Timothy Garton Ash schreibt: „Ist Europa also in Vielfalt geeint? Ja, aber auch geteilt in seinen tiefsten Gemeinsamkeiten. Das gilt auch für seine Imitationen Roms. Diese Europa prägende Gewohnheit begann unmittelbar nach dem, was man gemeinhin den Untergang des Römischen Reiches nennt.“ Im Jahr 500 n. Chr. stattete der gotische Kriegerkönig Theoderich von seiner eigenen Hauptstadt Ravenna aus – dem damaligen Hauptquartier der Armee des Römerreichs – Rom einen triumphalen Besuch ab. Er machte zunächst an der Kirche St. Peter Station, wo sich das Grab des Anführers der Apostel Christi befand, und wandte sich dann an den immer noch existierenden römischen Senat und versprach, er werde mit Gottes Hilfe alles unverbrüchlich bewahren, was römische Herrscher der Vergangenheit angeordnet hätten. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.