Das Glück ist nicht vom Reichtum abhängig

Auf die Frage, was wirklich im Leben zählt hat sich inzwischen die Antwort herumgesprochen, dass es eher nicht Erfolg, Reichtum oder Karriere sind. Sicher ist Geld hilfreich, aber es gibt Untersuchungen, wonach das subjektive Glücksgefühl von einem Jahreseinkommen von 75.000 Euro an nicht mehr weiter steigt, egal wie viel man mehr verdient. Der Soziologe Hartmut Rosa versucht in seinen Büchern eine Soziologie des guten Lebens zu entwerfen. Werner Bartens erklärt: „Der Entfremdung, die viele Menschen störend für ihr Glück empfinden, setzt er nicht Selbstbestimmung und Authentizität entgegen, sondern das Konzept der Resonanz, das auf einer Wechselseitigkeit der Beziehungen, auf Erwiderung und Schwingung aufbaut.“ Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Das Leben nimmt den Menschen in die Pflicht

Im Zeitalter der individuellen Autonomie organisieren viele Menschen ihr Leben nach folgender Weise. Es ist eine Methode, die mit dem Selbst beginnt – der Selbsterforschung –, und mit dem Selbst endet – der Selbsterfüllung. David Brooks erklärt: „Es ist ein Leben, dass durch eine Reihe individueller Wahlentscheidungen bestimmt wird.“ Nach einer anderen Sichtweise ist ein Mensch nicht der Schöpfer seines Lebens, vielmehr nimmt ihn das Leben selbst in die Pflicht. Die wichtigsten Antworten findet man dann nicht in sich selbst, sondern um sich herum. Diese Perspektive setzt nicht im Innern des autonomen Selbst an, sondern bei den konkreten Umständen, in die man zufällig eingebettet ist. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Das Glück gibt es nicht als allgemeines Ideal

Manfred Lütz enthüllt in seinem neuen Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“ die Einsichten der klügsten Menschen der Welt über das Glück. Er ist davon überzeugt, dass eine Verbindung von Psychologie, Philosophie und spiritueller Tradition ganz neue Horizonte eröffnet und zu erstaunlichen Ergebnissen führt. Aber vor allem sieht der Autor in seinem Werk ein Aufklärungsbuch, das seine Leser gut unterhalten und zum Selberdenken anregen soll. Aber das Buch von Manfred Lütz ist keinesfalls ein Ratgeber: „Im Gegenteil, es it geradezu ein Anti-Ratgeber, eine Befreiung vom professionellen Besserwissertum und damit eine Anleitung zum selbstbewussten eigenen Leben und zu einem Glück, das es nicht als allgemeines Ideal gibt, sondern nur höchstpersönlich. Der Psychiater und Psychotherapeut Manfred Lütz ist seit 1997 Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln.

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Selbstmitgefühl bietet Trost und Unterstützung

Wenn es einem Menschen schlechtgeht, ist es hilfreich, das eigene Leid zunächst zu sortieren und richtig wahrzunehmen. Leider haben aber viele Menschen nicht gelernt oder wieder verlernt, zu erspüren, warum es ihnen nicht gutgeht und was ihnen möglicherweise fehlt. Werner Bartens nennt ein Beispiel: „Sie erkennen dann beispielsweise nicht, dass ein Großteil ihres Unbehagens damit zusammenhängt, dass sie sich permanent selbst fertigmachen, weil sie den eigenen, viel zu hoch gesetzten Ansprüchen nicht genügen und diesen Kampf nur verlieren können.“ Es gibt inzwischen eine Reihe von Übungen und Meditationspraktiken, die dabei helfen, das verschüttete Selbst wieder freizulegen. Wer das hinbekommt und Selbstmitgefühl entwickelt, blendet schmerzhafte Einsichten und Emotionen zwar nicht aus, schützt sich aber davor, sich mit den negativen Grübeleien und Vorwürfen über alle Maßen zu identifizieren. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Veränderungen der Gewohnheit beginnen mit einem ersten Schritt

