Bereits im Alter von 24 Jahren schrieb Alfred Jules Ayer (1910 – 1989) ein Buch, in dem er erklärte, dass der Großteil der Geschichte der Philosophie leeres Geschwafel oder gar kompletter Unsinn sei. Das 1936 veröffentlichte Werk trug den Titel „Sprache, Wahrheit und Logik“. Das Buch wurde zu einer wichtigen Streitschrift für eine neue philosophische Richtung, die man als logischen Positivismus oder logischen Empirismus bezeichnete. Nigel Warburton erklärt: „Für die logischen Empiristen ist die Wissenschaft die größten Errungenschaft der Menschheit.“ „Metaphysik“ ist ein Begriff, der verwendet wird, um diejenige Realität zu bezeichnen, die jenseits der sinnlich erfahrbaren physischen Welt lieg. Dass es eine solche Realität gab, stand für Philosophen wie Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer und Georg Wilhelm Friedrich Hegel fest. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.“
Die „Metaphysik“ ist von keinerlei Nutzen
Doch für Alfred Jules Ayer war „Metaphysik“ ein Schimpfwort. Der britische Philosoph war lediglich an dem interessiert, was durch Logik erkannt oder die Sinne erfahren werden konnte. Aber die Metaphysik ging häufig weit über beides hinaus und beschrieb Wirklichkeiten, die weder wissenschaftlich noch begrifflich untersucht werden konnten. Alfred Jules Ayer meinte, dies sei von keinerlei Nutzen und sollte verworfen werden. Wie nicht anders zu erwarten, sorgte sein Buch „Sprache, Wahrheit und Logik für Ärger.“
Alfred Jules Ayers Methode, sinnvolle Sätze von sinnlosen zu unterscheiden, war folgende. Man nimmt irgendeinen Satz und stellt diese beiden Fragen: „Ist er richtig per definitionem?“ und „Ist er empirisch verifizierbar?“ Wenn man beide mit nein beantworten muss, ist der Satz sinnlos. Das war sein zweigleisiger Test. Lediglich Aussagen, die per definitionem richtig oder empirisch verifizierbar, also durch ein Experiment beweisbar, waren, sind für die Philosophen von irgendeinem Nutzen. Ein Beispiel für Aussagen, die per definitionem richtig sind, lautet „Alle Strauße sind Vögel“.
Moralische Urteile sind buchstäblich Unsinn
Immanuel Kant nannte diese Vorgehensweise „analytische Urteile“. Aussagen, die per definitionem richtig sind, fördern nur zutage, was in den Begriffen, die man verwendet, bereits enthalten ist. Empirisch verifizierbare Aussagen dagegen, Immanuel Kant nannte sie „synthetische Urteile“, können echte Erkenntnisse vermitteln. Damit eine Aussage empirisch verifizierbar ist, muss ein Test oder eine Beobachtung erfolgen, der zeigt, ob sie richtig oder falsch ist. Empirisch verifizierbare Aussagen sind sachliche Aussagen. Sie beschreiben, wie die Welt ist.
Alfred Jules Ayer ging nicht nur gegen die Metaphysik auf die Barrikaden, auch die Ethik und die Religion dienten ihm als Zielscheiben. Eine seiner provokantesten Schlussfolgerungen war zu“ zum Beispiel, dass moralische Urteile buchstäblich Unsinn seien. Alfred Jules Ayers ethische Theorie besagt, dass sittliche Werturteile nur dazu da sind, Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder hervorzurufen. Sie wird „Emotivismus“ genannt – oder „Buh-Hurra-Theorie“. Alfred Jules Ayer wollte verdeutlichen, dass Wertvorstellungen keine sinnvolle Basis für eine Diskussion über diese Themen bilden können. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton
Von Hans Klumbies