Psychopathen zeichnen sich durch einen impulsiv-aggressiven Lebensstil aus

Psychopathen sind maßlos von sich eingenommen und neigen zu selbstherrlichem Verhalten. Zugleich mangelt es ihnen besonders an Angst und Schuldgefühlen. Daraus resultieren Respektlosigkeit gegenüber Mitmenschen und Furchtlosigkeit bezüglich negativen Folgen ihres Tuns; Hemmungen sind ihnen fremd. Hans-Peter Nolting spricht hier auch von einem impulsiv-aggressiven Lebensstil: „Ein zentrales Bestreben des Psychopathen ist es, ihre Mitmenschen für eigene Zwecke zu manipulieren. Insofern hat ihre Aggressivität deutlich instrumentellen Charakter; sie ist darauf gerichtet, sich andere Menschen gefügig zu machen und auszubeuten.“ Dafür setzen Psychopathen aber auch ganz unaggressive Mittel ein. So schaffen sie es häufig mit Charme und Überredungskünsten, Menschen um den Finger zu wickeln. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Identitätsfragen rücken ins Zentrum des politischen Diskurses

Das neue Philosophie Magazin 02/2017 beschäftigt sich im Titelthema mit der „Identität“. Denn in der gesamten westlichen Welt kehren Identitätsfragen ins Zentrum des politischen Diskurses. Der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch sieht in vielen Ländern Europas, den USA und der Türkei den Rechtspopulismus auf dem Vormarsch. Diesen Entwicklungen und ihren Hauptakteuren ist eines gemeinsam: „Sie werfen der politischen Klasse ihrer jeweiligen Länder Versagen vor. Sie alle stehen für die Rückkehr eines aggressiven Nationalismus. Vor allem aber haben sie unsere kulturelle Zugehörigkeit, also unsere Identität zum Politikum gemacht. Die Frage „Wer sind wir? Ist in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gerückt.“ Vielen Politikern und Anhängern fällt es bei der Debatte um eine Leitkultur schwer, die alte Erkenntnis der Kulturphilosophie zu beherzigen, nach der Kulturen keine statischen Substanzen, sondern in ständiger Veränderung befindliche Prozesse sind.

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Die Wissenschaft will im Idealfall auf die Wahrheit stoßen

Die Wissenschaftler lernen genau wie andere Menschen aus ihren Fehlern. Die Wissenschaft macht dann Fortschritte, wenn die Forscher erkennen, dass eine bestimmte Denkweise in Bezug auf die Wirklichkeit falsch ist. Dies war, kurz gesagt, Karl Poppers (1902 – 1994) Ansicht, wie die größte Hoffnung der Menschheit, Wissen über die Welt zu erlangen, funktioniert. Bevor er seine Ideen entwickelte, glaubten die meisten Menschen, dass die Wissenschaftler zunächst eine Vermutung hätten, wie die Welt ist, und dann Beweise sammeln, um zu belegen, dass ihre Vermutung richtig ist. Nigel Warburton erklärt: „Laut Popper jedoch versuchen die Wissenschaftler vielmehr zu beweisen, dass ihre Theorien falsch sind.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Scott Atran betreibt Forschung unter radikalen Islamisten

Den amerikanischen Anthropologen Scott Atran treibt schon seit Jahren die Frage um, warum Menschen ihr Leben für eine Sache opfern. Er hat durch seine Feldstudien herausgefunden, dass da weder Irre noch lebensmüde Nihilisten am Werk sind. Scott Atran erklärt: „In der Regel sind das ganz normale Leute. Etliche Studien haben schon nach auffälligen Merkmalen gesucht und nichts gefunden.“ Der erste Schlüssel zum Verständnis des Selbstopfers ist für Sott Atran, dass der Kampftrupp von den Kämpfern als eine fiktive Familie betrachtet wird. Menschen wie du und ich verwandeln sich in Fremdenlegionäre des Dschihad, in furiose Kämpfer, die den Tod nicht mehr scheuen. So verrückt dieser Opfermut sein mag – der Erfolg im Gefecht, so scheint es, gibt ihm recht. Scott Atran reist seit Jahren um die Welt und betreibt Forschung unter radikalen Islamisten und ihren Gegenspielern.