Es sind vor allem drei Fragen, die ein Mensch beantworten muss, um eine neue Gewohnheit zu etablieren. Clemens Sedmak nennt sie: „Was will ich mir zur Gewohnheit machen? Warum will ich mir eine bestimmte Gewohnheit aneignen? Wie will ich es konkret anstellen?“ Gerade die Wie-Frage wird manchmal unterschätzt. Wenn eine Gewohnheit kultiviert worden ist, ist sie ein Teil der eigenen Lebenskultur geworden. Die drei Kernfragen weisen darauf hin, dass die Kultivierung einer Gewohnheit auf Klarheit und Definition, Begründung, Rechtfertigung und Motivation sowie auf einen Umsetzungsplan angewiesen ist. In der neurowissenschaftlichen Sprache ausgedrückt, reduzieren Gewohnheiten den Aufwand und die Kosten für das Gehirn, denn die Ausbildung neuer Reaktionen erfordert Aufmerksamkeit und Konzentration. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderen Tätigkeiten eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Markus Gabriel verteidigt den freien Willen

Von den Naturwissenschaften ausgehend hat sich in den letzten Jahren ein Neurozentrismus herausgebildet, der auf der Annahme basiert, dass Ich gleich Gehirn ist. Der Philosoph Markus Gabriel hegt in seinem neuen Buch „Ich ist nicht Gehirn“ begründete Zweifel, dass sich Menschen auf diese Weise selbst erkennen können. Der Autor kritisiert den Neurozentrismus scharf, stellt eine neue Verteidigung des freien Willens vor und gibt eine zeitgemäße Anleitung zum philosophischen Nachdenken über das eigene Selbst. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, sind teilweise sehr überraschend. Schon der scheinbar so selbstverständlichen Umstand, dass Menschen geistige Lebewesen sind, die ein bewusstes Leben führen, wirft unzählige Rätsel auf. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Das Nibelungenlied setzt sich aus zwei Liedfabeln zusammen

Das Nibelungenlied ist im Zeitraum der staufischen Literaturepoche das einzige Heldenepos geblieben, das erhalten wurde. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert sind drei Dutzend Handschriften bekannt. Wahrscheinlich ist das Nibelungenlied zwischen 1200 und 1210 entstanden. Der unbekannte Dichter war vielleicht zwischen Passau und Wien beheimatet. Er hat dem Nibelungenlied sein ritterlich-höfisches Gepräge gegeben und gleichzeitig zu einer Sprache gefunden, die sein höfisches Publikum mitreißen musste. Nicht nur der ungewöhnliche Stoff, deren heidnisch-germanischen Grundzüge immer wieder unter der ritterlichen Patina durchbrechen, sondern vor allem dessen Bändigung in einer schmucklos-klaren, selbstbewussten Strophik muss einen exotischen Reiz ausgeübt haben. Das Nebeneinander älterer und jüngerer Schichten ist für das Nibelungenlied charakteristisch. Es ist allerdings nicht aus einem Guss einer einmaligen und energischen Bearbeitung.

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Beobachtungen sind immer Interpretationen

Im „Versuch über den menschlichen Verstand“ schreibt der englische Philosoph John Locke, der von 1632 bis 1704 lebte, folgendes: „Niemand kann im Ernst so skeptisch sein, dass er über die Existenz der Dinge, die er sieht und fühlt, ungewiss wäre.“ John Locke war der erste große Vertreter des empirischen Denkens. Er vertritt die These, dass sich etwas Reales aus unterschiedenen und mit hin unterscheidbaren Elementen zusammengesetzt ist. Diese Annahme wird später von Ludwig Wittgenstein zum Begriff der Tatsache verallgemeinert. Seiner Meinung nach ist die Tatsache das Bestehen von Sachverhalten und der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen wie Sachen oder Dingen. Ludwig Wittgenstein schreibt: „Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ Mit dem Begriff der Tatsache ist der Ausgangspunkt einer Tätigkeit gesetzt, die seit Aristoteles Induktion heißt, ein Denkweg vom Einzelnen zum Allgemeinen, aus dem Geschehen in eine Distanz hinein.

