Im Grunde weckt der Begriff „Romantik“ heute völlig falsche Assoziationen. Jürgen Wertheimer erklärt: „Nein, es handelt sich um keine naive Gefühlsüberflutung, keine empfindsame Weltflucht. Es geht um nichts Geringeres als einen Umsturz der Wahrnehmung aus dem Geist der Poesie.“ Eine Revolution der Innenwelt, eine generelle Neuausrichtung der Wahrnehmungssensorien. Und das mit einer – trotz aller Verschiedenartigkeit der nationalen Situation – erstaunlichen Geschlossenheit. Denn im Grunde verbirgt sich hinter dem romantischen Aufbruch bei aller scheinbar Rückwärtsgewandtheit und Bizarrerie ein wesentlicher Schritt in Richtung Moderne. Alle romantischen Theoretiker sahen sich als Vertreter einer jungen, progressiven Bewegung, die einem neuen Denk- und Empfindungsstil den Weg bereiten sollte. Jürgen Wertheimer nennt Protagonisten August Wilhelm Schlegel, Novalis, Samuel Taylor Coleridge, John Keats, Victor Hugo und Alfred de Musset. Jürgen Wertheimer ist seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.