von ihnen: „Zu den Meistern der Festlegung gehört Arthur Schopenhauer, auch Baruch de Spinoza.“ Am anderen Ende gibt es die Meister der Verflüssigung, die stets wieder Neues, Ungedachtes aushecken und dem vermutlich fest Gegründeten den Boden entziehen. Zu diesen Meistern der Verflüssigung zählt Andreas Urs Sommer nicht nur Skeptiker wie Sextus Empiricus, Michel de Montaigne oder David Hume, sondern auch den deutschen Philosophen Wilhelm Joseph Schelling. Andreas Urs Sommer lehrt Philosophie an der Universität Freiburg i. B. und leitet die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

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David Gelernter begibt sich in die Welt der Tagträume

Träume sind Themenkreise, die die Vergangenheit in die Gegenwart holen. Tagträume und Phantasien – bei denen der Geist weit abschweift, bilden eine Übergangszone; anschließend nähert man sich den Gedanken des Einschlafens, den Halluzinationen und den Träumen. Tagträume können sich zu jeder Zeit einstellen. Eric Klinger, ein Spezialist für Tagträume, schreibt: „Tagträume erinnern uns immer wieder an unsere aktuellen Angelegenheiten … Bei den Angelegenheiten, auf die sie zurückkommen, handelt es sich meist um jene, die emotional für uns am wichtigsten sind.“ David Gelernter ergänzt: „Tagträume und Träume sind zuerst und vor allem Erinnerungsvorgänge.“ Das Erinnern ist – unter ansonsten gleichen Voraussetzungen – ein Vorgang, der die neuesten, frischesten Erinnerungen stark bevorzugt. Die gleiche Präferenz zeigen auch Tagträume. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Es gibt nicht nur eine einzige Wirklichkeit

Es ist ein Vorurteil, dem zufolge ein Mensch nur Dinge wahrnehmen kann, die seine Nervenenden reizen. Markus Gabriel weiß: „Unsere Gedankenwelt setzt sich nicht nur aus Nervenkitzel zusammen, den das Gehirn weiterverarbeitet.“ Dazu muss man sich klarmachen, dass ein Mensch nur äußerst selten nur einfache Dinge beziehungsweise Fragmente auffasst. Das Grundmuster des Neuen Realismus stellt sich wie folgt dar: Es gibt nicht nur eine einzige Wirklichkeit – die Welt, die Wirklichkeit, das Universum, die Realität im allumfassenden Sinn –, sondern unendlich viele. Da nicht alle Wahrnehmungen in einer einzigen Wirklichkeit untergebracht werden müssen, ist es möglich, viele Wirklichkeiten einzuräumen, die von verschiedenen Lebewesen ebenso wie Individuen einer Art wahrgenommen werden. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Einsamkeit sollte man aktiv und draußen suchen

Viele Menschen kennen das Gefühl, beispielsweise nach einem anstrengenden Arbeitstag vor allem und insbesondere auch von allen Mitmenschen um sich herum genug zu haben und sich am liebsten in einer Höhle verkriechen zu wollen. Manfred Spitzer ergänzt: „In dieser Hinsicht geht es Männern genauso wie Frauen: Man möchte seine Ruhe haben, niemanden sehen oder gar sprechen. Man ist erfüllt von dem Gedanken: Einsamkeit – das wäre jetzt das Paradies auf Erden.“ Es mag zwar paradox klingen, aber in diesem Fall kann es tatsächlich sehr sinnvoll sein, genau das zu tun, was man sich wünscht: die Einsamkeit suchen. Man muss es nur richtig anstellen. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Martha Nussbaum beschreibt einige menschliche Schwächen

Die Verachtung gleicht dem Zorn darin, dass sie ein Zielobjekt und einen Fokus hat: Ihren Fokus bilden eine oder mehrere Eigenschaften einer Person und ihr Zielobjekt ist die aufgrund dieser Eigenschaften als niedrig oder gering geltendes Individuum. In beiden Fällen handelt es sich bei dem Zielobjekt um eine Person. Martha Nussbaum ergänzt: „Der Fokus des Zorns aber liegt auf einer Handlung, jener der Verachtung auf einer oder mehreren relativ beständigen Persönlichkeitseigenschaften.“ Die Verachtung nimmt ihren Anfang in der angeblichen Niedrigkeit einer Person, der gewisse gute Charaktereigenschaften abgesprochen werden, seien es moralische oder soziale.“ Die ablehnende Haltung resultiert also aus der wahrgenommenen Niedrigkeit. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Martha Nussbaum erklärt den Zorn der Kinder auf ihre Eltern