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Wissenschaftliche Sätze sollen verneint werden können

Aus der Einsicht heraus, dass alles Erkennen immer nur hypothetisch und vorläufig bleiben muss, hat insbesondere der Kritische Rationalismus zwei Regeln formuliert, die fast zu wissenschaftlichen Gemeinplätzen geworden sind. Wilhelm Berger erläutert: „Ihre Anwendung verspricht eine klare Grenzziehung zwischen der wissenschaftlichen Tätigkeit und ihren Konkurrenten bei der Deutung der Welt. Bis zu einem gewissen Grad können diese Regeln auch dazu dienen, alltägliche Diskussionen zu ordnen.“ Die erste Regel lautet, dass wissenschaftliche Sätze falsifizierbar sein sollen. Diese Regel reflektiert nicht nur das Faktum, dass vieles, was einmal als wahr gegolten hat, heute als falsch gelten muss. Die Regel ist darüber hinaus eine formale: Wissenschaftliche Sätze sollen eine Form haben, die es erlaubt, dass sie verneint werden können. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Herbert Schnädelbach stellt den Naturalistischen Fehlschluss vor

Ein Grundgesetz in der Philosophie lautet: Man darf nicht von dem, was ist, einfach ableiten, was sein soll. Denn Tatsachenbehauptungen allein rechtfertigen keine normativen Forderungen. Laut Herbert Schnädelbach ist ein unvermittelter Übergang vom Beschreiben zum Vorschreiben, vom Deskriptiven zum Präskriptiven weder in grammatischer noch in sachlicher Form erlaubt. Herbert Schnädelbach fügt hinzu: „Warum dieses Verbot, das man allgemein David Hume als das „Hume`sche Gesetz“ zuschreibt, etwas betrifft, was angeblich naturalistisch und zudem ein Fehlschluss sein soll, liegt freilich nicht auf der Hand.“ Mit dem Sein ist für Herbert Schnädelbach, aus dem man David Hume zufolge kein Sollen ableiten kann, ja nicht nur bloß die Natur gemeint, sondern der Inbegriff aller Seinsbereiche. Die Redeweise „Naturalistischer Fehlschluss“ ist seiner Meinung nach nur historisch zu erklären.  Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Cicero setzt sich für das pflichtgemäße Handeln ein

Cicero rät, dass man seinen Mitmenschen gegenüber eine gewisse Rücksicht zeigen sollte, besonders gegenüber den Besten, aber auch gegen die übrigen. Er schreibt: „Denn als gleichgültig anzusehen, was ein jeder über einen denkt, verrät nicht nur einen selbstherrlichen, sondern auch einen ganz und gar bedenkenlosen Menschen.“ Cicero weist darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Taktgefühl gibt, wenn man auf seine Mitmenschen Rücksicht nimmt. Das Gebot der Gerechtigkeit ist es, Mitmenschen nicht zu verletzen, die Aufgabe des Taktgefühls ist es, kein Ärgernis zu erregen. Darin erkennt man seiner Meinung nach besonders die Bedeutung des Schicklichen.

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Die Figur des Bürgers ist das logische Subjekt der Aufklärung

Immanuel Kant betrachtet die Aufklärung als den Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist dabei das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Der Verstand ohne Leitung eines anderen dagegen, ist von Vernunft geleitete Geisteskraft. Laut Theodor W. Adorno und Max Horkheimer ist Denken im Sinn der Aufklärung die Herstellung von einheitlicher, wissenschaftlicher Ordnung und die Ableitung der Erkenntnis von Tatsachen aus Prinzipien. Diese können als willkürlich gesetzte Axiome, eingeborene Ideen oder höchste Abstraktionen gedeutet werden. Die Sozialforscher fügen hinzu: „Die logischen Gesetze stellen die allgemeinsten Beziehungen innerhalb der Ordnung her, sie definieren sie. Die Einheit liegt in der Einstimmigkeit. Der Satz vom Widerspruch ist das System in nuce. Erkenntnis besteht in der Subsumtion unter Prinzipien.“

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Peter Bieri erkundet die rätselhafte Welt der Affekte

