Adam Smith propagiert die unsichtbare Hand des Marktes

Adam Smith propagierte in seiner „Theorie der ethischen Gefühle“, dass die Geschicke der Gesellschaft in der unsichtbaren Hand des Marktes liegen sollten statt in der Pranke eines Alleinherrschers. Der Moralphilosoph und Ökonom sah in einem empathischen und demzufolge moralischen Verhalten der Menschen die Grundlage vernünftigen Wirtschaftens und Zusammenlebens. Die Gerechtigkeit sei „der Hauptpfeiler, der das ganze Gebäude stützt. Wird dieser Pfeiler entfernt, muss der gewaltige, der ungeheure Bau der menschlichen Gesellschaft […] in einem Augenblick zusammenstürzen“. Roger de Weck weiß: „Doch viele Liberale des 21. Jahrhunderts ärgern sich mehr über die angebliche Hypermoral als über die tatsächliche „Hypomoral“: die unterentwickelte Moral, die den esprit général der liberalen Demokratie verdirbt. Sie verkennen, dass neurechtes Moral-Bashing nichts anderes ist als ein Generalangriff auf den Liberalismus. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

Liberale und Linke erkennen in der Aufklärung den Durchbruch

Das Menschenbild des Liberalismus entwarf Adam Smith in der „Theorie der ethischen Gefühle“ und führte es im berühmteren Werk „Wohlstand der Nationen“ aus. Im 18. Jahrhundert war die Vorstellung eines vernunftgeleiteten, selbstbewussten Individuums ganz ohne Vormund noch ungewohnt. Aus rechtsautoritärer Sicht begann damit der Niedergang des Abendlands, ja sein Untergang. Denn das demokratisch verfasste Volk sei niemals so souverän wie ein Kraft- und Machtmensch an der Staatsspitze.

Demokratie wagen ist in ihren Augen nicht zukunftsweisend, sondern verhängnisvoll. Roger de Weck stellt fest: „Versöhnliches hat im reaktionären Denken keinen Platz, alles Ausgleichende gilt als Schwäche.“ Die Aufklärung sehen Liberale und Linke als Durchbruch. Für Reaktionäre bleibt sie der zivilisatorische Einbruch. Fortschritt ist ihnen Rückschritt. Daher ihr systematisches Umdeuten der Welt. Der Krimskrams „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ ist der Neuen Rechten auch deshalb lästig, weil Demokratie den Machtmenschen wenig Auslauf lässt.

Reaktionäre lieben starke Männer

Roger de Weck betont: „Reaktionäre lieben jedoch Monarchen, Titanen, Giganten, Kolosse, Heroen, die ihre Macht ausleben, charismatisch das Volk lenken.“ Nur der starke Mann kann in der Stunde der Not dem „Selbstmord für die Schweiz“ zuvorkommen, so Christoph Blocher. Diese Stunde der Not sehen Rechte als Stunde der Wahrheit, in der sich der parlamentarische Trott endlich als Illusion erweist. Die Nation bedarf eines Retters – auch wenn ein solcher Übermensch und „Überpolitiker“ oft ein Narzisst ist, wenn nicht ein Psychopath.

Und dieser Erlöser ruft dann den Ausnahmezustand aus, in dem „die Kraft des wirklichen Lebens die Kruste der in Wiederholung erstarrten Mechanik“ demokratischer Betriebsamkeit und bigotter Moral durchbreche. Im Ausnahmezustand finde die Nation zum Wesen der Politik zurück: zum Anführer, der den bedrohlichen Feind „in konkreter Deutlichkeit als Feind“ erkenne. Um das Unheil abzuwenden, darf er die Fesseln der Demokratie ablegen. Er nimmt sich jedes Recht und solle sogar Recht setzen, wie der Staatsrechtler Carl Schmitt 1934 in der „Deutschen Juristen-Zeitung“ schrieb. Quelle: „Die Kraft der Demokratie“ von Roger de Weck

Von Hans Klumbies

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