Svenja Flasspöhler stellt fest: „Menschen sind unterschiedlich in diese Welt gestellt. In manchen Fällen differieren die Perspektiven so sehr, dass wechselseitiges Verstehen unmöglich scheint. Man sieht einfach nicht dasselbe. Die Dinge stellen sich von den jeweiligen Positionen aus ganz und gar anders dar.“ Erst das Durchleben einer bestimmten Situation – oder anders gesagt: die eigene Betroffenheit – ermöglicht Einfühlung. Das die Grenze der Einfühlung durch mehr begründet sein könnte als nur durch Unlust und Faulheit – was keineswegs heißt, dass diese Faktoren nicht auch eine Rolle spielen – darauf weisen auch die hartgeführten Debatten über „kulturelle Aneignung“ hin. Mit diesem Begriff wird Kritik an dem Umstand geäußert, dass sich etwa Autoren, Übersetzer oder Filmschaffende mit einem Stoff beschäftigen, von dem sie aus eigener Erfahrung nichts wissen können. Svenja Flasspöhler ist promovierte Philosophin und Chefredakteurin des Philosophie Magazins.