Die Verlustaversion ruft eine Tendenz zum Status quo hervor

Die meisten Menschen besitzen die allgemeine Tendenz, nicht hergeben zu wollen, was sie besitzen – selbst in Situationen, in denen die Erwägungen der Kosten und des Nutzens für den Verzicht sprechen, weil eindeutig die Aussicht besteht, etwas Besseres zu bekommen. Diese Tendenz nennt man Verlustaversion. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Anscheinend macht es uns in zahlreichen ganz verschiedenen Situationen nur halb so glücklich, etwas zu gewinnen, wie es uns unglücklich macht, das Gleiche zu verlieren.“ Für die Verlustaversion bezahlen Menschen einen hohen Preis. Menschen wollen das, was sie besitzen, nicht hergeben, nicht einmal, wenn sie dafür mehr bekommen als das, was sie ursprünglich für einen fairen Preis betrachtet haben. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

Das Verhalten anderer Menschen kann das eigene Handeln verändern

Die Verlustaversion führt zu Trägheit. Das Ändern eines Verhaltens geht normalerweise mit gewissen Kosten einher. Das größte Problem der Verlustaversion besteht darin, dass sie eine Tendenz zum Status quo hervorruft. Das menschliche Verhalten unterliegt zahlreichen Faktoren, die nichts mit Geld zu tun haben; einige davon sind äußerst wirksam, wenn finanzielle Anreize nutzlos oder sogar schädlich sind. Richard E. Nisbett erklärt: „Sozialer Einfluss kann Menschen viel besser in eine gewünschte Richtung lenken, als Belohnungen zu versprechen oder mit Strafen zu drohen oder irgendeine andere Art von Maßregelung anzuwenden.“

Allein die Information über das Verhalten anderer Personen kann Menschen dazu bringen, ihr eigenes Verhalten zu ändern. Wenn man weiß, dass sich andere Leute besser verhalten, als es der eigenen Neigung entspricht, ist das ein effektiver sozialer Einfluss. Man will das tun, was auch andere tun. Das Wissen, dass andere besser handeln, als man geglaubt hat, ist oft viel wirkungsvoller als Predigen – denn das kann nach hinten losgehen, weil es suggeriert, dass schlechte Gewohnheiten verbreiteter sind, als es tatsächlich der Fall ist.

Jeder Mensch sollte über Grundkenntnisse in Statistik verfügen

Finanzielle Anreize und Versuche, Druck auszuüben, sind höchstwahrscheinlich kontraproduktiv, falls die betreffende Person Anreiz oder Zwang so versteht, dass sie Tätigkeit nicht sehr reizvoll ist. Schon Mark Twain wusste, „dass Arbeit in alle dem besteht, was der Mensch zu tun genötigt ist, und das Spiel in alle dem besteht, was der Mensch nicht zu tun genötigt ist.“ Statt Menschen in eine bestimmte Richtung zu schieben oder zu ziehen, sollte man lieber versuchen, ihnen Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Kanäle zu schaffen, die die vernünftigste Verhaltensweisen zur bequemsten Option machen.

Jeder Mensch sollte wissen, wie er Statistik im täglichen Leben anwenden kann. Richard E. Nisbett nennt den Grund: „Heutzutage ist eine optimale Lebensführung ohne Grundkenntnisse in Statistik schlichtweg undenkbar.“ Die meisten statistischen Prinzipien kann man mit dem gesunden Menschenverstand erfassen. Spätestens nach einigem Nachdenken wird man erkennen, dass sie plausibel sind. Die Beobachtung von Objekten oder Ereignissen sollte man sich zum Beispiel oft als Stichproben einer Population vorstellen. Quelle: „Einfach denken!“ von Richard E. Nisbett

Von Hans Klumbies