Die Erde wurde durch den Menschen angepasst

Eine Feststellung, die immer häufiger Erwähnung findet, lautet etwa so: „Nicht der Mensch hat sich über Jahrtausende der Erde angepasst, sondern die Erde wurde durch den Menschen angepasst.“ Malte Rubach stellt fest: „Da ist mit Sicherheit etwas dran. Aber es ist hilfreich, auch hier einmal die globale Perspektive einzunehmen.“ Die Erde besteht nur zu knapp 30 Prozent aus Landmasse. Das verdeutlicht bereits die Dimension der überhaupt für den Menschen nutzbaren Erdflächen. Oft werden in hitzigen Debatten Sätze wie „80 Prozent der Erdoberfläche sind nötig, um tierische Lebensmittel zu produzieren“ in den Raum geworfen. Das hört sich erst einmal dramatisch an und obendrein falsch. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

29 % der Erdoberfläche ist tatsächlich Landmasse

Denn betrachtet man den gesamten Erdball, dann sind ohnehin nur 29 Prozent der Erdoberfläche tatsächlich Landmasse. Davon sind ein Drittel als Gletscher, Gebirge und andere Landschaftsformen für den Menschen nicht nutzbar. Es bleiben also real „nur“ zwei Drittel der gesamten Landmasse für den Menschen übrig. Und davon ist die Hälfte mit Landwirtschaft belegt. Diese besteht wiederum aus 70 bis 80 Prozent Weide, ob mit oder ohne Futtermittelanbau gerechnet.

Diese Landfläche ist so groß wie die Fläche von Nord- und Südamerika zusammen. Auf den restlichen 20 Prozent baut man Lebensmittel für den menschlichen Konsum und Industriepflanzen an. Das wäre bildlich gesprochen die Fläche Chinas und Südostasiens. Auch das hört sich noch nach einer Menge Fläche für pflanzliche Lebensmittel an. Aber Malte Rubach schaut sich noch einen weiteren Fakt an. Die FAO sagt, dass 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit ohnehin Weide- und Grasland sind.

Schon um 1700 holzte man massenweise Mischwälder ab

In Deutschland ist auch die Hälfte der Landmasse landwirtschaftlich genutzt. Davon sind allerdings nur knapp ein Drittel Weideland und gut zwei Drittel Ackerland. Von dem Ackerland nutzt man wieder zwei Drittel für Futtermittel und ein Drittel für Nahrungsmittel und Industriepflanzen. Entgegen einer vereinzelt verbreiteten Auffassung hat die moderne Landwirtschaft nicht zu einem massenhaften Waldsterben geführt. Schon bis zum Jahr 1700 wurden weltweit zwar schon für damalige Verhältnisse massenweise Mischwälder abgeholzt. Insgesamt waren das 400 Millionen Hektar, was über 500 Millionen Fußballfeldern entspricht.

Malte Rubach weiß: „Seitdem ist die Mischwaldabholzung aber wieder stark rückläufig. Dafür ist die Abholzung tropischer Wälder angestiegen.“ Sie lag zwischen 1950 und 1979 schon einmal bei über 300 Millionen Hektar und ist dann zwischen 1996 und 2010 wieder auf 100 Millionen Hektar gesunken. Der Hautverursacher für die Rodung ist die Landwirtschaft. An zweiter Stelle stehen Fasergewinnung für Papier und Holzwirtschaft. Aber es wird auch aufgeforstet. Zwischen 2010 und 2015 pflanzte man auf 4,3 Millionen Hektar neue Bäume. Quelle: „Die Ökobilanz auf dem Teller“ von Malte Rubach

Von Hans Klumbies