Jonathan Rauch verteidigt das Gesetz der Erkenntnis

Jonathan Rauch erklärt und verteidigt in seinem Buch „Die Verteidigung der Wahrheit“ das Gesetz der Erkenntnis. Dabei handelt es sich um Regeln, welche die liberale Wissenschaft definieren und die Gemeinschaft organisieren. Der Autor zeigt, was zu tun ist, um die Wahrheit zu verteidigen, ganz besonders in Krisenzeiten wie diesen. Vielleicht ist Erkenntnis die richtige Wahrnehmung der Welt, allerdings unterscheidet sich die Wahrnehmung von Mensch zu Mensch und selbst im einzelnen Menschen ist sie nicht immer gleich. Auf Strenge und Demut beruht die Haltung desjenigen, der nach der Wahrheit sucht. Der Erwerb von Erkenntnis ist ein Gespräch und kein Zielpunkt. Es ist ein Prozess, eine Reise – und zwar eine, die Menschen gemeinsam unternehmen und nicht jeder für sich. Jonathan Rauch studierte an der Yale University. Als Journalist schrieb der Politologe unter anderem für das National Journal, für The Economist und für The Atlantic.

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Das Leben ist ohne Energie nicht möglich

Der Fortschritt der Menschheit brachte neben Problemen, die mit dem Erfolg der Menschheit einhergingen, auch andere Probleme mit sich. Eines davon war, dass die Prozesse des Lebens auch in der menschlichen Gesellschaft gültig blieben. Ille C. Gebeshuber weiß, dass sich das Leben in einer günstigen Umgebung formte, welche die Bildung von Strukturen zuließ. Im Prinzip schuf das Leben Ordnung und bezog aus dieser Ordnung einen Mehrwert in Form von Energie. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Diese Energie wurde für den Selbsterhalt und die Fortpflanzung genutzt. Im Wettbewerb der Organismen miteinander gewannen in der Regel jene, deren Prozesse leistungsfähiger waren als die der anderen.“ So ist es auch in der Wirtschaft, nur konkurrieren hier keine Organismen, sondern Unternehmen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Zuwanderung muss nicht immer zu Widerstand führen

Die Beziehung zwischen Zuwanderern und fremdenfeindlichen politischen Bewegungen ist nicht immer ein direkte. Anne Applebaum erläutert: „Zum einen muss Zuwanderung selbst aus Ländern mit einer anderen Religion oder Kultur nicht immer eine Gegenreaktion auslösen. In den 1990er Jahren kamen muslimische Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Ungarn. Dies hat nicht allzu viel Reibung verursacht.“ Auch in Polen stießen muslimische Flüchtlinge aus Tschetschenien nicht auf nennenswerten Widerstand. Die Vereinigten Staaten haben in den vergangenen Jahren Flüchtlinge zum Beispiel aus Russland, Vietnam, Haiti und Kuba aufgenommen. Dies löste keine größeren Diskussionen aus. Der Widerstand gegen Zuwanderer lässt sich auch nicht immer auf ihren mangelnden Integrationswillen schieben. Anne Applebaum ist Historikerin und Journalistin. Sie arbeitet als Senior Fellow an der School of Advanced International Studies der Johns Hopkins University.

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Leonardo da Vinci ist unverwechselbar

Viele Künstler haben die Hoffnung, dass sie unverwechselbare, gar unvergängliche Spuren hinterlassen. Rüdiger Safranski blickt zurück: „Erst in der Renaissance wird es üblich, die Bilder zu signieren. Leonardo da Vinci bewahrt sogar seine Entwürfe auf, manche davon ebenfalls signiert.“ Es soll möglichst wenig verloren gehen, denn darauf kommt es an: irgendeine Erinnerung im Geist der Sterblichen zu hinterlassen. Leonardo da Vinci schreibt: „Auf dass dieser unser armseliger Lebenslauf nicht umsonst verfließe.“ Das ist noch recht bescheiden formuliert im Vergleich zu anderen Bekundungen gesteigerten künstlerischen Selbstbewusstseins. Tizian erzählte gerne, wie Kaiser Karl V. bei einer Porträtsitzung ihm den Pinsel aufgehoben habe, der ihm entglitten war. Rüdiger Safranski arbeitet seit 1986 als freier Autor. Sein Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.