Affekte können die Menschen nicht einfach anstellen und abstellen. Sie sind nicht frei verfügbar. Die Menschen können sich aber fragen, ob ihre Affekte einer Situation angemessen sind, ob sie zu einer Begebenheit und ihrer Geschichte passen. Denn man möchte nicht von Affekten bestimmt und getrieben werden, die jeder Grundlage entbehren. Denn dann würden die Affekte wie ein Gefängnis erscheinen. Die Menschen möchten in ihren Affekten nicht das Opfer von lauter Irrtümern sein. Peter Bieri erläutert: „Vielleicht könnte man von einer Autorität im Empfinden sprechen: Wir möchten sicher sein, dass wir angemessen empfinden. Und wir können etwas für diese Autorität tun, was auf der Selbstständigkeit im Beurteilen beruht: uns über den wirklichen oder irrtümlichen Anlass der Affekte Gewissheit verschaffen.“ Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Gewohnheiten verfügen auch über eine Tiefendimension

In dem Wort „Gewohnheit“ steckt der Begriff „Wohnen“. Martin Heidegger hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Menschen Wohnungen bauen, um einen Teil der Welt angesichts der Sterblichkeit zu bewahren. Die Menschen richten sich im Haus des Lebens ein, Gewohnheiten sind dabei wie vertraute Möbelstücke oder auch wie Räume im Haus des Lebens. Deshalb erschließen neue Gewohnheiten auch neue Räume. Clemens Sedmak ergänzt: „Ein neues Möbelstück verändert den Charakter eines Raumes oder einer ganzen Wohnung; Gewohnheiten sind wie eine zweite Haut, die wir uns zu eigen machen, also wie Kleidung.“ Die Menschen hüllen sich dabei in Gewohnheiten ein, bedecken ihre Blößen der Unsicherheit mit schützenden Gewohnheiten. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Träume sind kostbar für das Verstehen der eigenen Person

Die Menschen könnten ihre Selbsterfahrung erheblich bereichern, wenn sie ihre Träume als das nähmen, was sie sind, nämlich wertvolle Ergänzungen des Unbewussten zu dem, was dem Bewusstsein verborgen geblieben ist. Uwe Böschemeyer erläutert: „Sie erinnern an vergangenes, sinnvolles Leben. Sie erinnern an vergangenes, aber unerledigtes Leben, an nicht überwundene Verletzungen ebenso wie an nicht ergriffene Möglichkeiten. Sie erhellen nicht nur Vergangenes, sondern werfen auch Lichter auf Kommendes.“ Die Träume zeigen auch die inneren Widerstände, die die Entwicklung eines sinnvollen Lebens stören. Ebenso zeigen sie die Möglichkeiten des Geistes, die noch nicht bewusst geworden sind. Uwe Böschemeyer zählt dazu zum Beispiel die Freiheit, die Kreativität, die Hoffnung und die Religiosität. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Konrad Paul Liessmann erklärt die Begriffe Schuld und Sühne

Wer heute noch von Schuld und Sühne spricht, macht sich lauf Konrad Paul Liessmann erste einmal verdächtig. Die Begriffe Verbrechen und Strafe verweisen auf die Normen und Gesetze einer Gesellschaft, für deren Übertretung oder Bruch ein abgestuftes System von Sanktionen vorgesehen ist. Konrad Paul Liessmann fügt hinzu: „Sowohl das, was in einer Gesellschaft als kriminelles Handeln gilt, als auch, wie darauf reagiert werden soll, kann jederzeit modifiziert, umgestoßen, reformiert, neu definiert werden. Vieles, was vor Jahrzehnten noch als Verbrechen, zumindest moralisch anstößig galt, ist heute weitgehend akzeptiert, vieles, was vor Jahrzehnten noch normal war, gilt heute als verwerflich.“ Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Der Politologe Ernst Fraenkel analysiert die Idee des Volkswillens

