Jeder Mensch sollte den souveränen Umgang mit der Liebe lernen

Man kann sich durchaus vorstellen, die Menschen werden in Sachen Liebe endlich vernünftig. Flexibel, tolerant und ehrlich. Matthias Horx ergänzt: „Nach all den Tränen der Eifersucht, der Enttäuschung, der Trennung, die aus nichts anderem stammen als dem unerfüllbaren, ja perversen Anspruch an den Einzigen oder die Einzige im Leben, würden wir uns endlich eines Besseren besinnen. Eine neue Liebeskultur entstünde, in der wir uns vor der komplexen Realität der Liebe verbeugen und uns die menschliche Fähigkeit, vernünftige Verträge zu schließen, ins Gedächtnis rufen.“ Die Menschen würden einsehen, dass es keinen Zweck hätte, auf Normen und Sexualkontrakten zu beharren, di ein der Steinzeit oder im 19. Jahrhundert entstanden sind. Sie akzeptieren: Es gibt ein großes, unstillbares Bedürfnis nach lebenslanger Treue, Verlässlichkeit. The one and only! Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

Viele Menschen missachten die Liebe

Und sie verstehen: Es gibt eine gewaltige erotische Sehnsucht, die dagegenspricht, dass dieses Bedürfnis unangefochtene Realität wird. Die Menschen tun das allerdings nicht, weil sie die Liebe missachten. Im Gegenteil. Es mag sein, dass die Evolution den Menschen die Treue als Überlebenskraft mitgegeben hat. Es mag sein, dass romantische Liebe eine universelle Sehnsucht ist. Aber die Zeiten ändern sich. Die Menschen leben heute in einer globalen Gesellschaft der Vielfalt, der Wahlmöglichkeiten und Komplexitäten.

Das Leben in der Gegenwart ist mobil, allein schon aus Job-Gründen. Das hat Konsequenzen. Anstatt uns lebenslang in heillose Liebesleiden zu stürzen, lernen diese Menschen den souveränen Umgang mit der Liebe. Sie befreien sich vom Gestrüpp der Lügen und vom Gift des Unglücks. Gefühle machen das Leben angenehm, wenn man sich nicht von ihnen beherrschen lässt. Der Wirtschaftsfaktor der käuflichen Liebe ist so alt wie die Menschheit. Und schon immer war die Grenze zwischen den Liebeskontrakten und „käuflichen“ Verträgen fließend.

Die Ehe auf Zeit gehört inzwischen zur Normalität

In den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts diffundiert die bislang abgeschlossene Welt der Edel-Prostitution, der Hostessen und Escort-Services in die breite gesellschaftliche Kultur hinein. Auch hier spielte das Internet eine große Rolle, denn nun konnten „Arrangements“, also „bezahlte erotische Partnerschaften auf Zeit“, viel leichter ausverhandelt und verwaltet werden. Das hatte sich seit längerem angekündigt. Schon im Jahr 2016 gab es im Netz eine Website mit dem schönen Titel „Seekingarrangement.com“.

Rund um die LoveDeals entstanden lukrative Geschäftsmodelle, neue Plattformen, Sharing-Modelle, Verabredungen auf Kredit … Was sich als neue Normalo-Kultur entwickelte, war die moderne Version der Ehe auf Zeit, der Gespielin, Geisha, Kurtisane, Muse 2.0. All das gab es auch für Frauen und in allen Varianten: ein offen deklarierten Toy-Man und Buddy-Markt, wobei die Frauen oft ruppiger verhandelten als die Männer. Und die Preise fielen. So, wie in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Flugreise noch ein exklusives Vergnügen für wenige war, gehörte nun das, was sich früher allenfalls Rockstars leisten konnten, zum Spektrum akzeptierter Partnerschaften. Quelle: „Future Love“ von Matthias Horx

Von Hans Klumbies