Das Ergebnis der Hoffnung ist weder sicher noch unmöglich

„Hoffnung“ im heutigen Gebrauch des Wortes ist an einen guten Ausgang gebunden. Dies steht im Gegensatz zum altgriechischen Wort „elpis“, das Zukunftsvorstellungen bezeichnete, die negativ, positiv oder wertneutral sein konnten. Lars Svendsen fügt hinzu: „Elpis ist also nicht ganz deckungsgleich mit dem, was wir als Hoffnung bezeichnen, aber ebenso wie die Hoffnung muss es mit einem Ergebnis verbunden sein, das weder sicher noch unmöglich ist.“ Wohlgemerkt ist die subjektive Unsicherheit ausschlaggebend. Hoffnung setzt eine reale Möglichkeit voraus, wobei diese reale Möglichkeit jedoch ganz subjektiv verstanden werden muss, ausgehend davon, was der Einzelne als real möglich betrachtet. Lars Frederik Händler Svendsen ist Philosoph und Professor für Philosophie an der Universität Bergen. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.

Der Hoffende bewegt sich in Richtung eines Ziels

In der Alltagssprache werden „wünschen“ und „hoffen“ oft synonym verwendet, was normalerweise kein Problem darstellt. Lars Svendsen ergänzt: „Geht es aber um eine präzisere Abgrenzung, kann man sagen, dass sich beide auf etwas als positiv Aufgefasstes richten, von dem aber nicht sicher ist, ob man es erreichen wird.“ Der Unterschied besteht darin, dass man nur auf etwas hoffen kann, was man als real möglich betrachtet, während der Wunsch dieser Begrenzung nicht unterliegt.

So gesehen kann man alles wünschen, worauf man hofft, aber nicht auf alles hoffen, was man sich wünscht. Wie groß muss die Wahrscheinlichkeit sein, damit es sich um Hoffnung handelt? Lars Svendsen erklärt: „Im Prinzip gibt es keine Untergrenze für die Wahrscheinlichkeit, solange sie über Null liegt. Wer wirklich hofft, wird anders handeln, reflektieren und sich ausdrücken als derjenige, der nur wünscht.“ Denn wer hofft, bewegt sich in Richtung des Ziels.

Es gibt eine aktive und eine passive Hoffnung

Hoffnung wird oft an die eigenen Handlungen gebunden sein: Wenn man A tut, hofft man, dass B geschieht. Hoffnung kann auch Situationen betreffen, die voll und ganz von äußeren Faktoren abhängig sind, auf die man keinen Einfluss hat. Lars Svendsen nennt ein Beispiel: „Hat man beispielsweise ein Los gezogen, kann man hoffen, den Hauptgewinn einzukassieren, der allen finanziellen Sorgen ein Ende bereiten würde, jedoch hat man keinerlei Möglichkeit zu beeinflussen, ob man gewinnt oder nicht.“

Man kann das eine als aktive und das andere als passive Hoffnung bezeichnen. Vielleicht kann die Hoffnung als ein Zwischending von wünschen und wollen betrachtet werden. Lars Svendsen erläutert: „Sie ist mehr als ein Wunsch, weil sie möglich sein muss, aber weniger als ein Wille, weil die Unsicherheit hinsichtlich der Durchführbarkeit besteht – denn diese obliegt nicht der eigenen Tatkraft.“ Der Unterschied zwischen Hoffnung und Wunschträumen besteht darin, dass man, solange man sich in der Domäne des Wunschtraums befindet, sich nicht gegenüber irgendwelchen Realitäten verhalten muss. Quelle: „Philosophie der Hoffnung“ von Lars Svendsen

Von Hans Klumbies