Der Glaube ist etwas Irrationales

Søren Kierkegaard (1813 – 1855) beschäftigt sich in seinem berühmtesten Werk „Entweder – Oder“ (1843) mit dem Thema der Entscheidungsfindung. Nigel Warburton erklärt den Inhalt: „Dieses Buch stellt den Leser vor die Entscheidung, entweder ein Leben des Vergnügens und der Schönheit zu wählen oder eines, das auf konventionellen Moralregeln gründet – eine Entscheidung zwischen Ästhetik und Ethik.“ Und immer wieder kehrte er in seinen Schriften auf ein Thema zurück – den Glauben an Gott. Den Mittelpunkt bildet die Geschichte von Abraham. Für Søren Kierkegaard ist der Glaube an Gott keine einfache Entscheidung, sondern eine, die einen Sprung ins Ungewisse erfordert, eine im Glauben getroffene Entscheidung, die sich sogar gegen konventionelle Vorstellungen von dem, was man tun sollte, wendet. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Heinrich Heine stand an der Spitze der literarischen Avantgarde

Heinrich Heine (1797 – 1856), der sich selbst den „letzten, abgedankten Fabelkönig“ der deutschen Romantik nannte, knüpft an George Gordon Byron an, dem Vertreter der liberalen westeuropäischen Romantik und aktiven Teilnehmer am griechischen Freiheitskampf. Bei George Gordon Byron schon findet sich die für die dann in den 20er Jahren gemeineuropäisch verbreitete literarische Haltung des „Weltschmerzes“ charakteristische Verbindung von radikaler Subjektivität und reflexiv gebrochenem Gefühl. Mit ihr verbunden sind die Erscheinungen der „Zerrissenheit“, der Hamlet-Gestalten und „problematischen Naturen“, die als Ausdruck einer ersten fundamentalen Krise der sozialen Identität oppositioneller Intellektueller in der Zeit der Heiligen Allianz und metternichschen Restauration gedeutet werden können. Diese mit sich selbst Zerfallenen sind zugleich resignierend und – im dialektischen Umschlag des Gefühls – revoltierend gegenüber der bestehenden Wirklichkeit, ohne dass allerdings die gesellschaftlichen Ursachen sofort ganz in den Blick geraten.

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Im Dionysoskult liegen die Ursprünge des antiken Theaters

Im 8. Jahrhundert vor Christus verbreitete sich in ganz Griechenland der Kult des Dionysos. Für ihn und sein ekstatisches Gefolge wurden rauschende Feste gefeiert. Peisistratos brachte zwei Jahrhunderte später den ländlichen Fruchtbarkeitsgott in die Städte, wobei er die sechs Frühlingstage währenden Dionysien zum Staatskult erklärte. Drei bis vier Tage davon waren für die Aufführung von Tragödien und Satyrspielen, im Rahmen eines Wettbewerbs, reserviert. Das griechische Theater entstand aus einer Synthese von Tanz, Gesang, Mimik und Rezitation. Unter der Leitung eines Flötenspielers zog zunächst der Chor feierlich tanzenden Schrittes in die kreisrunde Orchestra ein. Der Vorsänger stimmte dabei ein Kultlied an, das Leben, Tod und Wiederkunft des Dionysos verherrlichte. Die Mitglieder des Chors waren mit Maske und Bocksfell verkleidet und stellten die Fruchtbarkeitsdämonen dar und tanzten voller Ekstase um einen Altar.

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