Unter dem Mikroskop entdeckt Charles Darwin den Formenreichtum von Kleinstorganismen, der ihn beeindruckt. Vor allem aber studiert er das „Lehrbuch der Geologie“ seines späteren Vertrauten Charles Lyell, das ihm FitzRoy vor der Abfahrt mit der Beagle geschenkt hat. Michael Schmidt-Salomon ergänzt: „Lyells These, dass sich die heutige geologische Form der Erde über einen langen, langsamen, graduellen Prozess entwickelt habe, ist zu diesem Zeitpunkt noch umstritten.“ Doch schon bei der ersten Station der Reise – am 16. Januar 1832 erreicht die Beagle die kapverdische Insel Santiago – macht Charles Darwin eine Entdeckung, die Lyells Theorie zu bestätigen scheint: In den Klippen der Insel verläuft etwa 14 Meter über dem Meeresspiegel ein waagrechtes Muschelschalenband, was bedeutet, dass sich dieses Hochplateau vor langer Zeit am Meeresboden befunden haben muss. Michael Schmidt-Salomon ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung.
Charles Darwin ist bezaubert von der Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes
Diese Entdeckung verstärkt Charles Darwins geologisches Interesse. Michael Schmidt-Salomon stellt fest: „Tatsächlich sind seine geologische Notizen am Ende der Reise sehr viel umfangreicher als seine biologischen Berichte, was wohl auch auf den Auftrag der Beagle zurückzuführen ist, unbekanntes Terrain zu vermessen.“ Von der Vulkaninsel Santiago geht die Reise weiter an die südamerikanische Ostküste. Ende Februar betritt Charles Darwin erstmals das brasilianische Festland.
Er ist bezaubert von der Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes, aber auch schockiert von den Folgen der Sklaverei – ein heftiges Streitthema zwischen dem progressiven Charles Darwin und dem konservativen Kapitän FitzRoy. Michael Schmidt-Salomon weiß: „Im September 1832 stößt Darwin in Argentinien auf seine ersten Fossilien, darunter gut erhaltene Überreste zweier Riesenfaultiere. Drei Jahre später, nach langwierigen Expeditionen in Argentinien, Uruguay, Chile und Peru, begibt er sich im September 1835 erstmals auf die berühmten Galapagosinseln.
Charles Darwin sammelte auf seiner Reise rund 4.500 Exponate
Diese werden – nicht zuletzt wegen seines Besuchs – 1978 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Charles Darwin sammelt hier zahlreiche Pflanzen- und Tierexponate und ist fasziniert von den auf den Inseln lebenden Riesenschildkröten – den Vögeln allerdings, die später seinen Namen trage sollten – „Darwinfinken“ – schenkt er zu diesem Zeitpunkt keine besondere Beachtung. Michael Schmidt-Salomon erklärt: „Ursprünglich sollte die Reise der Beagle nur zwei Jahre dauern, tatsächlich ist sie aber knapp fünf Jahre unterwegs.“
Während der Fahrt hat Charles Darwin neben seinen zoologischen und geologischen Notizen ein fast 800 Seiten starkes Reisetagebuch verfasst sowie zwölf Kataloge zu den Sammlungen angelegt, die am Ende rund 4.500 Exponate enthalten. Michael Schmidt-Salomon fügt hinzu: „Als das Schiff – nach weiteren Zwischenstationen unter anderem in Neuseeland, Australien und Südafrika – am 2. Oktober 1836 in den englischen Hafen Falmouth einläuft, ist der 27-jährige Darwin bereits ein bekannter Mann in wissenschaftlichen Kreisen.“ Quelle: „Die Evolution des Denkens“ von Michael Schmidt-Salomon
Von Hans Klumbies