Gerade in einer zukunftsorientierten Arbeitswelt ist der enorme Bedarf an neuen Ideen und kreativen Innovationen unumstritten. Markus Hengstschläger erklärt: „Die Zukunft des Berufslebens sollte dieser Dualität von vorgegebenen, genauen Sollwerten folgender Arbeit und der Freiheit eines autonomen ergebnisoffenen Sich-Einbringens gerecht werden.“ Wenn man von Freiheit und Selbstständigkeit in der Arbeitswelt spricht, trifft man heute aber zuerst einmal auf den Begriff „New Work“, der von dem austro-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann entwickelt wurde. Dieser Megatrend läutet schon seit geraumer Zeit das angebliche Ende der alten Arbeitswelt ein. Die Auslöser sind so mannigfaltig wie unterschiedlich. Natürlich spielt die digitale Revolution, inklusive Konnektivität und Netzwerkkompetenz, dabei die entscheidende Rolle. Bestimmte Berufe verschwinden und andere werden neu entstehen. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUni Wien.
Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen
Die Globalisierung steht außerdem in diesem Zusammenhang dafür, dass immer mehr Menschen arbeiten können, wo auch immer sie auf diesem Planeten sein wollen, mit wem sie wollen und von wo aus sie wollen. „Remote Work“ vom Laptop aus findet freiberuflich und natürlich vollkommen papierlos am Strand statt. Markus Hengstschläger ergänzt: „Feste Arbeitsplätze mit eigenem Schreibtisch inklusive Familienfotos sind altmodisch und vom Aussterben bedroht.“
Auch in Unternehmen bekommt man seinen Schreibplatz – ab sofort Wechselarbeitsplatz genannt – täglich neu und immer nur für eine bestimmte Zeit zugeteilt. Markus Hengstschläger fügt hinzu: „Aber eigentlich gehört die Zukunft ohnedies den Digital-Work-Nomaden, die, wenn überhaupt, nur temporär angemietete Co-Working-Spaces besiedeln. Dazu kommt, dass auch die individuellen Arbeitszeiteinteilung immer autonomer wird.“ Der Nine-to-five-Job ist ein Auslaufmodell. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Die ausgewogene Koexistenz bei Work-Life-Balance wird immer mehr zur Work-Life-Integration, wo Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwinden.
Arbeit soll heutzutage möglichst kreativ sein
Niemand arbeitet mehr, um zu leben, aber es lebt auch niemand mehr für die Arbeit. Man legt eine Leistungs- und Lernziele selbst fest. Konkurrenzdenken wurde abgeschafft. Es wird flexibel von Projekt zu Projekt gearbeitet. Routine ist verpönt. Markus Hengstschläger stellt fest: „In Zeiten digitaler Transformation und Industrie 4.0 werden Routinearbeiten oder klassische Industriearbeiten immer mehr automatisiert und von Maschinen und Robotern erledigt.“
Begründet wird das damit, dass wir ja in eine Wissensgesellschaft transformiert wurden. Die fixe lebenslange Bindung an ein Unternehmen gehört immer mehr zur Old Work in einer Old Economy. Markus Hengstschläger erläutert: „Hierarchien haben ausgedient. Agilität ist Trumpf. Alles ist Teamarbeit. Gute Führung ist Vertrauensangelegenheit und eine Frage von Kommunikation und Transparenz.“ Der eigentliche Kern der gesamten Bewegung liegt aber in der Suche nach dem Sinn. Arbeit soll heutzutage möglichst kreativ und innovativ gestaltet sein. Quelle: „Die Lösungsbegabung“ von Markus Hengstschläger
Von Hans Klumbies