Hochstapler machen Menschen zu ihren Komplizen

Es passiert nur anderen Menschen, den Gierigen und Leichtgläubigen, aber niemals einem selbst: Diebstahl im Internet, Abzockerei, Anlagebetrug. Das ist ein großer Irrtum. Wahre Künstler des Betrugs finden bei jedem Menschen die Schwachstelle. Das hat die amerikanische Psychologin Maria Konnikova in ihrem neuen Buch „Täuschend echt und glatt gelogen“ herausgefunden. Ob bei Investitionslügen, Kunstfälschungen, falschen Doktortiteln oder Schneeballsystem: Immer geht es um Vertrauen, um die Fähigkeit, andere etwas glauben zu lassen. Der Künstler des Betrugs begeht dabei keine Schwerverbrechen. Seine Kunst ist die Anwendung seiner hochentwickelten Sozialkompetenz: Überredung, Sympathie und Vertrauen. Ein guter Hochstapler zwingt einen Menschen nicht, irgendetwas zu tun, sondern macht ihn zu seinem Komplizen. Maria Konnikova analysiert: „Er stiehlt nicht, wir geben. Freiwillig. Wir glauben ihm, weil wir glauben wollen.“

Hochstapler zeichnen sich durch Charisma aus

Der Betrug beginnt in der Regel mit der Anwendung elementarer psychologischer Tricks. Aus der Sicht des Betrügers geht es zuerst einmal darum, das Opfer zu erkennen: Was will es, wer ist es, und wie kann er sich die Wünsche des anderen zunutze machen, um zu erreichen, was er will? Die meisten Betrügereien werden nicht entdeckt, dann viele Menschen merken nicht einmal, das sie hereingefallen sind. Um als Betrüger erfolgreich zu sein, braucht er laut Maria Konnikova eine sogenannte „dunkle Triade“.

Hochstapler zeichnen sich durch Charisma aus, die man gerne als beste Freunde haben möchte. Nicht alle haben alle Eigenschaften der „dunklen Triade“, aber alle haben eine: Machiavellistische Ansätze. Maria Konnikova erklärt: „Das bedeutet, sie bringen Leute dazu, das zu tun, was sie wollen. Und die denken, es war ihre eigene Idee.“ Viele Betrüger haben auch ein übergroßes Ego und glauben, dass sie einfach alles verdienen. Und zwar, mehr als jeder andere. Sie denken: „Ich bin besser als Leute, die einen Doktortitel haben.“

Betrüger sind Narzissten mit einem übertriebenen Ego

Deshalb nehmen sie sich einen gefälschten Doktortitel, da sie glauben, ihn zu verdienen. Die betreiben Identitätsdiebstahl und fühlen keine Schuld, kein Mitleid mit ihren Opfern. Sie rechtfertigen alles. Das ist die zweite prägende Eigenschaft von Betrügern: Narzissmus, dieses übertriebene Ego. Sie denken, sie sind das Beste, was jemals passiert ist. Die dritte Eigenschaft ist Psychopathie, die Unfähigkeit, Emotionen in der Weise zu fühlen, wie normale Menschen es tun. Es handelt sich dabei um einen Mangel an Einfühlungsvermögen.

Auf die Frage, ob es Menschen gibt, die eher auf Betrüger hereinfallen als andere, antwortet Maria Konnikova: „Ja, Menschen, die sich in Lebenskrisen befinden, sind die besten Opfer. Wenn sich Dinge in unserem Leben ändern, bedeutet das Unsicherheit und das mögen Menschen nicht.“ Als Beispiele nennt Maria Konnikova Heirat, Geburten, Scheidungen, eine neuer Job oder der Verlust des Arbeitsplatzes – das alles macht verwundbar. Betrüger geben den Menschen eine Scheinsicherheit. Sie erkennen, dass man etwas braucht und geben es. Quelle: Kurier

Von Hans Klumbies