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Carlo Rovelli sucht den Ursprung der Zeit

Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit. Zum Beispiel eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten. Es gibt eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit für den Tanz. Carlo Rovelli erläutert: „Bis hierher war die Zeit, die Zeit zu zerstören. Jetzt ist es an der Zeit, die Zeit unserer Erfahrung wieder aufzubauen. Nach ihren Ursprüngen zu suchen, zu verstehen, woher sie kommt.“ Wenn in der elementaren Dynamik der Welt sämtliche Variablen gleichwertig sind, was ist dann das, was die Menschen „Zeit“ nennen? Seit dem Jahr 2000 ist Carlo Rovelli Professor für Physik an der Universität Marseille.

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Isaiah Berlin prägte den Freiheitsbegriff

Isaiah Berlins Diskussion des Freiheitsbegriffs ist von zwei zentralen Konfliktlinien geprägt. Einerseits geht es um den Konflikt von individueller und kollektiver Freiheit, andererseits um den Widerstreit zwischen Herrschaft und Freiheit. Katia Henriette Backhaus ergänzt: „Zudem unterscheidet sich der Anspruch der sogenannten negativen und positiven Freiheit mit Blick auf die Spezifikation.“ Oder, anders gesagt, die Offenheit der jeweiligen Spielräume und Konsequenzen der Freiheit. In diesem Sinne handelt es sich also tatsächlich um Argumente für die Differenzierung zweier grundverschiedener, unvereinbarer Einstellungen zu den Zielen des Lebens. Im Zentrum steht dabei ein vom Staat potentiell bedrängtes, seiner Natur und seinem Wesen nach einem privaten Raum bedürftigen, Individuum. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Mahatma Gandhi kämpft gegen Ungerechtigkeit

Mohandas Karamchand Gandhi (1869 – 1948) kam als Sohn hinduistischer Eltern im westlichen Indien zur Welt. Später bekam er den Ehrentitel „Mahatma“. Klaus-Peter Hufer fügt hinzu: „Er studierte in London Jura, wurde Anwalt und arbeitete zunächst in Südafrika.“ Dort setzte er sich gegen die Rassendiskriminierung und für die Rechte der indischen Einwanderer ein. Dort entwickelt er das „Satyagraha“ („Macht der Wahrheit“), womit er den passiven Widerstand und den zivilen Ungehorsam gegen Ungerechtigkeit begründete. „Satya“ bedeutet Wahrheit und Liebe. Beides sind Attribute der Seele. „Agraha“ ist Stärke oder Kraft. „Satyagraha“ ist also Stärke, die aus Wahrheit, Liebe und Gewaltlosigkeit geboren ist. Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

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Der Mensch hat sich selbst ins Joch gespannt

Die Spur der gegenwärtigen Ökokrise führt zurück bis zur neolithischen Revolution: Ackerbau und Viehzucht statt Jagen und Sammeln. Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Bis dahin war das Nahrungsangebot von Zufälligkeiten und dem Jagdglück abhängig – von nun an hielten wir unser Schicksal in den eigenen Händen.“ Der Preis für diese relative Versorgungssicherheit war hoch. Der Mensch hat seine Freiheit aufgegeben und sich selbst ins Joch gespannt. Außerdem entwickelte er sich zu einem Materialisten. Schließlich braucht ein Ackerbauer Werkzeuge und Geräte, ein Stück Boden, das zuverlässig von keinem anderen beansprucht wird, eventuell auch Nutztiere. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Die Befreiung dient der Rechtfertigung von Herrschaft

