Gewohnheiten erleichtern Entscheidungen, da der Mensch nicht alles neu bedenken muss. Die Macht der Routinen ist auch für das menschliche Glücksempfinden nicht zu unterschätzen. Genetisch scheint laut Sonia Laszlo ein gewisser Glücksprozentsatz festgelegt zu sein. Ed Diener nennt dies den „persönlichen Glückseichstrich“, der darüber entscheidet, ob manche Menschen von Natur aus Frohnaturen oder andere eben Sauertöpfe sind. Diese Erkenntnisse weisen für Sonia Laszlo darauf hin, dass es eine Regulierung des Glücks gibt. Sie schreibt: „Das Glück wird innerhalb einer individuellen Bandbreite wahrgenommen und wenn das System stark belastet wird, pendelt es nach der Bewältigung wieder zum Eichstrich zurück.“ Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.
Durch Training und Umwelt sind 40 Prozent des Glücksempfindens beeinflussbar
Die Psychologin Sonja Lyubomirsky vertritt die These, dass 50 Prozent des Glücksempfindens angeboren, zehn Prozent von der Umwelt bestimmt und 40 Prozent durch Training und Umwelt beeinflussbar sind. Gene, Umwelteinflüsse und was der Mensch selbst für sein Glück dazu tut, sind ausschlaggebend dafür, wie glücklich sich ein Mensch fühlt. Das Glück setzt sich zusammen aus Eichwert plus Lebensbedingungen plus Aktivitäten. Auf der Jagd nach dem Glück und bei all den Ratschlägen, die ein Mensch dabei bekommt, sollte er immer darüber nachdenken, ob er selbst die Sache wirklich will.
Sehr oft ist die Befriedigung bei Glücksjägern durch das Wollen größer als durch das Bekommen. Sonia Laszlo erklärt: „Die Belastung, nach etwas zu streben, kann daher glücklicher machen als die plötzliche Entlastung, wenn ich die Sache dann auf einmal wirklich habe.“ Glück steht bei Sonia Laszlo für Sicherheit und Ordnung, Unglück für Gefahr, Unordnung, Unsicherheit. Dabei erleben die Menschen unangenehme Gefühle intensiver als positive.
Erfolgreich zu scheitern ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Glück
Glücklich macht, wenn ein Mensch etwas selbst dazutun kann. Aus irgendeinem Grund sind Menschen glücklicher, wenn sie etwas in kleinem Rahmen erarbeitet haben, als wenn es ihnen geschenkt worden wäre. Die Verhaltensökonomie nennt dieses Phänomen den „Ikea-Effekt“. Zudem haben die Menschen dann eine intensivere Bindung zu dem Objekt. Ihre Energie in etwas zu investieren, macht Individuen glücklich. Sonia Laszlo ergänzt: „Energie in etwas hineinzustecken beginnt zum Beispiel damit, dass wir etwas angreifen und der Sache unsere kostbare Aufmerksamkeit schenken.“
Eines der größten Erfolgsgeheimnisse für ein glückliches Leben ist es, die Fähigkeit zu besitzen, erfolgreich zu scheitern. Dabei sollte man unterscheiden, ob man in den eigenen Augen oder der anderen scheitert, oder in den Augen der Gesellschaft. Dabei kommt eine wichtige Eigenschaft ins Spiel, die sogenannte Resilienz. Sie beschreibt, wie schnell ein Mensch nach einer Niederlage wieder aufsteht oder ob er am Boden liegen bleibt. Nicht wie tief ein Mensch fällt, sondern wie stark und hoch er zurückfedert, sind vielleicht die wichtigsten Voraussetzungen für das Glück.
Von Hans Klumbies