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Es gibt nur wenige grundlegende Emotionen

Die Gefühle eines Menschen sind selten klar und eindeutig, sondern fühlen sich je nach Situation und Umständen mal so und mal anders an, sie vermischen sich und werden auch von jedem Menschen individuell empfunden. Es gibt einen weltweiten Kampf unter Forschern über die Frage, ob Emotionen nun angeboren oder doch kulturabhängig sind. Ulrich Schnabel erklärt: „Die einen beharren auf weltweit einheitlichen Universalemotionen, die klar bestimm- und unterscheidbar seien und gewissermaßen die diskreten Elemente unseres Gefühlslebens darstellen. Die anderen halten das für eine unzulässige Simplifizierung, die die Vielfalt und Veränderlichkeit der Gefühle in keiner Weise gerecht werde, und betonen stattdessen den starken Einfluss der jeweiligen Kultur und Gesellschaft.“ Wie Wahrheit liegt wohl, wie so oft, in der Mitte. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Untreue entsteht schleichend und oft ohne Vorsatz

Die neue Krise der Untreue zeichnet sich laut Shirley P. Glass dadurch aus, dass sich platonische Freundschaften und Arbeitsbeziehungen in emotionale Affären verwandeln; in der Regel nach und nach und oft ohne Vorsatz. Die Beteiligten überschreiten die Grenzen emotionaler Intimität, indem sie vertrauliche Informationen, die normalerweise ausschließlich dem Partner vorbehalten sind, mit einem Freund teilen. Wenn emotionale Grenzen überschritten werden, hat der Partner den ersten Schritt auf die rutschige Piste getan, die in Richtung emotionaler und eventuell sexueller Untreue führt. Selbst wenn die Untreue „nur“ emotional ist, führt das oftmals zu einem Doppelleben, das von Täuschung und sexuellen Komponenten geprägt ist, und bedroht damit einst sichere Ehen. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Für Belohnungen ist jeder empfänglich

Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, dass die Energie für ihr Handeln von außen kommt. Sie sind daher damit vertraut, sich fremdsteuern zu lassen. Und es scheint ja auch zu funktionieren. Sporttrainer sind Motivationskünstler, Lehrer motivieren Schüler und Chefs ihre Mitarbeiter. Prämien gibt es für besonderen beruflichen Einsatz. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Der Staat lockt mit Steuervorteilen und erhöhtem Kindergeld junge Paare in die Elternschaft. Und die Ehefrauen der besten Verkäufer erhalten einen Pelzmantel, damit sie ihren Gatten morgens aus dem Haus jagen.“ Bringt der Ehemann nicht die gewünschte Leistung, bleibt die Belohnung als Lockmittel: „Das wäre Ihr Preis gewesen … vielleicht das nächste Mal …“ Für Belohnungen ist jeder empfänglich. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Emotionen dienen der sozialen Kommunikation

Der Rolle der Gefühle hat als einer der Ersten Antonio Damasio erkannt. Der Neurologe, der fast sein ganzes Forscherleben dem Zusammenspiel zwischen Fühlen und Denken gewidmet hat, belegte, was Philosophen wie David Hume schon im 18. Jahrhundert postuliert hatten: Erst die Emotionen geben dem Verstand eine Richtung und dem Handeln einen Sinn. Ulrich Schnabel fügt hinzu: „Wer keinen Zugang zu seinen Gefühlen hat, dem fällt auch das sogenannte vernünftige Denken enorm schwer.“ Antonio Damasio ist fest davon überzeugt, dass ein Leben ohne Gefühle zwar theoretisch möglich, aber nicht von langer Dauer wäre. So sind Gefühle aus Sicht der Biologie entscheidende Instrument des Überlebens. Sie vermitteln wichtige Informationen, die man oft gar nicht bewusst zur Kenntnis nimmt, die einen aber dennoch leiten und steuern, weil man sie körperlich spürt. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Wissenschaftler rufen das geologische Zeitalter des Anthropozäns aus