Christoph Menke vertritt in seinem Buch „Theorie der Befreiung“, dass sich die Menschheit in einer Zeit der gescheiterten Befreiungen befindet. Denn die Befreiung von äußerer Herrschaft und Bevormundung hat zu Regimen der Selbstkontrolle und Selbstdisziplin geführt. Die Befreiung der menschlichen Bedürfnisse und Interessen aus den Grenzen, die ihnen durch Tradition und Sittlichkeit gezogen waren, hat sie der Verwertungslogik der kapitalistischen Ökonomie unterworfen. Alle Befreiungsversuche, ob politisch, ökonomisch, rechtlich, ethische, kulturell oder künstlerisch, haben sich in Paradoxien und Widersprüche verfangen. Sie haben neue Gestalten und Strategien der Herrschaft hervorgebracht. Christoph Menke betont: „Mehr noch ist offensichtlich geworden, dass die Befreiung in Wahrheit immer schon der Rechtfertigung von Herrschaft diente.“ Christoph Menke ist Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

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Die Chipbranche macht 500 Milliarden Dollar Umsatz

Für Adam Smith war die Effizienz das Ziel, nach dem der Homo oeconomicus strebt und dem sich die Gesellschaft zu unterwerfen hat. Am 14. Mai 2021 druckte die „New York Times“ einen Gastbeitrag des Wirtschaftswissenschaftlers Alex T. Williams. Der Artikel handelte von der weltweiten Knappheit in der Lieferkette der Halbleiterproduktion. Jeremy Rifkin erläutert: „Dabei handelt es sich um die winzigen Mikrochips, die in den unzähligen Prozessen und Produkten unserer intelligenten digitalen Welt Verwendung finden. Die Halbleiterbranche macht pro Jahr 500 Milliarden Dollar Umsatz.“ Um zu verstehen, wie ernst das Problem ist, reicht ein Blick auf den Autohersteller Ford. Der Konzern rechnete aufgrund der aktuellen Halbleiter-Knappheit mit Einbußen von 2,5 Milliarden Dollar. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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Ray Dalio erforscht die neue Ordnung der Welt

Die Weltordnung verändert sich derzeit rasant. Und zwar in so verschiedener maßgeblicher Hinsicht, wie es in der jüngsten Vergangenheit noch nie der Fall war, aber schon viele Male davor. Die Fallbeispiele und Mechanismen, die ihnen zugrunde liegen, hat Ray Dalio erforscht. Denn nur so kann er sich eine Vorstellung von der Zukunft bilden. Zuerst beschreibt er aber die Kräfte, die ihm über die letzten 500 Jahre aufgefallen sind bei der Analyse des Aufstiegs und Niedergangs der letzten drei Reservewährungsreiche. Zu ihnen zählt er das niederländische, das britische und das amerikanische Reich. Daneben existieren sechs weitere maßgebliche Reiche wie Deutschland, Frankreich, Russland, Indien, Japan und China. Zudem betrachtet er die großen chinesischen Dynastien bis hin zur Tang-Dynastie etwa um das Jahr 600. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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George Stigler lehnt Kartellgesetze ab

„Mit der Zeit bin ich nach und nach zu der Überzeugung gelangt, dass Kartellgesetze viel mehr schaden als nützen und es uns besser ginge, wenn es sie überhaupt nicht gäbe.“ Dieses Resümee hat der Nobelpreisträger für Wirtschaft George Stigler (1911 – 1991) am Ende seiner Karriere gezogen. Es ist einer der bezeichnenden Schlüsselsätze für eine Wirtschaftsideologie, die seit einigen Jahrzehnten maßgeblich ist. Hans-Jürgen Jakobs erklärt: „Sie sah im permanenten Streben von Unternehmen und deren Führern nach Monopolen statt eines Übels eine Heilsbotschaft und begründete dies auch wirtschaftstheoretisch.“ George Stigler gehört zur „Chicago School“, den Ökonomen rund um die University of Chicago. Sie entwickelten die theoretische Begründung des Monopolismus einerseits und die Herausbildung der neuen Superkonzerne andererseits. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Friedrich Nietzsche denkt die Philosophie der Zukunft

