Das Glück hängt auch mit dem Lernen und daher mit der Anpassung zusammen. Das Glück von Gestern kann daher der Normalzustand von heute sein. Auch wenn der Mensch es nicht will, er gewöhnt sich an Dinge. Dieser Gewöhnungseffekt ist beim Glück nicht immer so wunderbar wie in anderen Situationen. Denn wenn sich Menschen an Dinge gewöhnen, die sie glücklich machen, empfinden sie im Lauf der Zeit kein Glück mehr. Um wieder die gleiche Menge Glück wie vorher zu genießen, muss man den glücklich machenden Reiz anpassen, das heißt in der Regel verstärken. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.
Der Mensch kann einen ständigen Glückszustand nicht aufrechterhalten
Sonia Laszlo erklärt: „Aus dem Gewöhnungseffekt ergibt sich auch, dass, egal wie verzweifelt wir probieren, uns im ständigen Glückszustand zu halten, unser Glück zu maximieren und unsere Zeit in die Suche nach immer mehr Glück zu investieren, wir uns im Kreis drehen.“ Ihrer Meinung nach ist eine Maximierung des Glücks durch den Effekt der Anpassung unmöglich gemacht. Außerdem ist es in einer Zeit des Unmaßes völlig sinnlos, immer mehr zu wollen und dabei das persönliche Glück maximal auszudehnen.
Im Supermarkt der Glücksgefühle des Lebens haben sich Firmen und Menschen mehr als jemals zuvor zum Ziel gesetzt, die Menschen glücklich zu machen. Sonia Laszlo erläutert: „Wir lassen uns aber nur glücklich machen, wenn wir das Gefühl haben, dass wir ein Bedürfnis dazu haben.“ Menschliche Bedürfnisse können allerdings nur dann gestillt werden, wenn sie ins Raster der Wahrnehmung fallen. Auch ist es nicht immer eindeutig, was den Menschen kurzfristig, langfristig – oder beides – glücklich macht.
Ein Leben in der Konsumgesellschaft kann ganz schnell zur Übersättigung führen
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen Dinge wollen oder kaufen, die sie eigentlich, wenn sie genauer darüber nachdenken, in Wirklichkeit gar nicht wollen. Sonia Laszlo fügt hinzu: „Dinge, die wir kaufen, sind in der Regel neu und das macht uns, wie wir wissen, glücklich.“ Zu versuchen das Glück zu kaufen ist ihrer Meinung nach ein Teufelskreis, der genauso wie das Glücks selbst, nie endet. Daher sollten sich die Menschen nur Dinge kaufen, die sie tatsächlich brauchen und nicht, nur weil sie kurzfristiges Glück versprechen.
Wer sich in der Konsumgesellschaft nicht mäßigt, wird ganz schnell übersättigt sein. Im schlimmsten Fall entsteht laut Sonia Laszlo unglücklich machende Reizmonotonie, die den Betroffenen kein oder kaum noch Glück fühlen lässt. Auch wenn ein Mensch dem Überfluss kaum entkommen kann, kann er trotzdem entscheiden, wie er sich als Person definiert, und sich das Wissen aneignen, was nur Glück auslöst und was dauerhaft von Bedeutung ist. Menschen, die sich über konsumierte Dinge und Statussymbole definieren, können am Unglück des Überkonsums zerbrechen.
Von Hans Klumbies