Süleyman I. vergrößert das osmanische Reich

Die zeitgenössischen Historiker sind sich einig, das Süleyman I., auch genannt der Prächtige, zu den größten aller Osmanenherrscher zählt. Diese Einschätzung wird verständlich, wenn man bedenkt, dass das osmanische Reich während seiner Herrschaftszeit seine größte Herrlichkeit und größte geographische Fläche erreichte. Der Staatsapparat und die Armee waren stark und funktionierten gut und auch dem Wirtschaftsektor muss eine zufrieden stellende Note gegeben werden. Schon zur Zeit der Thronbesteigung von Süleyman I. war das Gebiet der osmanischen Türken eines der größten Staatswesen der Welt.

Das Wirtschafts- und Rechtssystem des Osmanischen Reiches

Die osmanische Ökonomie basierte auf dem präbendalen Feudalsystem. Der Boden gehörte dem Staat, wurde an Pfründeinhaber zur Nutzung übertragen, die dafür meist Militärdienst zu leisten hatten. Der Staat war stark zentralisiert, das Reich durchwegs nach einer einheitlichen Methode organisiert. Es gab Großprovinzen, Provinzen, Kadi-Bezirke und Finanzkreise. Das Rechtssystem des osmanischen Reichs war damals demjenigen anderer europäischer Staaten überlegen.

Es existierte eine feste gesetzliche Ordnung, an die sich alle zu halten hatten, auch der Sultan selbst. Um die Untertanen vor Übergriffen örtlicher Machthaber zu schützen, wurde ihnen ein uneingeschränktes Beschwerderecht eingeräumt. An der Spitze des Staates stand der Sultan, der Kriegserklärungen und Friedensschlüsse aussprach und die höchsten Würdenträger ernannte und absetzte. Der Großwesir, der für die Politik des Landes zuständig war, musste dies nach den Rahmenbedingungen tun, die der Sultan vorgegeben hatte.

Die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa

So sah es im Osmanischen Reich aus, als Süleyman 1520 im Alter von 26 Jahren die Herrschaft übernahm. In der Außenpolitik richtete er die Hauptrichtung seiner Expansion nach Europa. 1521 eroberte er mit seinem Heer die Festung Belgrad, ein Jahr später nahm er Rhodos ein. Damit war die osmanische Vormachtstellung im östlichen Mittelmeer abgesichert.

In den nachfolgenden vier Jahren musste der Sultan seine Aktivitäten ins Innere des Reichs verlegen, da sich Syrien und Ägypten von der osmanischen Herrschaft befreien wollten. Nachdem der innere Frieden wieder hergestellt war, wurde 1526 Ungarn besiegt und für Jahrhunderte von der Landkarte gefegt. 1529 trugen die Osmanen einen Großangriff gegen Wien vor, der aber aus militärischen Gründen scheiterte.

Süleyman I. reformiert die Gesetze des Osamanischen Reiches

1532 wurde der Krieg gegen Österreich fortgesetzt, brachte aber nur kleine Erfolge. Kurz darauf wurde Waffenstillstand vereinbart. Fünf Jahre später wurde dafür der Jemen durch ein gelungenes Manöver der Flotte erobert. 1555 besetzen die Osmanen das Küstengebiet von Nord-West-Afrika. Das osmanische Reich hatte damit die Größe erreicht, die bis ins 19. Jahrhundert erhalten blieb.

Auf dem Gebiet der Innenpolitik ragt die gesetzgeberische Tätigkeit des Sultans hervor. Das große Gesetzbuch, das nach ihm benannt wurde, widmet sich vor allem dem Landrecht, dem Finanzrecht und dem Steuerrecht. Zugleich wurde das örtliche Gewohnheitsrecht zum Gesetz erklärt. Auch auf den Gebieten der Kunst und der Wissenschaft trat Süleyman I., als großer Förderer auf. Als der Sultan 1566 starb, stand der Osmanenstaat äußerlich und innerlich auf der Höhe seiner Macht.

Von Hans Klumbies