Friedrich Nietzsche schreibt im März 1884 an Heinrich Köselitz, dass er nachdem er sein Stillschweigen gebrochen habe, zu irgendeiner „Philosophie der Zukunft“ verpflichtet sei. Christian Niemeyer weiß: „Geschrieben wurde der Brief zu einer Zeit, zu der Friedrich Nietzsche den „Zarathustra“ für abgeschlossen hielt.“ Es ist sich nun sicher, dass der Leser, der einmal in diesem Buch gelebt hat, mit einem anderen Bewusstsein wieder zur Welt zurückkommt. Insoweit markiert der „Zarathustra“ den die geistige Umkehr des Lesers bewirkenden „Abgrund der Zukunft“. Noch nicht aber, wie Christian Niemeyer hinzusetzen möchte, jene „Philosophie der Zukunft“. Diese hätte zugleich auch die Notwendigkeit dieser Umkehr und einer verantwortbaren Lebensführung vorzutragen. Der Erziehungswissenschaftler und Psychologe Prof. Dr. phil. habil. Christian Niemeyer lehrte bis 2017 Sozialpädagogik an der TU Dresden.

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Charaktere sind oft widersprüchlich

Charaktere sind wandelbar, äußerst anpassungsfähig und oft genug in sich widersprüchlich. Richard David Precht ergänzt: „Auch hat man keine Tugenden, man besitzt sie nicht als unveräußerliches Eigentum. Es gibt keine durch und durch tapferen oder gerechten Menschen, die sich die Tugend der Tapferkeit oder der Gerechtigkeit einverleibt haben.“ Sondern es gibt Menschen, die auf unterschiedliche Weise tapfer sind und für die Gerechtigkeit situativ einen hohen oder geringen Wert darstellt. Ein tapferer Soldat kann beispielsweise feige im Umgang mit seiner Frau und seinen Kindern sein. Und ein gerechter Richter kann ungerecht zu seinen Geschwistern sein. Es gibt eitle Priester, die Demut predigen. Und es gibt Philosophen, die alle Weisheit der Welt reflektieren und ihr Leben gleichwohl höchst unklug führen. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung

Es ist die vorherrschende Sicht des Menschen auf sich selbst, dass er ein besonderes Tier ist. Über die physischen Fähigkeiten und Besonderheiten des Homo sapiens ist viel bekannt. Allein ihm, so ist oft festgestellt worden, ist die Fähigkeit zur Sprache und Kultur gegeben. Nur er beherrscht die Herstellung von Werkzeugen und komplexen Technologien, die angeblich über seine evolutionäre Zukunft entscheide. Matthias Glaubrecht weiß jedoch: „Tatsächlich sind unter den Menschenaffen auf Orang-Utans für ihr Geschick bekannt. Sie öffnen Früchte mit einem Stock, schützen sich mit großen Blättern vor Regen. Gorillas wurden beobachtet, wie sie durch Tümpel wateten und mit einem Stock die Wassertiefe testeten.“ Schimpansen vermögen Nüsse mit Steinen zu knacken, wobei ihnen diese als Hammer und Amboss dienen. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Carlo Rovelli kennt das Geheimnis der Zeit

Das Geheimnis der Zeit beunruhigte die Menschen seit jeher und weckt tief verwurzelte Gefühle. Parmenides wollte der Zeit die Realität absprechen, Platon ersann ein Reich der Ideen außerhalb der Zeit. Und Georg Wilhelm Friedrich Hegel spricht von dem Augenblick, in dem der Geist die Zeitlichkeit überwindet. Carlo Rovelli ist überzeugt, dass diese Denker die Verunsicherung zu überwinden trachteten, welche die Zeit in den Menschen auslöst: „Um dieses beunruhigende Gefühl abzuschütteln, haben wir die Existenz der Ewigkeit ersonnen.“ Dabei handelt es sich um eine seltsame Welt außerhalb der Zeit, nach den Wünschen der Menschen bevölkert mit Göttern, einem einzigen Gott oder unsterblichen Seelen. Die Physik hilft den Menschen, Schicht um Schicht in das Geheimnis der Zeit vorzudringen. Seit dem Jahr 2000 ist Carlo Rovelli Professor für Physik an der Universität Marseille.