Ernst Fraenkel definiert die Repräsentation des Volkes wie folgt: „Repräsentation ist die rechtlich autorisierte Ausübung von Herrschaftsfunktionen durch verfassungsmäßig bestellte, im Namen des Volkes, jedoch ohne dessen bindenden Auftrag handelnde Organe eines Staates oder sonstigen Trägers öffentlicher Gewalt, die ihre Autorität mittelbar oder unmittelbar vom Volk ableiten und mit dem Anspruch legitimieren, dem Gesamtinteresse des Volkes zu dienen und dergestalt dessen wahren Willen zu vollziehen.“ Ein idealtypisches repräsentatives Regierungssystem geht laut Ernst Fraenkel von der These eines vorgegebenen und objektiv feststellbaren Gesamtinteresses und der Hypothese aus, dass der Wille des Volkes auf die Förderung des Gesamtinteresses gerichtet sei. Man nennt dies den hypothetischen Volkswillen. In der politischen Realität allerdings ist jedes Repräsentativsystem bestrebt, den Ansichten der Volksmehrheit Rechnung zu tragen, soweit sich dies mit der Förderung des Gemeinwohls in Einklang bringen lässt.

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Der Philosoph David Hume warnt die Menschen vor der Trägheit

Die Natur hat den Menschen mit etwas Hohem, mit Geist vom Himmel begabt und damit eine Verwandtschaft zu höheren Wesen gegeben. Sie duldet nicht, dass edle Talente schlaff und müßig daniederliegen. David Hume fügt hinzu: „Statt dessen treibt sie den Menschen durch den Druck der Not, in jeder neuen schwierigen Situation sein Äußerstes an Kunstfertigkeit und Fleiß zu geben.“ Bei den Tieren hat die Natur für viele Bedürfnisse vorgesorgt, indem die wohltätige Mutter aller Dinge sie kleidete und mit Waffen versah. Und wo je ihr Fleiß erfordert ist, gibt die Natur den Tieren durch eingepflanzte Instinkten noch die Kunstfertigkeit dazu und leitet sie durch ihre unfehlbaren Maßregeln zu ihrem Besten. Der Mensch aber, nackt und bloß den rauen Elementen ausgesetzt, wächst nur allmählich durch Fürsorge und Umsicht seiner Eltern aus diesem Zustand der Hilflosigkeit heraus. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Cicero bekämpft mit der Vernunft die Zügellosigkeit

Nach Cicero soll der Mensch auch unter günstigen und nach seinem Willen sich gestaltenden Umständen die Überheblichkeit, den Stolz und den Hochmut meiden. Denn seiner Meinung nach ist es ebenso ein Beweis von Haltlosigkeit, im Ertragen von Unglück wie von Glück maßlos zu sein. Er schreibt: „Und etwas Treffliches ist die Ausgeglichenheit in allen Lebenslagen und immer dasselbe Gesicht und dieselbe Stirn, wie wir von Sokrates und auch von C. Laelius erfahren haben.“ Für Cicero sind diejenigen Vorschriften die Richtigen, die den Menschen mahnen, dass er sich, je überlegener er ist, umso bescheidener benehmen soll.

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Das menschliche Gehirn wird von Erfahrungen programmiert

Kurt Langbein bezeichnet das menschliche Gehirn als den selbstständigen, eigenwilligen Apotheker des Körpers. Es reguliert die Körperfunktionen und das Immunsystem. Auf seine Signale hin werden zum Beispiel Muskeln in Gang gesetzt, Hormone ausgeschüttet und Milliarden Zellen in jeweils andere, einer neuen Situation besser angepassten Zustände versetzt. Die Kommunikation funktioniert dabei in beide Richtungen. Auch die einzelnen Organe melden über die Nervenbahnen ständig ihre aktuelle Verfassung an das Gehirn. Die moderne Hirnforschung hat herausgefunden, dass sich im Gehirn ein Leben lang neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen und damit auch neue Muster bilden, wie Menschen zum Beispiel mit einem Problem umgehen. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neues Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Die wahre Tapferkeit kämpft für die Gerechtigkeit

Für Cicero ist die Erhebung der Seele, die sich in Gefahren und Mühen zeigt, aber ohne Rücksicht auf die Gerechtigkeit handelt und nicht für das allgemeine Wohl kämpft, sonder des persönlichen Vorteils wegen, ein Charakterfehler. Cicero schreibt: „Denn dieses Verhalten ist nicht nur kein Erweis der Tugend, sondern vielmehr einer alle Menschlichkeit von sich weisende Brutalität.“ Die Stoiker definieren die Tapferkeit seiner Meinung nach richtig, wenn sie sie als für die Gerechtigkeit kämpfende Tugend bezeichnen. Niemand der den Ruhm durch Tapferkeit erworben hat, ist Anerkennung für Hinterhältigkeit oder Arglist zuteil geworden. Nichts kann ehrenhaft sein, das keine Rücksicht auf die Gerechtigkeit nimmt.

