Rebecca Solnit erforscht in ihrem Buch „Umwege“, wie wir durch unser Handeln die Gegenwart und die Zukunft gestalten können. Dabei zeigt sie auf, wie befreiend es sein kann, sich auf den Weg ins Ungewisse einzulassen. Anhang der drängenden Fragen unserer Zeit – Klimawandel, Bedrohung der Demokratie, Frauenrechte – wagt Rebecca Solnit eine Hinwendung zur Langsamkeit, zum Umweg, zum Unvorhersehbaren auf den Weg in eine bessere Zukunft. Rebecca Solnit schreibt: „Ich habe die Langsamkeit, die Geduld, die Beharrlichkeit und die langfristige Sicht schätzen gelernt, weil sie wichtige Werkzeuge sind, mit denen man die Welt verändern oder sogar verstehen kann.“ Rebecca Solnit ist eine der bedeutendsten Essayistinnen und Aktivistinnen der USA. Sie ist Mitherausgeberin des Magazins „Harper´s“ und schreibt regelmäßig Essays für den „Guardian“.
Rebecca Solnit schätzt die Unvorhersehbarkeit
Rebecca Solnit findet Kompliziertes schön, wie zum Beispiel den mühsamen Wegen zu folgen, die man zurücklegen muss, bis etwas Wirkung zeigt. Dabei ist es notwendig, das verschachtelte Gefüge von Zusammenhang und Ursache zu betrachten und die Kraft beharrlicher Geduld und langfristiger Sicht zu erleben. Zudem schätzt sie die Unvorhersehbarkeit als die Kehrseite des Möglichkeit. Denn die Ausrufung von Unausweichlichkeit ist meistens eine falsche Prophezeiung.
Das Wahrscheinliche tritt zwar oft ein, das Unwahrscheinliche aber immerhin noch so häufig, dass man es nicht ausblenden darf. Rebecca Solnit weiß: „Was im Rückblick offensichtlich, vorhersehbar, unausweichlich erscheint, galt zuvor oft als unwahrscheinlich oder unmöglich. Die genauer Erinnerung daran hilft, auch beim nächsten Mal etwa angeblich Unmögliches anzupacken.“ Die Erinnerung ist vor allem dann eine Kraft, wenn sie die großen Muster, den sich langsam vollziehenden Wandel erkennt, während gezieltes Vergessen und Amnesie von Schwäche zeugen.
Die Menschheit kann eine bessere Welt erschaffen
Niemand weiß sicher, was passieren wird. Dennoch können wir eine bessere Welt erschaffen. Rebecca Solnit erklärt: „Wir können saubere Luft und sauberes Wasser haben. Wir können mittels Verfahren, die weder Meere noch Böden zerstören, die keine Landschaften und die darin lebenden Menschen zugrunde richten, die Welt ernähren.“ Die Menschheit kann eine Welt erschaffen, in der eine größere Fülle herrscht als in der von heute. Diese konkreten Veränderungen setzen allerdings abstrakte Veränderungen in unseren Verständnis dessen voraus, was wir bedeutet, was uns am wichtigsten ist, wer wir glauben sein zu können, und was wir für möglich halten.
In diesem Buch, diesen Essays, in denen sie sich sowohl pro – vor allem im Abschnitt „Visionen“ – als auch kontra – im Abschnitt „Revisionen“ – äußert, zeigt Rebecca Solnit Umwege auf, die der Zufall einschlägt, die Nebenstraßen und abgelegten Pfade, auf denen Bewegungen entstehen und Ideen vorrücken, wenn es geradeaus nicht weitergeht. Denn die meisten Ziele sind nur auf verschlungenen Wegen erreichbar. Das Buch „Umwege“ kündet vom Schwierigen und Ungewissen, aber auch von dem, was möglich ist. Es ist eine Aufruf zum Weitermachen.
Umwege
Essays für schwieriges Terrain
Rebecca Solnit
Verlag: Rowohlt
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten, Auflage: 2025
ISBN: 978-3-498-00761-4, 24,00 Euro
Von Hans Klumbies