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Libellen sind wahre Luftakrobaten

„Teufelsnadeln“ nannte sie der Volksmund. Wahrscheinlich weil das blitzschnelle, zuckende Herumfliegen der Großlibellen die Menschen irritierte. Der lange, bei manchen Arten am Ende auffällige Bildungen tragende Körper mag den Eindruck erweckt haben, die Libellen könnten stechen. Zumal wenn sie den Hinterleib bogenförmig nach unten krümmten und damit ins Wasser stießen. Josef H. Reichholf weiß: „Das war aber nichts weiter als die Eiablage. Davor, oft auch im Flug, bildet das Paar einen Ring, der doppelt seltsam wirkt, weil sie in dieser Haltung auch fliegen und sich zum Tandem strecken können.“ Es dauerte lange, bis man erkannte, dass sich die Larven der Libellen im Wasser entwickeln. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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Marktmacht führt zu mehr Ungleichheit

Es ist leicht zu verstehen, wie Marktstärke zu mehr Ungleichheit führt. Joseph Stiglitz ergänzt: „Aber sie ist auch für das niedrige Wirtschaftswachstum und die schlechte ökonomische Leistungsbilanz mitverantwortlich. Monopolmacht verzerrt die Marktmechanismen – sie verringert die gesamtwirtschaftliche Effizienz.“ Die Preisaufschläge zu beseitigen, die auf den mangelnden Wettbewerb zurückzuführen sind, würde die Produktion der US-Volkswirtschaft um etwa 40 Prozent erhöhen. Die Errichtung von Eintrittsschranken ist ein integraler Bestandteil von Marktmacht. Dagegen ist eine dynamische Wirtschaft mit funktionierendem Wettbewerb durch den fortwährenden Markteintritt von Unternehmen gekennzeichnet. Dabei ist der Anteil neuer Firmen üblicherweise hoch. Doch der Prozentsatz junger Unternehmen in der amerikanischen Wirtschaft ist wesentlich niedriger als in vielen anderen Ländern. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Zehn Megathreats gefährden die Zukunft der Menschheit

Nouriel Roubini skizziert in seinem Buch „Megathreats“ zehn Bedrohungen, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist. Ein Blick auf die Finanzkrise des Jahres 2008 oder den unschlüssigen Umgang mit der Coronapandemie reicht, um zu verstehen, dass schlechte Politik Ersparnisse vernichten und das Leben und die wirtschaftliche Existenz von Millionen von Menschen bedrohen kann. Als Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich Nouriel Roubini mit Risiken und deren Konsequenzen. Im Jahr 2006 beobachtete er die astronomischen Preise auf dem privaten Immobilienmarkt. Dazu kam ein beängstigender Anstieg der Hypothekenverschuldung und ein Bauboom. Nouriel Roubini warnte, dass diese beispielslose Blase bald platzen und die Welt in eine Rezession und eine Finanzkrise stürzen würde. Seine Voraussagen bestätigten sich auf verheerende Weise. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Grüne Pflanzen ermöglichen das Leben

Nahezu alles Leben auf der Erde kann nur leben, weil es grüne Pflanzen gibt. Diese erzeugen über die Fotosynthese aus den rein chemischen Grundstoffen Kohlendioxid und Wasser mithilfe der Energie des Sonnenlichts organische Stoffe und setzen dabei Sauerstoff frei. Josef H. Reichholf ergänzt: „Diese organischen Stoffe sind in der Anfangsproduktion der Fotosynthese nichts anderes als Zucker. Wir können sie als in Kohlenstoffverbindungen gespeicherte Energie betrachten.“ Lebewesen bestehen jedoch nicht nur aus Zucker, sondern vornehmlich aus Eiweißstoffen und anderen komplexen organischen Substanzen. An diesen hängt das Leben. Die Fotosynthese ist lediglich eine von mehreren und tatsächlich existierenden chemischen Möglichkeiten, Energie zu speichern in einer für weitere Prozesse nutzbaren Form. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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Eine Krankheit stört Funktionen im Organismus

