Die Freiheit ist für den Menschen das höchste Gut

Der deutsche Philosoph Otfried Höffe verteidigt in seinem Buch „Kritik der Freiheit“ weder die Freiheit und die Moderne noch steht er ihnen ablehnend gegenüber. Vielmehr setzt er sie einer Kritik im Sinne von Immanuel Kant aus. Er sucht Argumente des Für und Wider auf und wägt sie ab. Otfried Höffe beantwortet dabei die Frage: „Welches Potential der Legitimation, welches an Limitation enthalten das Prinzip Freiheit und das Projekt der Moderne?“ Er versteht sein Buch als einen Beitrag sowohl zu einer philosophischen Anthropologie als auch zu einer kritischen Theorie der Moderne, darüber hinaus als eine kritische Rechts- und Demokratietheorie und als eine Theorie personaler Freiheit. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

Die Würde eines Menschen wird durch die Freiheit bestimmt

Freiheit hat für den einzelnen Menschen und zugleich für die Moderne eine konstitutive Bedeutung. Für beide ist sie nämlich das höchste Gut. Dennoch können heute weder das Prinzip Freiheit noch das Projekt der Moderne mit spontaner Zustimmung rechnen. Otfried Höffe nimmt diese Skepsis ernst, stellt die Freiheit auf den Prüfstand und unterwirft die Moderne einer Neuvermessung. Ferner entwickelt er Bausteine einer kritischen Theorie von Technik und Umweltschutz, von Wirtschaft und Politik, von Medizin und von Erziehung, und nicht zuletzt eine Freiheitstheorie von Wissenschaft und Kunst.

Die Freiheit macht die Würde eines Menschen aus. Daher ist es nicht überraschend, dass sie in wechselnder Weise die gesamte Geschichte der Menschheit geprägt hat. Da sie aber auch ein Prinzip der Moderne ist, nimmt sie in zwei Hinsichten einen überragenden Rang ein, sowohl anthropologisch als auch epochenspezifisch. Die Freiheit ist nicht nur ein Thema von Politik, sondern zusätzlich eines der Verantwortung von Personen. Ein Denken, das sich dem Prinzip Freiheit verpflichtet hat, pflegt man Liberalismus zu nennen.

Otfried Höffe plädiert für einen aufgeklärten Liberalismus

Übernimmt das Prinzip Freiheit zum Zweck der Regeneration Elemente der Aufklärung, so kann es „Liberalismus aus dem Geist der Aufklärung“ oder kürzer „aufgeklärter Liberalismus“ heißen. Für einen derartigen Liberalismus plädiert Otfried Höffe in seinem Buch. Wer das Prinzip Freiheit aufgibt, setzt mehr als nur das Projekt der Moderne und die Einsichten ihrer großen Denker aufs Spiel. Er gefährdet auch das Wesen des uns bisher bekannten Menschen, weshalb man das sowohl anthropologisch als auch für die Moderne wesentliche Prinzip nicht leichtfertig aufgeben sollte.

Ohnehin dürfte Karl Marx mit seiner Behauptung zumindest in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht recht haben: „Kein Mensch bekämpft die Freiheit; er bekämpft höchstens die Freiheit anderer.“ Nach der ersten und grundlegenden These des Buches „Kritik der Freiheit“ gilt die Freiheit jedenfalls in drei Hinsichten: „Als Wirklichkeit, als Aufgabe und als Sehnsucht, als ein integraler Bestandteil der einzigartigen Natur des Menschen.“ Die zweite These weist auf die Gefährdungen und Gefahren des Prinzips Freiheit hin, die nicht notwendig auf Verabschiedung, wohl aber auf immanente Verbesserung drängen.

Kritik der Freiheit
Das Grundproblem der Moderne
Otfried Höffe
Verlag: C. H. Beck
Gebundene Ausgabe: 398 Seiten, Auflage: 2015
ISBN: 978-3-406-67503-4, 29,95 Euro

Von Hans Klumbies

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