Reiche Gesellschaften konnten sich spezialisierte Denker leisten

Von Anbeginn der Gesellschaft gab es eine Welt und viele Menschen. Eine Welt, in der die Menschen einer Vielzahl von Ereignissen ausgesetzt waren. Von diesen waren viele unerklärlich, manche gar Wunder. Ille C. Gebeshuber ergänzt: „Die Menschen suchten die rätselhaften Ereignisse und Abläufe zu erklären und stellten eine höhere Macht in den Mittelpunkt – Gott. Seine Taten und Absichten spiegelten sich vermeintlich in den Mysterien des Lebens wider.“ Doch mit der Zeit nahm der Reichtum der Menschheit zu. Daher konnte sie sich spezialisierte Denker, die Wissen ansammelten, leisten. Ausgehend von diesem Wissen erkannte man, dass die Natur sehr präzisen Gesetzen gehorchte. Das Unlogische, das Wundersame war mit einem Mal logisch. Man wusste von der Natur und stellte von nun an diese in den Mittelpunk. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

Die Evolution schuf immer klügere und fähigere Werkzeuge

Und die Wunder schuf mit der Zeit nicht mehr Gott, sondern die Menschen; so häufig und bequem, dass sie bald jeder für selbstverständlich hielt. Das verlief lange Zeit gut. Doch die nie stillstehende Evolution erschuf neue Werkzeuge, die sich immer klüger und fähiger präsentierten. Ille C. Gebeshuber erklärt: „Bald waren diese Maschinen in der Lage, neue Ebenen zu erschaffen, die sich zwischen unsere Sinne und die Natur schoben.“ Die anfangs nur primitiv erscheinenden Simulationen anderer Welten und Ereignisse strebten nach Perfektion.

Der Mensch rückte in den Mittelpunkt immer neuer Welten und Abenteuer. Das Paradies war in Griffweite, aber leider auch die Schlange … Ille. C. Gebeshuber stellt fest: „Wenn wir die Menschen aus fernerer Vergangenheit träfen, wären wir sehr erstaunt. Ihr Verhalten, ihre Weltsicht und ihre Interessen wären sehr verschieden von uns.“ Viele würden die Verwandten in der Vergangenheit für primitiv und dumm halten; gar über viele ihrer Taten lachen.

Die heutigen Menschen trennen Welten von der Vergangenheit und der Zukunft

Andererseits würden die Ahnen die heute lebenden Menschen um ihre Lebensumstände beneiden. Sie kämen ihnen gesund, gebildet und äußerst mächtig vor. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Eine Kommunikation wäre aber äußerst schwierig; zu hoch wären die Unterschiede an Lebenserfahrung und Zeitgeist. Und doch steckt in dieser Fremdheit eine Lektion.“ Denn man kann sich dadurch lebhaft vorstellen, wie – aus dieser Sicht – kommende, weit in der Zukunft lebende Generationen über die heutige Menschen urteilen würden.

Im Idealfall hätten sie die Probleme der Welt gelöst oder zumindest verringert. Sie träten bescheiden auf und wären sehr freundlich zu den heutigen Menschen. Und doch würde man hinter all dem Edelmut der Zukunft eine leichte Verachtung für die heute lebenden Menschen spüren. Ille C. Gebeshuber stellt fest: „Aber auch hier wäre eine Kommunikation sehr schwierig, denn uns trennen Welten von der Vergangenheit wie der Zukunft. Einer idealen Zukunft, die – sofern die Menschheit sich positiv entwickelt Lohn für die Hoffnung und Linderung für die Schmerzen der Menschen verspricht.“ Quelle: „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ von Ille C. Gebeshuber

Von Hans Klumbies

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