Selbst erwachsene Kinder geraten manchmal in Zorn über ihre Eltern. Martha Nussbaum erläutert: „Sie stoßen sich an der elterlichen Autorität und empfinden das Bedürfnis, durch emotionale Konfrontation zur Selbstbestimmung zu gelangen.“ Zorn gehört tatsächlich eng zu dieser Beziehung, weil sich das Kind in seinem Bemühen um Unabhängigkeit schon am Dasein und an der Kompetenz des Elternteils stößt und gute Eltern fast unerträglicher sind als schlechte Eltern. Im Jugendalter ist Zorn in der Regel strategisch: Kinder nutzen ihre Emotionen, um sich loszulösen, eine Abgrenzung zu schaffen, auch wenn ihnen das selbst nicht klar ist. Bei Kindern ist dies gewöhnlich eine harmlose Strategie und eine vorübergehende Erscheinung. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Das Internet hat nichts mit Wissen oder Bildung zu tun

Wer sich oft dabei ertappt, viel Zeit alleine mit dem Handy zu verbringen, sich durchs Internet zu klicken, und immer „auf dem neuesten Stand“ zu sein, sitzt ganz offensichtlich dem Irrglauben auf, dass sein Verhalten irgendetwas mit dem Erwerb von Wissen oder gar Bildung beziehungsweise mit Kommunikation oder gar sozialer Interaktion zu tun hat. Manfred Spitzer weiß: „In Wahrheit hat er oder sie nicht bemerkt, dass sich eine Technologie in alle Bereiche des Alltags eingenistet hat, die zwischen uns und den anderen steht: >Medien< heißt >Vermittelndes< und ist damit genau das Gegenteil von Unmittelbarkeit.“ Das bleibt oft unbeachtet, wenn es um Medien geht; der Unterschied ist jedoch gewaltig und mitunter auch teuer. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Markus Gabriel denkt über das Denken nach

Was ist Denken? Diese Frage ist so alt wie die Philosophie und hat nichts von ihrer Bedeutung verloren. Markus Gabriel vertritt in seinem neuen Buch „Der Sinn des Denkens“ die These, dass sie im digitalen Zeitalter, in dem Denken oft gleichgesetzt wird mit Künstlicher Intelligenz (KI), aktueller und dringender denn je ist. Er lädt seine Leser dazu ein, über das Denken nachzudenken und erklärt, warum sich menschliches Denken niemals durch intelligente Maschinen ersetzen lässt. Dagegen dominiert im Zeitalter der Digitalisierung die Vorstellung, dass Künstliche Intelligenz denken könne. Diese Annahme verkennt allerdings, dass das menschliche Denken unüberwindbar an biologische Bedingungen gebunden ist und nicht als ein Vorgang der Datenverarbeitung verstanden werden darf. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Eltern wollen Erfolg und Glück für ihre Kinder

Wenn Eltern tiefe Liebe für ihre Kinder empfinden, wenn sie es gut mit ihnen meinen und keine verdrehten Vorstellungen von einer Eltern-Kind-Beziehung haben, gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie in Zorn geraten können. Martha Nussbaum erläutert: „Die eine Möglichkeit ergibt sich aus einer stellvertretenden Investition ins eigene Ego: Das betreffende Elternteil sieht in dem Kind eine Erweiterung seiner selbst bzw. jemanden, die oder der die eigene Existenz fortsetzt. Ihm geht es darum, die eigenen Träume zu erfüllen.“ Die andere Möglichkeit ergibt sich aus der Sorge um das jetzige beziehungsweise künftige Wohl des Kindes. Beide Möglichkeiten überschneiden sich, weil Eltern häufig ein zentrales Interesse daran haben, dass ihr Kind erfolgreich und glücklich ist. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Man darf sich vom Hass der anderen nicht anstecken lassen

So nachvollziehbar Hass als Reaktion auf ein Verbrechen ist, so hält er leider einen Menschen in einem negativen Zustand gefangen und schwächt seine Seele. Georg Pieper weiß: „Hass führt zu Anspannung und einer eingeengten Sichtweise. Wir dürfen uns vom Hass der anderen nicht anstecken lassen.“ Weder vom Hass der Islamisten noch vom Hass der Rechtspopulisten oder der Rechtsextremisten. Er macht diese Menschen nach der Ansicht von Georg Pieper außerdem viel wichtiger, als sie eigentlich sind. Und wenn man sich dem Hass gegen sie hingibt, begibt man sich auf die gleiche Stufe mit Leuten, die man wegen ihrer Gewalttaten und ihrer Aggression gegen andere Menschen ablehnt und fürchtet. Dadurch verliert man den Kontakt zu seinen eigenen Stärken und schadet sich selbst. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Gerald Hüther erkundet den Begriff der Würde in der Philosophie