Im Rahmen der heute vorherrschenden naturalistischen Konzepte betrachtet man Krankheit als Störung der Funktionsfähigkeit im Organismus. Barbara Schmitz erklärt: „Der Grundgedanke des naturalistischen Verständnisses besteht darin, Krankheit als Dysfunktion, als Defizit der normalen Funktion zu betrachten. Ein Organ ist dann gesund, wenn es seine Funktion im Kreislauf effizient erfüllen kann.“ Dabei ist aber jede Funktion im Hinblick auf einen ausgerichtet. Ein solches Modell ist also auf ein Ziel, sprich teleologisch angelegt. Das bedeutet wiederum: Es muss letzte Zwecke geben, aus denen sich all die anderen Zwecke ergeben. Einer der wichtigsten Vertreter eines naturalistischen Modells ist Christopher Boorse. Barbara Schmitz ist habilitierte Philosophin. Sie lehrte und forschte an den Universitäten in Basel, Oxford, Freiburg i. Br., Tromsø und Princeton. Sie lebt als Privatdozentin, Lehrbeauftragte und Gymnasiallehrerin in Basel.

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Das Leben begann vor vier Milliarden Jahren

Das Universum der Lebewesen war nie einfach, ganz im Gegenteil. Antonio Damasio weiß: „Es war komplex, und das seit seinen Anfängen vor vier Milliarden Jahren. Das Lebendige kam ohne Worte oder Gedanken voran, ohne Gefühle und Überlegungen, ohne Geist oder Bewusstsein.“ Und doch spürten die lebenden Organismen andere, die ihnen glichen, und sie spürten ihre Umgebung. Mit „spüren“ meint Antonio Damasio die Wahrnehmung einer „Gegenwart“. Nämlich eines anderen ganzen Lebewesens, eines Moleküls, das auf der Oberfläche eines anderen Organismus liegt oder von einem anderen Organismus ausgeschieden wird. Spüren ist nicht das Gleiche wie Erfassen. Und es besteht nicht in der Konstruktion eines Musters von etwas anderem. Antonio Damasio ist Dornsife Professor für Neurologie, Psychologie und Philosophie und Direktor des Brain and Creativity Institute an der University of Southern California.

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Viele Menschen tabuisieren den eigenen Tod

Viele Menschen, die den Glauben an die Religion verloren haben, fürchten sich noch mehr vor dem Tod als die Gläubigen und tabuisieren ihn sogar. Damit betrügen sie sich freilich selbst. Fast nie ist vom eigenen, fast immer vom anonymen Tod des anderen die Rede. Michael Wolffsohn fügt hinzu: „Man bleibt Zuschauer und ist nicht betroffen. Den eigenen Tod tabuisieren die meisten Menschen; damals, heute und gewiss auch in Zukunft. Wir sterben alle, und eigentlich alle möchten es nicht wahrhaben.“ Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regeln. Epikur, zum Beispiel. Er lebte von 341 bis 270 vor Christus. Den meisten gilt er völlig zu Unrecht, als eine Art Lustmolch. Prof. Dr. Michael Wolffsohn war von 1981 bis 2012 Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München.

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Digital ersetzt analog

Die zunächst analoge Entwicklung des Computers ging ganz urwüchsig aus dem mechanischen Weltbild und dem ihm innewohnenden Beschleunigungswahn hervor. Damit trat ein neues Prinzip mit der Räderwerkslogik in Konkurrenz. Die analoge Technik ersetzte man dann durch eine digitale Datenübertragung. Mit deren Hilfe können alle Informationen durch eine je eigene Kombination von nur zwei Zuständen beschrieben werden. Nämlich mit „ein“ und „aus“, anwesend und abwesend, 1 und 0. Damit eröffnete sich ein völlig neuer Horizont. Daniel Goeudevert stellt fest: „Mit diesem binären Zeichensystem wurde das Räderwerk praktisch obsolet.“ Man ersetze es durch die sehr viel einfachere und beliebig einsetzbare wie variable Lochkarte. Damit begann eine neue Zukunft. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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