Der Berliner Geologe Reinhold Leinfelder ist davon überzeugt, dass die Menschheit die Erde in ein neues geologisches Zeitalter katapultiert hat. Es hängt allein von den Menschen selbst ab, ob sie das Anthropozän überleben werden. Reinhold Leinfelder hat einen Lehrstuhl an der Freien Universität Berlin und gehört einem internationalen Expertengremium an, das nach mehrjähriger Beratung empfohlen hat, das Erdzeitalter des Holozäns für beendet zu erklären. Nach dem Urteil der Wissenschaftler ist diese Epoche, die vor circa 11.700 Jahren begann und von stabilen Umweltbedingungen geprägt war, bereits um das Jahr 1950 einer neuen geologischen Ära gewichen – dem vom Menschen geprägten Anthropozän. Reinhold Leinfelder hat die Hoffnung auf eine Rettung der Erde noch nicht aufgegeben: „Wir Menschen mögen als Parasiten unseres Planeten erschienen, aber das muss ja nicht so bleiben. Gerade weil wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, können wir gegensteuern.“

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Sexuelle Flauten im Bett sind normal

Nach sechs, vielleicht zwölf Monaten hat die Leidenschaft deutscher Paare im Vergleich zu den ersten gemeinsamen Wochen schon deutlich nachgelassen. Das zeigt eine aktuelle, im Fachblatt „Social Science Research“ veröffentlichte Studie. Und es geht weiter rapide abwärts, wie die Forscherinnen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München schreiben: Nach sechs bis acht Jahren hat das sexuelle Verlangen in Liebesbeziehungen seinen Tiefpunkt erreicht. Danach kann es nur noch wieder besser werden. Das kommt sogar vor, ist aber laut der Studie eher die Ausnahme als die Regel. Das klingt deprimierend, muss es aber nicht sein. Im Gegenteil. Weniger und langweiliger Sex können aus Sicht von Sexualwissenschaftlern sogar ein Indiz für eine stabile Beziehung sein. Probleme bereiten jedoch oft die eigene Erwartungshaltung an Sex.

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Die Einsamkeit durchzieht das Leben wie eine Welle

Es existiert kein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit. Aber wenn es eins gäbe, dann vielleicht Heimat. Immer mehr Menschen verbringen mehr Zeit mit ihrem Handy als mit ihrer Familie. An einem Fleck bleiben, einen Job in derselben Firma, Jubiläen im Kreise der Familie, Freunde, Vereinskumpel zu feiner, das gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht in den großen Städten. Hinzu kommt die Digitalisierung des Lebens, die Hinwendung zum Smartphone, zum Chat, zu Instagram und Facebook. Abends allein auf dem Sofa statt im Gespräch in der Kneipe, mit Menschen aus Fleisch und Blut, die einem gegenübersitzen, die man anfassen, anlächeln oder auch mal anschreien kann. Vor zwei Jahren tauchte im Netz das Video „Look Up“ auf. Es erzählt von einer Gesellschaft, die einander nicht mehr in die Augen schaut, sondern nur noch auf den Bildschirm.

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Gute Freunde halten Körper und Seele gesund

Gute Freunde helfen nicht nur Hindernisse zu meistern, sie halten außerdem gesund. Denn gegen Übergewicht und Bluthochdruck helfen sie offenbar besser als Sport und gesunde Ernährung. Wer kaum freundschaftliche Kontakte pflegt, schläft nicht nur schlechter und ist öfter gestresst. Er hat auch ein höheres Risiko, früher zu sterben. Professor Franz Neyer, Direktor des Instituts für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erklärt: „Ohne soziale Beziehungen können Menschen überhaupt nicht existieren.“ Was ihn an dieser Tatsache besonders fasziniert, dass der Mensch freiwillig enge Bande zu Fremden knüpft. Das ist der Unterschied zu vielen Tieren, die ohne ihr Rudel kaum überleben könnten. Seit mehr als 20 Jahren untersucht Franz Neyer was Menschen abseits von Verwandtschaft, Sexualität und oberflächlichem Nutzen aneinander bindet.