Sogar die griechischen Philosophen, so gern und oft zitiert, machten sich um die Würde weit weniger Gedanken, als man annehmen konnte. Wenn sie ein Wort hatten, das dem der „Würde“ ähnelte, dann war es das griechische „to axioma“, was „Ansehen“ bedeutete, „Machtstellung“, „Ehre“ oder „Wertschätzung“. Gerald Hüther stellt fest: „Aber all das waren veränderliche Merkmale, abhängig von anderen und den Umständen ausgeliefert. Die Würde als eine dem Menschen eigene und innewohnende Eigenschaft, unabhängig von den Zeitläufen und nicht jederzeit neu verhandelbar: Das war keine Vorstellung, von der sich die antiken Denker leiten ließen.“ Intensiver beschäftigten sie sich mit der Seele des Menschen, der Psyche, und zum Beispiel der Frage, um wie viel wertvoller diese gegenüber dem Körper sei. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Beim Ich könnte es sich um eine Illusion handeln

„Das Ich“ ist ein ominöser Begriff, der heute neben „dem Selbst“ vage als Name für die Schaltzentrale des Denkens, Fühlens und Wollens verwendet wird. Neurozentriker argumentieren üblicherweise dafür, dass es kein Ich oder Selbst gibt, da es sich im Gehirn nicht nachweisen lässt. Markus Gabriel erklärt: „Es ist völlig richtig, dass das Ich oder das Selbst kein Ding unter Dingen ist. Es existiert nicht in derselben Ordnung der Dinge neben Ratten, Katzen oder Matratzen. Wer dies meint, täuscht sich in der Tat.“ Es ist nämlich die Philosophie, den Ichbegriff entwickelt hat. Dass es sich beim Ich um eine Illusion handeln könnte, ist ein alter Verdacht, für den prominent Buddha, David Hume und Friedrich Nietzsche stehen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Das Unbewusste entsteht vor dem Bewussten

Innerhalb des Rahmens der kognitiven Psychologie mit ihrem Primat des Bewusstseins konnte es einen unbewussten Prozess nur dann geben, wenn er zuerst bewusst und vorsätzlich wäre; erst nach beträchtlicher Erfahrung konnte dieser Prozess so reibungslos und effizient verlaufen – in der Psychologie benutzt man dafür den Begriff „automatisiert“ –, dass es keiner großen bewussten Steuerung mehr bedürfte. Bis zur Jahrtausendwende gingen John Bargh und seine Kollegen davon aus, dass dies die einzige Möglichkeit der Entstehung unbewusster mentaler Prozesse sei: Zu Beginn bewusst und aufwendig, gewinnen sie erst durch Erfahrung und Übung die Fähigkeit, unbewusst abzulaufen. Doch sie lagen falsch oder zeichneten zumindest ein unvollständiges Bild. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Weisheit hat viel mit Prävention zu tun

Weisheit ist eine praktische Befähigung. Sie ist ein Maß für die Geschicklichkeit, mit der ein Mensch durchs Leben navigiert. Rolf Dobelli weiß: „Wer einmal begriffen hat, dass fast alle Schwierigkeiten einfacher zu vermeiden als zu lösen sind, dem leuchtet diese simple Definition ein: Weisheit ist Prävention.“ In der Tat, das Leben ist schwierig. Von überallher prasseln Probleme auf einen Menschen ein. Der Zufall reißt Gräben vor ihm auf und wirft Barrikaden mitten auf seinen Lebensweg. Das kann kein Mensch ändern. Aber wenn man ahnt, wo die Gefahren lauern, kann man vorbeugen und manchen Hindernissen aus dem Weg gehen. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Kein Mensch sollte seine Ängste verdrängen

Um Ängsten die Macht über die eigene Person zu nehmen, muss man sie sich erst einmal eingestehen, sei es die Angst vor Terror, vor fremden Menschen oder vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Georg Pieper weiß: „Wir können Ängste nicht in den Griff bekommen, indem wir sie ignorieren und nicht über sie sprechen. Im Gegenteil, wenn wir ihnen keine Beachtung schenken, gären sie in uns und wachsen weiter. Das kann man mit jemanden vergleichen, der Angst vor dem Zahnarzt hat. Auch Zahnschmerzen lassen sich nun einmal nicht auf Dauer ignorieren. Irgendwann ist der Schmerz so stark, dass man richtig leidet. Und so ist das auch mit der Angst. Deswegen sollte man Ängste nicht verdrängen. Sie bahnen sich immer ihren Weg und beherrschen am Schluss einen Menschen vollständig. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Für Giacomo Leopardi war das Leben ein pausenloser Horrortrip