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In der Aufklärung soll der Verstand den Aberglauben besiegen

Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vertreten die Auffassung, dass seit jeher die Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt hat, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Das Programm der Aufklärung war in den Augen der beiden Sozialforscher allerdings auch die Entzauberung der Welt. Die Aufklärung wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen ersetzen. Schon Francis Bacon, der Vater der experimentellen Philosophie, verachtet die Adepten der Tradition, die zuerst glauben, dass andere wissen, was sie nicht wissen. Und anschließend, dass sie selbst wissen, was sie nicht wissen. Leichtgläubigkeit, Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung und die Scheu zu widersprechen haben die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert.

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Die Vermeidung von Feindschaften ist ein erstrebenswertes Ziel

Feindschaften im Beruf, Ehekriege und andere persönliche Auseinandersetzungen beginnen oft mit Nichtigkeiten, die in manchen Fällen immer mehr eskalieren und sich dann sogar in jahrelangen Stellungskriegen austoben können. Andreas Salcher erläutert: „Gelingt es nicht, private Konflikte ganz am Anfang mithilfe von Freunden, Meditatoren oder aus eigener Einsicht zu lösen, erreichen diese schnell einen Punkt, an dem beide Seiten glauben, nicht mehr zurückzukommen.“ Je mehr Energie man seinen Feinden widmen muss, desto weniger steht einem zur Verfügung, um seine Ziele zu erreichen und sein Leben zu genießen. Diejenigen Menschen, die sich von ihrer Vernunft leiten lassen, wägen daher genau ab und kommen meistens zu dem Ergebnis, dass es mutiger ist, sich nicht auf irgendein Scharmützel einzulassen, als vielleicht zu siegen. Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule in initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

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Herbert Schnädelbach stellt die Evidenztheorie der Wahrheit vor

Die Evidenztheorie der Wahrheit versteht das Wahrsein laut Herbert Schnädelbach als unmittelbare Präsenz eines bestimmten Sachverhalts, bei der sich wie bei einer Farbwahrnehmung die Frage gar nicht mehr stellt, ob er so ist, wie er sich zeigt oder nicht. Herbert Schnädelbach zitiert Martin Heidegger, der die Wahrheit als Evidenz als „Seinswahrheit“ bestimmt und behauptet, dass sie der Urteilswahrheit vorausliege. Demnach verstand Martin Heidegger, der von 1889 bis 1976 lebte, phänomenologisches Philosophieren als ein Die-Phänomene-von-ihnen-selbst-her-sehenlassen. Diese Konzeption kann man gemäß Herbert Schnädelbach als exemplarische Charakterisierung des Ideals phänomenologischen Philosophierens ansehen. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Der Philosoph Peter Bieri klärt über die innere Selbständigkeit auf

Es ist nicht nur nach außen hin, dass die Menschen selbstständig sein möchten. Nicht nur die Abhängigkeit von anderen Menschen kann die eigene Würde gefährden. Es gibt laut Peter Bieri auch ein Bedürfnis nach innerer Selbstständigkeit. Er bezeichnet dies als die Möglichkeit, über das Denken, Fühlen und Wollen selbst zu bestimmen und in diesem Sinne unabhängig zu sein und nicht angewiesen auf andere. Auch wenn diese Art der Selbstständigkeit misslingt, kann man das als eine Gefahr für die eigene Würde betrachten. Die innere Selbstständigkeit kann für Peter Bieri allerdings nicht darin bestehen, dass man von anderen Menschen überhaupt nicht beeinflusst wird. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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