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Philipp Hübl dringt in den Untergrund des Denkens vor

Ein großes Thema unserer Zeit ist der unvernünftige und verführbare Mensch, der der Macht des Unbewussten hilflos ausgeliefert ist. Philipp Hübl klärt in seinem neuen Buch „Der Untergrund des Denkens“ darüber auf, dass das nicht immer so war: „Von der antiken griechischen Philosophie über die europäische Aufklärung bis in die Moderne galt eigentlich die Vernunft als dasjenige Merkmal, das uns Menschen von Tieren unterscheidet.“ Die Vernunft zeigt sich in der Art und Weise, wie Menschen etwas tun, nämlich wenn sie gründlich nachdenken und bewusst handeln. In der Kulturgeschichte konkurrieren also, grob gesprochen, zwei Bilder über die Natur des Menschen. Das klassische Bild stellt den Menschen als selbstbestimmte Person dar, die bewusst über sich und die Welt nachdenken und vernünftige Entscheidungen treffen. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Das exzentrische Selbst spiegelt sich in anderen Menschen

Der Psychologe Martin Altmeyer schreibt: „Identität ist das seelische Hauptproblem unserer Zeit. Das individualisierte Ich strebt nach Selbstvergewisserung.“ Was der Frankfurter Soziologe und Psychologe Martin Dornes als postheroische Persönlichkeit bezeichnet, nennt Martin Altmeyer das „exzentrische Selbst“, ein neuer Sozialcharakter, der stärker denn je dazu neigt, sich anderen Menschen zu zeigen. Dabei geht es um mehr als gewöhnliche Eitelkeit. Martin Altmeyer erklärt: „Wer in dieser Welt unterwegs ist, tut das nicht als Einzelgänger, sondern sehnt sich nach einem sozialen Echo, möchte sich gespiegelt sehen. Er zeigt sich letzten Endes, um zu erfahren, was er kann, wer er ist und welche Bedeutung er für andere hat.“ Die mediale Selbstdarstellung ist quasi zu einer Art Existenzbeweis geworden. Die Identitätsformel der digitalen Modere lautet: Ich werde gesehen, also bin ich.

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Ulrich Schnabel beschreibt den Zirkel der Freude

Das anfängliche emotionale Leben eines Kindes ist einem ständigen Wechselspiel zwischen Erfahrung und Entwicklung unterworfen. Ulrich Schnabel erläutert: „Zwar ist die nötige genetische Grundausstattung in uns allen angelegt, doch die einzelnen Funktionen müssen erst durch die konkrete Erfahrung aktiviert werden.“ Fehlt eine Rückmeldung von außen, verschalten sich zum Beispiel im Gehirn die einschlägigen Neuronen und Areale nicht richtig, sodass sich die entsprechenden Fähigkeiten sich nicht entwickeln können. Zugleich wird in den ersten Tagen und Wochen der emotionale „Grundton“ gesetzt, der für das Gefühlsleben eines Kindes entscheidend wird. Denn das innere Erleben eines Kleinkindes wird vor allem über die emotionalen Reaktionen seiner Bezugspersonen definiert. Wird es babygerecht angesprochen und angelächelt, erlebt sich das Kind selbst als freudeerzeugendes Wesen, das Liebe hervorruft. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Gefühle helfen bei der Bewältigung des Lebens

Gefühle ergreifen einen Menschen spontan und unmittelbar und kümmern sich wenig um rationale Argumente. Ulrich Schnabel nennt Beispiele: „Das gilt für Freudenausbrüche ebenso wie für negative, peinliche oder schmutzige Gefühle.“ Sie alle besitzen eine ungeheure Macht des „Es ist so.“ Ein Mensch ist das, was er fühlt. Dennoch fällt es aber keineswegs leicht, Gefühle genau zu definieren. Menschen kennen eine enorm breite Palette von Gefühlen und ein extrem großes Spektrum unterschiedlicher emotionaler Zustände. Es reicht von basalen, automatisierten Effekten bis hin zu ausgefeilten, kulturell verfeinerten Regungen, in die ein hohes Maß an gedanklicher Interpretation einfließt. Ebenso groß wie das Spektrum der individuellen Ausdrucksweisen sind allerdings auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Massenpsychologische Verführung machte das 3. Reich möglich

