Der Dichter Novalis sagt: „Glück ist das Talent für das Schicksal“

Der Wortursprung des Wortes für Glück liegt beim zufälligen Glück und nicht bei dem Glück, von dem die Menschen meinen, sie könnten es selbst bestimmen. Die Glücksforscherin Sonia Laszlo erklärt: „Es passieren einem immer wieder Dinge, die eben Glück oder Unglück sind, daher bedeutet das Glück in vielen Sprachen Zufall.“ Es handelt sich dabei um etwas, das einfach passiert und nicht um etwas, das der menschliche Geist konstruiert und beeinflusst. Die Menschen unterscheiden nur im Gegenwort von Glück, und zwar zwischen Unglück und Pech. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

Nur die Vorbereiteten werden vom Glück bevorzugt

Zufall bedeutet laut Sonia Laszlo, dass einem etwas zufällt. Der Betroffene bekommt vom Schicksal etwas geschenkt. Beim Zufall kann ein Mensch und muss sogar oft das Seinige dazu tun, damit Glück daraus wird. Denn es ist Glück mehrend, wenn ein Mensch die Lage richtig erkennt, wenn etwas zufällig passiert, um die Chance beim Schopf zu packen. Außerdem muss man zusätzlich vorbereitet sein, damit man auch handeln kann und nicht nur will. Schon der Dichter Novalis formulierte so schön: „Glück ist Talent für das Schicksal“.

Der Begründer der Mikrobiologie Louis Pasteur drückte es auf ähnliche Weise aus: „Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.“ Im Englischen unterscheidet man heute zwischen „luck“ für Glück haben und „happiness“ als vieldeutiges Wort für das Glück. Das Wort „happiness“ kommt ebenfalls vom Zufall und nicht vom menschlichen Willen her. Es handelt sich dabei um einen glücklichen Umstand, Zufall oder zufälliges Ereignis. In allen Sprachen kommen die Worte für Glück nicht von etwas, das der Mensch selbst beherrscht.

Der natürliche Zustand des Menschen ist die Lust und der Weg zum Glück

Die menschlichen Glücksvorstellungen und Erwartungen werden laut Sonia Laszlo von kulturspezifischen, philosophischen Ansichten und gängigen Moralvorschriften geprägt. In der Antike wurde Glück als Zufall angesehen, später mit der Tugendhaftigkeit in Verbindung gebracht. Sonia Laszlo erläutert: „Zu bedenken ist allerdings, dass Tugenden nicht per se glücklich machen, sondern eine moralische Vorstellung dessen sind, was wir für ein mentales Netzwerk haben sollten.“

Sonia Laszlo weist darauf hin, dass im antiken Griechenland das Glück zuerst einmal der glückliche Zufall war, wofür es auch eine zuständige Göttin gab. Was heute Glücksforschung heißt, ist vor etwa 2.400 Jahren durch Aristippos von Kyrene, dem Begründer des Hedonismus, entstanden. Seine Erkenntnis gilt noch in der Gegenwart: „Menschen tun von Natur aus, was ihnen angenehm ist, und unterlassen, was ihnen unangenehm ist.“ Der natürliche Zustand des Menschen ist demnach die Lust und der Weg zum Glück.

Von Hans Klumbies