Nahrungsmittel sind für jede Art überlebenswichtig

Sich Nahrungsmittel in ausreichender Menge und nährstofflicher Vielfalt zu sichern, ist für jede Art überlebenswichtig. Vaclav Smil blick zurück: „Unsere homininen Vorfahren haben bedeutsame physische Vorteile entwickelt – Zweibeinigkeit, aufrechter Gang, ein relativ großes Gehirn –, mit denen sie sich von ihren affenartigen Vorläufern abhoben.“ Diese Kombination von Artmerkmalen versetzte sie in die Lage, sich zu besseren Sammlern und Kleintierjägern zu entwickeln. Die früheren Hominini hatten nur einfache Steinwerkzeuge – Hammersteine, Handbeile – mit denen sie Tiere schlachten und ihr Fleisch zerteilen konnten. Aber sie hatten noch keine Hilfswerkzeuge für das Jagen und Fischen. Sie konnten nur verwundete oder auch kleine langsame Säugetiere erlegen. Vaclav Smil ist Professor Emeritus für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba. Er hat unter anderem das Grundlagenwerk „Energy and Civilization“ geschrieben.

Es folgte der Übergang zu einer sesshaften Lebensweise

An das Fleisch größerer Beutetiere kamen sie ganz überwiegend dadurch heran, dass sie wilden Raubtieren Teile ihrer Risse abluchsten. Im Lauf der Zeit erfanden die Vorfahren der heutigen Menschen Speere, Stieläxte, Pfeil und Bogen, gewobene Netze, Körbe und Angelruten. Diese Werkzeuge versetzten sie immer besser in die Lage, eine große Bandbreite von Tieren zu jagen und einzufangen. Einige Menschengruppen beherrschten die Jagd auf Großwild, währen sich viele Küstenbewohner zu Meistern im Fischen und Angeln entwickelten.

Es folgte der Übergang vom mehr oder weniger nomadischen Jagen und Sammeln zu einer sesshaften Lebensweise. Grundlage dafür war ein primitiver Ackerbau und die Domestizierung diverser Säugetier- und Geflügelarten. Das führte laut Vaclav Smil zu einer im Großen und Ganzen systematischeren, aber doch noch nicht immer zuverlässigen Nahrungsbeschaffung. Durch diese wurden aber deutlich höhere Bevölkerungsdichten möglich als bei den archaischen Gruppen. Das bedeute freilich nicht eine durchgängig bessere Ernährung.

Küstenbewohner lebten in hölzernen Gemeinschaftsbauten

Vaclav Smil blickt zurück: „Es konnte sein, dass in einer trockenen Region eine einzige Sippe von Jägern und Sammlern ein Nahrungsrevier von mehr als 100 Quadratkilometer Fläche benötigte.“ Das entspricht ungefähr dem Nationalpark Schwarzwald. Ein ziemlich weites Feld für die Sicherung des Überlebens einer Großfamilie. Produktivere Regionen erlaubten höhere Bevölkerungsdichten – bis zu 2-3 Personen pro 100 Hektar. Das entspricht einer Fläche von knapp 200 Fußballplätzen.

Die einzigen Jäger- und Sammlergesellschaften mit hoher Besiedlungsdichte waren Küstenbewohner mit Zugriff auf jährlich migrierende Fischpopulationen und mit vielfältigen Möglichkeiten der Jagd auf Meeressäuger. Vaclav Smil ergänzt: „Die zuverlässige Versorgung mit eiweiß- und fettreicher Nahrung erlaubte manchen dieser Gruppen den Übergang zu einem sesshaften Leben.“ Sie lebten in aus Holz errichteten Gemeinschaftsbauten. In ihrer Freizeit schnitzten sie eindrucksvolle Totempfähle. Im Gegensatz dazu konnten frühe Ackerbaugesellschaften, die mit dem Züchten von Nährpflanzen begannen, bald mehr als eine Person pro Hektar urbar gemachten Bodens ernähren. Quelle: „Wie die Welt wirklich funktioniert“ von Vaclav Smil

Von Hans Klumbies

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