Die Synchronisation von Gefühlen ist ein typisches Kennzeichen menschlicher Gesellschaften. Denn von kaum etwas anderem ist das Fühlen und Erleben eines Individuums so sehr abhängig wie von den Emotionen der Mitmenschen. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „Welche Kräfte – ein solcher Kollektivmodus entfalten kann, weiß keine Nation besser als die deutsche. Der Wahn des „Dritten Reiches“ wäre schließlich ohne die massenpsychologische Verführung der Nationalsozialisten kaum vorstellbar gewesen.“ Die monumentalen Inszenierungen ihrer „Reichsparteitage“, die aufpeitschenden Reden, die Appelle an das „gesunde Volksempfinden“ – alles zielte darauf ab, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, das dann gegen vermeintliche „Volksfeinde“ im Inneren und Äußeren in Stellung gebracht wurde. Seit diesen verhängnisvollen Tagen schlägt dem Erleben kollektiver Emotionen stets eine besondere Skepsis entgegen. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Yuval Noah Harari erforscht den Sinn des Lebens

Nicht alle Forscher sind der Ansicht, dass Glück allein eine Funktion der Biochemie ist. Yuval Noah Harari erklärt: „Zwar regulieren unsere Gene und Chemikalien gemeinsam Lust und Leid, doch Glück ist mehr als nur ein angenehmes Gefühl.“ Glück besteht eben nicht darin, unterm Strich mehr glückliche als unglückliche Momente zu haben. Glück bedeutet vielmehr, das Leben als Ganzes als sinnvoll und lohnend zu erleben. Friedrich Nietzsche sagt: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Ein sinnvolles Leben kann ausgesprochen befriedigend sein, und wenn es noch so hart ist, und ein sinnloses Leben kann eine schreckliche Qual sein, auch wenn es noch so angenehm ist. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist extrem wichtig

Dass kleine Kindern Berührungen guttun, ist hinlänglich bekannt. Doch damit sind nicht nur die Streicheleinheiten der Eltern gemeint. Werner Bartens erklärt: „Auch bei Neugeborenen zeigt sich, dass sie von einer Massage profitieren und schneller wachsen und an Gewicht zunehmen, wenn sie nur richtig angefasst werden.“ Der umstrittene Verhaltensforscher Harry Harlow führte in den 1950er Jahren aus heutiger Sicht grausame Experimente mit jungen Rhesusaffen durch. Er trennte sie von ihrer Mutter und ließ ihnen ausreichend Nahrung und Platz zum Herumtollen und sorgte für etliche andere Annehmlichkeiten. Den Affen fehlte es an nichts, außer dass sie keinen Kontakt zu ihrer Mutter hatten. Schon nach wenigen Wochen zeigte sich der Entwicklungsrückstand der Tiere. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Chris Stringer erforscht seit 50 Jahren die Evolution

Im den Urahnen des Homo sapiens beschäftigt sich der Paläoanthropologe Chris Stringer schon ein Leben lang. Der 67-jährige Brite ist einer der bekanntesten Neandertaler-Experten und arbeitet am Londoner Natural History Museum. Chris Stringer erklärt: „Die Frage, woher wir kommen, hat mich schon immer fasziniert.“ Der Forscher will verstehen, warum der Homo sapiens überlebt hat, nicht aber andere Vertreter der Gattung wie der Neandertaler, der Homo heidelbergensis oder die Denisovans. Chris Stringer fügt hinzu: „Ich will wissen, wie wir es geschafft haben, zu einer derart erfolgreichen Spezies zu werden. Na ja, wenigstens halten wir uns für erfolgreich, ich weiß nicht, ob unser Planet das auch so sehen würde.“ In seinem Buch „The Origin of Our Species“ beschäftigte sich Chris Stringer mit genau dieser Frage.

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Peter Spork betrachtet die Sommerzeit als einen Fehler

Mit der Einführung der Sommerzeit in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1980 erhoffte sich die Politik, das Tageslicht besser auszunutzen und Energie zu sparen. Durch die Umstellung wurden die Arbeits- und Schulzeiten um eine Stunde nach vorne verlegt, was zur Folge hatte, dass die meisten Menschen am folgenden Tag hundemüde waren. Ihre innere Zeitmessung ließ sich nämlich nicht so leicht austricksen wie die Zeitanzeige ihres Weckers. Peter Spork kritisiert: „Seit mehr als dreißig Jahren leidet also die Mehrheit der Bevölkerung alljährlich sieben Monate lang, bis am letzten Sonntag im Oktober die Uhr auf die Normalzeit zurückgestellt wird.“ Ende Oktober darf ein Volk von Schlaflosen endlich mal eine ganze Stunde länger schlafen, völlig unbeschwert und ohne jeden Druck der Rechtfertigung. Peter Spork arbeitet als Wissenschaftsjournalist und ist Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher.

