Schlafstörungen entwickelt sich zur Volkskrankheit

Schon 40 Prozent aller Erwerbstätigen in Bayern leiden unter Schlafstörungen. Eine Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) belegt, dass die Krankheit vor allem durch Stress und Belastungen im Beruf entsteht. Fast 50 Prozent der Bevölkerung leidet zumindest teilweise unter Schlafstörungen. Wilfried Erbe, Geschäftsführer der DAK in Bayern sagt: „Wir können fast schon von einer Volkskrankheit sprechen. In Bayern quälen sich mehr als 600.000 Erwerbstätige durch den Arbeitsalltag.“ Fast alle Menschen, die vor lauter Stress nicht mehr in den Schlaf finden, versuchen das Problem zunächst durch eine Eigentherapie zu lösen.

Der Klassiker der monotonen Stimulation

Jürgen Zulley, der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitäts- und Bezirksklinikum Regensburg rät den Betroffenen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ein Tipp, den er besonders häufig Frauen geben muss, lautet: am Abend einen klaren Schlussstrich nach der Arbeit ziehen! Bei den Schlafstörungen gibt es aber auch typisch männliche Symptome. Zu Jürgen Zulley kommen immer wieder Männer, die sofort einnicken, wenn sie sich am Abend einen Fernsehfilm anschauen wollen. Irgendwann werden sie dann nachts wach, legen sich ins Bett und können dann nicht mehr einschlafen.

Jürgen Zulley spricht in einem solchen Fall von einem Klassiker: „Wir sprechen da von monotoner Stimulation.“ Sobald Menschen nach einem stressigen Arbeitstag zur Ruhe kommen, werden sie sofort müde und nicken ein. Der Schlafforscher rät den Patienten, sich auf keinen Fall schon um viertel nach acht ins Bett zu legen. Denn ein frühes Einschlafen ist für ihn keine positive Eigenschaft, sondern ein Warnsignal, dass sehr ernst zu nehmen ist: „Viele dieser Leute haben eine grundsätzlich überhöhte Müdigkeit in sich, die sie aber in ihrem Arbeitsalltag überspielen können – oft sogar durch eine übertriebene Aktivität.“

Schlafstörungen können auf eine psychische Erkrankung hinweisen

Laut Jürgen Zulley hilft in solchen Fällen eine Therapie, die unter Medizinern unter dem Begriff Schlafhygiene bekannt ist. Die Fernsehschläfer sollten mit allen verfügbaren Mitteln versuchen, wach zu bleiben und erst später ins Bett zu gehen. Der Schlafforscher rät: „Trick Nummer eins ist, sich zu bewegen – also nicht auf der Couch oder im Sessel sitzen.“ Zu den Grunderfahrungen, die Jürgen Zulley in seiner 30jährigen Praxis gemacht hat, zählt, dass die meisten dieser Einschlaf- und Schlafstörungen bereits am Tag produziert werden.

Wilfried Erbe von der DAK führt die Schlafstörungen vor allem auf den verstärkten Druck am Arbeitsplatz zurück: „Die Angst vor der Arbeitslosigkeit steht an erster Stelle der Zukunftsängste.“ Ein Drittel der Angestellten berichtet inzwischen über psychische Belastungen im Arbeitsalltag, die nicht selten zu Schlafstörungen führen. Es gibt auch Fälle, in denen die Schlafstörungen ein Hinweis dafür sind, dass die betroffenen Menschen am Rande einer psychischen Erkrankung oder die Psyche schon schwer in Mitleidenschaft gezogen ist.

Von Hans Klumbies