Obgleich der italienische Dichter und Philosoph Giacomo Leopardi (1798 – 1837) adliger Herkunft war und Privatunterricht durch konservative katholische Priester genoss, entwickelte er sich zum Hohepriester des Nihilismus und Pessimismus. Daniel Klein schreibt: „Für ihn war das Leben ein pausenloser Horrortrip. Er betrachtete das ganze Leben, als wäre es die Erfüllung eines alten russischen Fluches.“ Etwas in der Art von: „Du sollst auf dem Gehweg einen Rubel finden, aber ihn vor lauter Arthrose nicht aufheben können.“ Dieser Italiener sah die Existenz als einen großen Witz an. Die Menschen bekommen ein Leben voller Versprechungen ausgehändigt, aber am Ende werden sie eine Enttäuschung nach der anderen erlebt haben. Haha. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Meditation sorgt für positive Veränderungen im Gehirn

Durch Meditation lassen sich Stress oder sogar Depressionen lindern, wenn nicht gar auflösen. Bereits wenige Sitzungen reichen aus, wie an der Universität Tübingen herausgefunden wurde. Klaus Biedermann erläutert: „Schon nach acht Wochen zeigten sich bei den Probanden deutliche Veränderungen. Tief im Inneren des Gehirns verstärkten sich Nervenbahnen und es wuchsen sogar neue.“ Längst hat die Hirnforschung bewiesen, dass Gedanken in der Lage sind, Gehirnstrukturen physisch zu verändern und damit den angeborenen „charakterlichen Fingerabdruck“ eines Menschen. Der amerikanische Hirnforscher Richard Davidson erklärt: „Es gibt, grob gesagt, zwei Bereich des Gehirns, die durch Meditation beeinflusst werden. Zum einen sind das Schaltkreise, die wichtig sind, um unsere Aufmerksamkeit zu regulieren, also unsere Konzentrationsfähigkeit. Und dann solche, die für die Regulierung unserer Gefühle wichtig sind.“ Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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Shirley P. Glass rät zwanghafte Gedanken aufzuschreiben

Es ist wichtig zu begreifen, dass zwanghaftes Denken keine krankhafte Reaktion auf ein Trauma ist. Es ist eine normale Reaktion. Shirley P. Glass rät: „Schreiben Sie ihre Gedanken auf. Aufschreiben liefert Ihnen ein Ventil, das ihnen beim „Loslassen“ hilft, zumindest für eine Weile. Nachdem Sie Ihre Gedanken dem Papier anvertraut haben, müssen Sie nicht länger Ihr Gehirn damit verstopfen.“ Aufschreiben bietet einen sicheren Weg, Gedanken und Gefühle auszudrücken und zu erforschen, ohne sich darum kümmern zu müssen, wie sie sich auf andere Menschen auswirken. Man muss sich dabei selbst die Erlaubnis erteilen, die Gedanken unzensiert niederzuschreiben und der eigenen Besessenheit bis an den Rand der Erschöpfung nachzugeben. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Die Philosophie tröstete Boethius kurz vor seinem Tod

Das Buch „Der Trost der Philosophie“, das der zum Tode verurteilte Boethius im Kerker schrieb, wurde zu einem der meistgelesen Bücher des Mittelalters, obwohl es im Gegensatz zu fast allen mittelalterlichen Erfolgsbüchern nichts mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Was steht in dem Buch? Rolf Dobelli weiß es: „Der verängstige, verzweifelte auf sein Todesurteil wartende Boethius sitzt im Kerker. Plötzlich schwebt eine etwas ältere, aparte Frauengestalt hinein, die „Philosophie“. Sie erklärt ihm die Welt und gibt ihm einige mentale Werkzeuge in die Hand, um mit seiner neuen, ausweglosen Situation zurechtzukommen.“ Rolf Dobelli fast die Empfehlungen der „Philosophie“, die natürlich Boethius` Empfehlungen sind, zusammen. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Durch Meditation kommt man seinen Gedanken und Gefühlen näher

Glückliche Menschen sind ziemlich allein. Mit sich selbst im Reinen zu sein, genügt ihnen auch, weil sie dann mit allem verbunden sind. Gefühle sind immer Zustände des Sich-Selbst-Erlebens in Bezug auf die Umwelt. Klaus Biedermann erläutert: „Emotionale Qualität erreichen Sie durch bewusste Selbstwahrnehmung: durch Erkennen der jeweils vorhandenen Gedanken, der daraus resultierenden Emotionen und der sich daraus ergebenden notwendigen Veränderungen. Machen Sie sich bewusst, ob Gefühle wie Freude, Angst, Überraschung, Wut, Ekel oder Trauer etwas mit Ihnen machen oder ob Sie diese Gefühle beherrschen.“ Emotionale Intelligenz erfordert Verantwortungsbereitschaft sowie die Bereitwilligkeit, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, in der man es sich so herrlich eingerichtet hat. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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