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Eine gute Beziehung basiert auf Zuwendung und Dankbarkeit

Immer wieder stehen Paare im Alltag vor Problemen, die schier unlösbar erscheinen. Christian Thiel langjähriger Single- und Paarberater erklärt in seinem Buch „Was glückliche Paare richtig machen“ in 20 erprobten Rezepten, wie Paare ihre Liebe stärken und Probleme produktiver lösen können. Seine Lösungsansätze zeigen unter anderem, wie man die Stimmung in einer Beziehung mit einem Sofortprogramm wieder heben kann, wie man seinem Partner mit mehr Verständnis begegnet, wie man manchmal auch allein die Beziehung stärken kann und wie man wieder mehr Intimität in die Partnerschaft bringt. Zudem bietet das Buch erstmalig und exklusiv einen Zugang zu einem dreiwöchigen E-Mail-Coach für mehr Intimität und Sexualität in der Beziehung. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von qualifizierten Studien, die belegen, dass man von glücklichen Paaren eine Menge lernen kann.

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Migräne entsteht bei Schülern durch hohen Leistungsdruck

Es dröhnt und zieht oder es hämmert und pocht. Kopfschmerzen können sich individuell verschiedenartig bemerkbar machen. Viele Schüler in Deutschland sind regelmäßig so stark davon betroffen, dass sie Medikamenten nehmen, nicht in die Schule gehen können oder einen Arzt aufsuchen müssen. Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Jugendlichen ist in den vergangen 50 Jahren deutlich gestiegen. Dahinter kann nach Meinung von Wissenschaftlern etwa Leistungsdruck, aber auch Bewegungsmangel stecken. Betroffene sollten vor allem häufiger eine Pause machen. In verschiedenen Studien berichten bis zu 40 Prozent der Zwölf- bis Vierzehnjährigen von Schmerzattacken, die sie mindestens einmal pro Woche heimsuchen. In einem Zeitraum von einem Vierteljahr haben sogar 70 Prozent dieser Altersgruppe mindestens einmal starke Kopfschmerzen. Für die Zunahme dieses Leidens bei Jugendlichen ziehen Schmerzforscher verschiedene Ursachen in Betracht.

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Die Menschheit kann die Zivilisation nicht mehr aufrechterhalten

Das Hyperwachstum auf der Erde stößt an die Grenzen der endlichen Biosphäre. Die Regenerationsfähigkeit des Planeten hält nicht mehr mit dem Bedarf Schritt. Serge Latouche kritisiert: „Der Mensch verwandelt die Ressourcen schneller in Abfall, als die Natur diesen Abfall wieder in neue Ressourcen umwandeln kann.“ Die Fläche des Planeten Erde ist begrenzt. Sie umfasst rund 51 Milliarden Hektar beziehungsweise 510 Millionen Quadratkilometer. Die für die Reproduktion der Menschen nutzbare Fläche macht lediglich einen Bruchteil dessen aus, nämlich etwa 17 Milliarden Hektar. Das ergibt nach dem heutigen Stand der Weltbevölkerung circa 1,6 Hektar pro Kopf. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Werner Bartens beleuchtet die gute Seite des Menschen

Viele Menschen zeigen immer wieder, dass sie zu Mitgefühl und Güte fähig sind – nur sind diese Anlagen eben manchmal versteckt oder verschüttet. Werner Bartens erklärt: „Um die Natur des Guten zu entdecken, muss man die Ursprünge der Gefühle vielleicht manchmal dort suchen, wo sie noch unverfälscht zu beobachten sind, bei Kleinkindern und Tieren.“ Säugetiere zum Beispiel haben von sich aus den Impuls, sich hilfloser Jungtiere anzunehmen. Sie tun das von Natur aus. Aber auch Lebewesen, die keine Haustiere sind, können offenbar Empathie mit dem Homo sapiens empfinden. Selbstsüchtige Motive können Tieren dabei kaum unterstellt werden. Sie handeln impulsiv mitfühlend und teilweise unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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