Ein Fürst muss vor allem seine Machtposition bewahren

Niccolò Machiavelli rät einem Fürsten, der einen Stadtstaat regiert, wie zum Beispiel Florenz oder Neapel im 16. Jahrhundert in Italien, folgendes: Es ist keine gute Idee ehrlich und gut zu sein, sondern manchmal besser, Lügen aufzutischen, Versprechen zu brechen, ja sogar die Feinde zu töten. Nigel Warburton erklärt: „Der Fürst braucht sich keine Gedanken zu machen, ob er sein Wort hält oder nicht.“ Niccolò Machiavelli vertrat die Auffassung, ein Herrscher, der Erfolg haben wolle, müsse lernen, nicht gut zu sein. Am wichtigsten sei es für einen Fürsten an der Macht zu bleiben, und dafür sei fast jedes Mittel recht. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Niccolò Machiavelli war von Cesare Borgia beeindruckt

Deshalb ist es für Nigel Warburton auch keine Überraschung, dass sein Buch „Der Fürst“ in dem er all dies darlegt, seit seinem Erscheinen 1532 große Erfolge feierte. Die Kirche verurteilte es als Teufelswerk, und viele hielten es für ein Lehrbuch für Verbrecher, andere wiederum meinten, es beschreibe wie kein anderes Buch exakt die Machenschaften, wie sie in der Politik herrschen. „Der Fürst“ war nicht als ein Werk für die breite Masse gedacht, sondern nur für jene, die sich in Machtpositionen befanden.

Niccolò Machiavelli wurde schon als junger Mann zum Diplomaten ernannt und lernte bei seinen Reisen quer durch Europa mehrere Könige, einen Kaiser und den Papst kennen, hatte aber keine hohe Meinung von diesen Persönlichkeiten. Nigel Warburton fügt hinzu: „Der einzige Machthaber, der ihn wirklich beeindruckte, war Cesare Borgia, ein skrupelloser Mann, der seine Feinde überlistete und ermordete, als er einen großen Teil Italiens unter seine Kontrolle brachte. In den Augen von Machiavelli verhielt sich Borgia richtig, wurde aber vom Unglück in die Knie gezwungen.“

Die Menschen sind zutiefst selbstsüchtig

Denn Cesare Borgia wurde genau zu dem Zeitpunkt krank, als er angegriffen wurde. Auch im Leben von Niccolò Machiavelli spielten Glück und Unglück eine große Rolle, weshalb er viel darüber nachdachte. Nigel Warburton erklärt: „Als die unermesslich reiche Familie Medici, die einst Florenz regiert hatte, wieder an die Macht kam, warf sie Machiavelli ins Gefängnis mit der Anschuldigung, er habe sich an einem Komplott zu ihrem Sturz beteiligt.“ Niccolò Machiavelli überlebte die Folter und wurde freigelassen. Da er kein Geständnis ablegte, bestand seine Bestrafung in der Verbannung.

Niccolò Machiavelli war jetzt aus der Welt der Politik ausgeschlossen. Auf dem Land lebend, setzte er sich mit den großen Denkern der Vergangenheit auseinander. Außer „Der Fürst“ verfasste er weitere Bücher über Politik und war auch als Theaterdichter erfolgreich. Seine Komödie „Mandragola“ wird auch heute noch gelegentlich aufgeführt. Im Übrigen war Niccolò Machiavelli davon überzeugt, dass seine Philosophie ganz und gar im Einklang mit der wirklichen Welt stand. Er sah sich selbst als Realisten, als jemanden, der erkannte, dass die Menschen zutiefst selbstsüchtig sind. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton

Von Hans Klumbies