Noam Chomsky plädiert für zivilen Ungehorsam

Auf die Frage, was er von zivilem Ungehorsam hält, von Aktionen, bei denen man sich beispielsweise irgendwo ankettet und dann dafür vielleicht eingesperrt wird, antwortet Noam Chomsky: „Ich habe mich selbst sehr häufig an solchen Aktionen beteiligt. War etliche Male im Gefängnis und musste zeitweise mit einer hohen Gefängnisstrafe rechnen.“ Er ist der Meinung, dass ziviler Ungehorsam eine legitime Taktik ist. Aber es kommt auf die Art und Weise an, wie man sie durchführt. Diese ist seiner Ansicht nach oft nicht legitim. Man praktiziert ihn oft als eine Art Zurschaustellung der eigenen Rechenschaft. Ein Mensch nimmt das Risiko auf sich, weil sein Gewissen, sein Verhältnis zu Gott oder was auch immer ihm das befehlen. Aber auf die Folgen seiner Aktion kommt es nicht an. Noam Chomsky ist Professor emeritus für Sprachwissenschaft und Philosophie am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.).

Viele Menschen wissen nichts über den Klimawandel

Noam Chomsky findet diese Art des Vorgehens nicht richtig. Ziviler Ungehorsam ist wichtig. Wenn er andere zur Anerkennung der Tatsache bringt, dass es Dinge gibt, die sehr großer Bedeutung sind. Manche Leute sind ihretwegen zu allen möglichen Risiken bereit. Und wenn er sie dazu bringt, darüber nachzudenken und dann vielleicht selbst etwas zu tun. Wenn der Boden für ihn bereitet ist, kann ziviler Ungehorsam ein effektives Mittel sein. Wenn er aber nicht vorbereitet wird, ist das nicht der Fall. Und dann ist ziviler Ungehorsam schädlich.

Es gibt Fragen, die man sich permanent und immer stellen muss. Man muss sich mit den möglichen Folgen von Aktionen auseinandersetzen. Noam Chomsky fügt hinzu: „Ob sie uns ein gutes Gefühl geben, ist irrelevant, und oft ist die Korrelation negativ.“ Viele von denen, die über die Folgen eines Atomkriegs und des Klimawandels Bescheid wissen, gehören zur Bildungsschicht, die viele hassen. Laut Noam Chomsky sind 40 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass all das wegen der bevorstehenden Widerkehr des Messias kein Problem sein könnte.

Die USA ist in vielerlei Hinsicht insular

Das ist ein tiefsitzendes kulturelles Problem der USA, und Leute, die eine Ahnung von der Geschichte des Landes haben, sollten versuchen, es zu verstehen – alle Bürger sollten das. Man muss sich einfach klar darüber sein, dass die USA bis zum Zweiten Weltkrieg kulturell sehr rückständig war. Wer vor dem Krieg Physik studieren wollte, ging nach Deutschland. Wenn man Schriftsteller oder Künstler werden wollte, ging man nach Paris. Es gab natürlich Ausnahmen, aber das war die typische Situation.

Obwohl die USA schon damals seit Langem das reichste und mächtigste Land der Welt waren. Dafür gibt es alle möglichen historischen Gründe. Das Land ist in vielerlei Hinsicht insular. Es gibt nicht viele Länder, die man über 3.000 Meilen durchreisen kann und an denen man doch irgendwie immer noch am selben Ort ist. Und man stößt dabei nie wirklich auf eine andere Kultur oder Sprache oder Ähnliches. Die USA sind von zwei Ozeanen geschützt und halten so die „Bösen“ draußen und sie besitzen enorme Ressourcen wie niemand sonst. Quelle: „Rebellion oder Untergang!“ von Noam Chomsky

Von Hans Klumbies