Auch heute noch ist Hunger ein großes Problem

Den Großteil der Menschheitsgeschichte mussten unsere Vorfahren darum kämpfen, ihre Familien zu ernähren. Hannah Ritchie erklärt: „Es brauchte nur eine schlechte Saison – eine Dürre, Flut oder Pestwelle – und schon drohte eine Hungersnot. Nahrungsmittelunsicherheit und Hunger waren an der Tagesordnung.“ Möglicherweise verfügten viele Stämme und Gemeinschaften bereits vor der Agrarrevolution über ausreichend Nahrung, man weiß es allerdings schlechthin nicht. Was man jedoch weiß, ist, dass mit dem Aufkommen der Landwirtschaft und von kleinen Gruppen, die sich zu Dörfern wandelten, die Lebensmittelversorgung schwer zu kalkulieren war. Es gab einerseits mehr Menschen, die Nahrung benötigten, andererseits aber weniger Möglichkeiten, weiterzuziehen und Vorräte zu sammeln. Die Ernten waren zudem stark wetterabhängig, Knappheit und Hunger schienen unabwendbar. Dr. Hannah Ritchie ist Senior Researcher im Programm für globale Entwicklung an der Universität Oxford.

Jeder Zehnte hatte 2021 nicht genug zu essen

Das alles änderte sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Trotz mehrerer verheerender Hungersnöte machten die technologischen Fortschritte die Landwirtschaft sehr viel produktiver, und das Leben der Menschen war nun nicht mehr nur auf den Überlebenskampf beschränkt. Hannah Ritchie weiß: „In den 1970er-Jahren kamen circa 35 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern nicht auf ausreichend Kalorien. 2015 war die Zahl um fast zwei Drittel auf 13 Prozent gesunken.“

Doch auch heute noch ist Hunger ein großes Problem. 2021 hatten 770 Millionen Menschen auf der Welt – also jeder Zehnte – nicht genug zu essen. Hannah Ritchie betont: „Doch das müsste nicht so sein. Es wird viel mehr produziert als gebraucht wird. Viele Länder haben es geschafft, dass es bei ihnen kaum noch Hunger gibt.“ Die Menschheit muss dafür sorgen, dass jedes Land das schafft. Seit es Menschen gibt, war es die längste Zeit Glückssache, ob das Wasser, dass sie aus Flüssen, anderen Strömen oder Seen entnahmen, sauber war.

90 Prozent der Weltbevölkerung hat Zugang zur Elektrizität

Krankheiten gehörten dadurch zum Alltag. Kinder starben an Durchfallerkrankungen und Infektionen, und in vielen armen Länder ist das bis heute so. Hannah Ritchie stellt fest: „Der Zugang zu sauberem Wasser, Kanalisation und Hygiene rettet jedes Jahr zig Millionen von Leben, wenn nicht mehr.“ 2020 hatten 75 Prozent der Menschen Zugang zu einer sauberen, sicheren Wasserquelle – zwanzig Jahre zuvor waren es nur 60 Prozent gewesen –, und 90 Prozent der Weltbevölkerung hat Zugang zu Elektrizität.

Manche mögen jetzt sagen, Strom sei Luxus, eine unnötige Verschwendung der natürlichen Ressourcen, aber er ist mittlerweile aus einem gesunden und produktiven Leben nicht mehr wegzudenken. Hannah Ritchie erläutert: „Wir brauchen ihn, um Impfstoffe und Medikamente zu kühlen; für die Geräte und Maschinen im Krankenhaus; um Essen zu kochen und unsere Kleidung zu waschen, ohne den ganzen Tag mit Hausarbeit zu verbringen. Quelle: „Hoffnung für Verzweifelte“ von Hannah Ritchie

Von Hans Klumbies