Eine neue bi- oder tripolare Welt dürfte von einer stärkeren Partnerschaft zwischen Russland und China geprägt sein. Hans-Jürgen Jakobs stellt fest: „Beide Rohstoff-Monopolmächte verfolgen ihre eigenen Welteroberungsstrategien, beide stehen fest im Widerstand gegen die „regelbasierten Systeme“ des Westens mit unabhängiger Rechtsprechung, demokratischer Teilhabe und starken Institutionen, die in einem Gleichgewicht von „checks und balances“ nach Lösungen suchen.“ Solche Gewaltenteilung passt nicht zu den eigenen autokratischen Vorstellungen. Sie laufen im Falle von Russland auf einen Oligarchen-Kapitalismus hinaus, im Falle von China auf einen Daten- und Fortschritts-Kommunitarismus. Beide Länder nutzen dabei ihre strategischen Monopole, um den Gang der Geschichte zu beeinflussen – und zeigen wenig Skrupel, Wirtschaftspolitik als Machtpolitik und als Außenpolitik einzusetzen. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.
Russland und China machen andere Staaten zum Spielball ihrer Geopolitik
Und beide Länder machen mit ihrer Ressourcenkontrolle die Unternehmen anderer Staaten, aber auch deren Regierungen, zum Spielball der Geopolitik. Hans-Jürgen Jakobs erklärt: „Schaut man auf die Welt mit dem Filter, welche Kraft von den einzelnen Wirtschaftsblöcken ausgeht, ergibt sich ein Übergewicht in der erbrachten Produktion bei den westlichen demokratischen Ländern, dem jedoch ein Übergewicht bei Bodenschätzen der autokratischen Länder gegenübersteht.“ Konkret kommen die USA und Europa auf ein addiertes Bruttoinlandsprodukt von 40 Billionen Dollar, was noch deutlich weit entfernt ist von China – knapp 17 Billionen – und erst recht Russland – 1,7 Billionen.
Auch lagen, zusammengenommen, Anfang 2022 die Börsenwerte der jeweils zehn größten Konzerne in den USA und Europa mit 15,8 Billionen Dollar auf einem ganz anderen Level als im Lager der „Autokratie“: China meldet hier 2,6 Billionen, Russland noch nicht einmal 560 Milliarden Dollar. Hans-Jürgen Jakobs fügt hinzu: „Ganz anders sieht es bei den leicht abbaubaren Rostoffen aus. Hier, in der Kategorie „Naturkapital“, liegt China mit 9,644 errechneten Billionen Dollar von den USA – 5,646 Billionen –, Russland – 4,732 Billionen Dollar –, Indien – 3,923 Billionen Dollar – und der Europäischen Union – 3,602 Billionen.
Es gelten nicht mehr die Gesetze des freien Welthandels
Dieser Wirtschaftskrieg um Rohstoffe, dieser Aufstand der Autokraten verändert den Wettstreit der Systeme, der seit einiger Zeit aufgerufen ist, auf nachhaltige Weise. Hans-Jürgen Jakobs erläutert: „Es gelten eben nicht mehr, wie in den ersten 25 Jahren nach Ende des Sowjetkommunismus uns seiner Vasallenstaaten, die Gesetze des freien Welthandels, wie sie einst vom englischen Ökonomen David Ricardo (1772 – 1823) formuliert worden waren.
Hans-Jürgen Jakobs weiß: „Dessen Theorie der komparativen Kostenvorteile beschreibt, dass sich jedes Land am besten auf die Produktion jener Güter konzentriert, bei denen es relativ am besten dasteht – und die entstandenen Waren dann frei auf offenen Märkten getauscht werden.“ Diese internationale Arbeitsteilung wird durch das geoökonomische Machtstreben von Staaten wie Russland und China mit ihren Rohstoffmonopolen erst ausgenutzt und dann ausgehebelt.“ Quelle: „Das Monopol im 21. Jahrhundert“ von Hans-Jürgen Jakobs
Von Hans Klumbies
