Die euphorische Liebe können die Menschen nicht selbst herstellen, da sie eben keine bewusste Entscheidung ist. Und genau darin liegt für Sonia Laszlo das Glück. Sie schreibt: „Wir sind einfach verliebt und so wird unser Bewusstsein von uns selbst glücklich gemacht.“ Ein großer Teils des Glücks in der Liebe liegt ihrer Meinung nach jedoch darin, dass die Menschen Vertrauen schenken und sich in der Sicherheit fallen lassen, der andere werde ihn auffangen. Die Menschen sehnen sich also nach mehr als nur einem Hormonfeuer der Gefühle. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.
Die Partnerwahl ist einer der wichtigsten Glücksfaktoren im Leben
Für Sonia Laszlo ist die „wahre Liebe“ genauso wie „einfach glücklich sein“ nur eine romantische Idee. Daher bringt es ihrer Meinung nach auch nichts, sich von einer Liebesaffäre in die nächste zu stürzen und wenn die großen Gefühle vorbei sind, einfach den Partner auszutauschen. Was die Menschen dagegen tun sollten, ist, die euphorische Liebe zu nützen, um Glücksarbeit und Beziehungsarbeit zu leisten. Sonia Laszlo fügt hinzu: „So ist für die späteren Phasen, in denen es schwierig werden kann und in denen wir mehr Unglück als Glück verspüren, die Vertrauensbasis gelegt.“
Der Zwang, in einer Beziehung stets glücklich zu sein, lässt viele Menschen verkennen, ob es sich lediglich um eine schwierige Phase handelt, an der sie wachsen können, oder eben wirklich um eine schlechte Beziehung, die sie beenden sollten. Das Glück beginnt laut Sonia Laszlo schon bei der Wahl des Partners, und zwar dort, wo sie nicht völlig dem zufälligen Liebesglück überlassen, sondern auch andere Faktoren miteinbezieht. Immerhin ist die Partnerwahl einer der wichtigsten Glücksfaktoren im menschlichen Leben.
In der Konsumgesellschaft berechnen viele Menschen den Marktwert ihres möglichen Partners
Sonia Laszlo erklärt: „Eine stabile Paarbeziehung gilt als eines der Basiselemente des Glücks. Die meisten verheirateten Menschen sind Studien zufolge glücklicher als alle anderen. Der Psychoanalytiker und Bestsellerautor Erich Fromm (1900 – 1980) stellte in seinen Untersuchungen fest, das viele Menschen in der Konsumgesellschaft den Marktwert eines potentiellen Partners berechnen. Nach seinen Theorien orientieren sich diese Menschen gemäß den Gesetzen des Marktes und wünschen sich den bestmöglichen Partner, den sie sich, gemessen an ihrem eigenen Marktwert, gerade noch leisten können.
Sonia Laszlo kritisiert, dass der Mythos von der „einzigen großen wahren Liebe“ am Leben gehalten wird, indem man ihn schon kleinen Kindern von Beginn an einimpft. Aber das Leben besteht nun einmal nicht aus schablonenhaften Märchen. Gefährlich sind solche Schablonen der Liebe vor allem, wenn die Menschen sich ihrer nicht bewusst sind. Viele davon spielen nämlich trotzdem eine wichtige Rolle für das menschliche Glück. Ein Glücksrezept, dass sich ziemlich sicher in Unglück verwandelt, ist laut Sonia Laszlo die Ansicht, dass jeder nur mit dem richtigen Menschen, der sein „Seelenverwandter“ ist, die wahre Liebe finden und erfahren kann.
Von Hans Klumbies