Sechs Millionen Pilger strömen pro Jahr nach Lourdes

Die Tochter eines Müllers, Bernadette Soubirous behauptete, am 11. Februar 1857 in einer Grotte in Lourdes der Heiligen Jungfrau begegnet zu sein. Es sollte nicht die letzte Begegnung bleiben. Noch 17 Mal sollte der armen, asthmakranken Bernadette Soubirous die weiße Dame erscheinen. Dieses Ereignis sollte das Leben der Bewohner von Lourdes einschneidend verändern. Heute leben in Lourdes 15.000 Einwohner und nirgends in ganz Frankreich gibt es mehr Hotels als dort, außer in Paris. Zum 150jährigen Jubiläum der Wallfahrt am 11. Februar 2008 hatten sich 40.000 katholische Pilger aus aller Welt angemeldet.

Die Wunder in Lourdes werden seltener

Wer an diesem Tag zur Heiligen Grotte wollte, musste einige Stunden in der Schlange anstehen, um vor der Mutter Gottes beten zu dürfen, die an der Stelle steht, wo Bernadette Soubirous ihre erste Begegnung mit ihr hatte. Religiösen Kitsch können die Pilger fast an jeder Ecke von Lourdes kaufen. In den vier Kirchen rund um das Heiligtum, gibt es Kerzen in der Preisklasse von 2 bis 150 Euro. Wer eine Messe, für wen und wofür auch immer, lesen lassen möchte, muss dafür 18 Euro bezahlen. Lourdes ist Kapitalismus pur: der Bischof hat etwa 400 Angestellte, die einen jährlichen Umsatz von 25 Millionen Euro erwirtschaften.

Doch Wunder sind selbst in Lourdes selten. 22 waren es in den zwei Dekaden nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1998 sind vom Vatikan nur noch zwei Heilungen als Wunder anerkannt worden. Aber viele Pilger kommen nicht unbedingt nach Lourdes, weil sie sich eine Wunderheilung erhoffen. Sie kommen wegen viel profaneren Dingen wie persönlichen Krisen. Manche fahren jedes Jahr nach Lourdes, um der Heiligen Jungfrau für eine Rettung aus einer gefährlichen Lage oder für einen Wunsch zu danken, der in Erfüllung gegangen ist. Viele sind auch da, um heiliges Wasser mitzunehmen, das aus zwei Dutzend Hähnen fließt. Es stammt aus der Quelle von Lourdes, die Bernadette Soubirous auf Befehl der Heiligen Jungfrau mit eigenen Händen geöffnet haben soll.

Devotionalien aus Lourdes gibt es auch im Internet

Nicht nur religiösen Kitsch gibt es Lourdes an jeder Ecke, sondern auch schöne Rosenkränze und Lourdes-Medaillen aus dem Automaten für zwei Euro. Um möglichst viele Medaillen unter die Pilger zu bringen, sind die Apparate direkt an der Heiligen Grotte aufgestellt. Inzwischen kann man die Devotionalien schon über das Internet beispielsweise bei Lourdes Shopping bestellen. Medaillen, Figuren, Rosenkränze, Schlüsselanhänger, Armbänder, Juwelen, Kerzen und so weiter und so fort werden direkt ab Lourdes versendet.

Ein Anhänger mit silbernen Kreuz kostet zum Beispiel 14,20 Euro, eine musizierende Grotte aus blauem Plastik 27 Euro, ein Röhrchen mit Lourdeswasser ist schon für zwei Euro zu haben. Außerdem gibt es eine goldene Lourdes-Medaille für 95,80 Euro, den ersten USB-Stick in der Form eines Kreuzes für 46,50 Euro sowie eine Holzfigur, die die Heilige Jungfrau und Bernadette Soubirous bei ihrer ersten Begegnung zeigt, für 355,21 Euro. Wie sagt man so schön: wer daran glaubt, wird selig werden.

Von Hans Klumbies

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