Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt

Kwame Anthony Appiah zeigt in seinem neuen Buch „Identitäten“, dass hinter den Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung häufig paradoxe Zuschreibungen stehen. Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt, angefangen bei der Familie, aber darüber hinaus auch von vielen anderen Dingen – von der Nationalität, die eine Person an einen Ort bindet; vom Geschlecht, dass einen jeweils mit der Hälfte der Menschheit verbindet; und von Kategorien wie Klasse, Sexualität, race und Religion, die über die lokalen persönlichen Bindungen hinausreichen. Kwame Anthony Appiah erörtert in seinem Buch einige der Ideen, die den modernen Aufstieg der Identität geprägt haben, und betrachtet einige Irrtümer genauer, die Menschen regelmäßig im Hinblick auf Identität begehen. Professor Kwame Anthony Appiah lehrt Philosophie und Jura an der New York University.

Kwame Anthony Appiah analysiert fünf Arten von Identitäten

Kwame Anthony Appiah möchte seine Leser davon überzeugen, dass ein Gutteil des heutigen Denkens über Identität von Bildern geprägt ist, die in diversen Hinsichten wenig hilfreich oder rundheraus falsch sind. Wenn die Menschen in Einklang miteinander leben wollen, sind rücksichtsvolle Diskussionen über Fragen, die tiefe Gefühle in einer Person ansprechen, von großer Bedeutung. Die Kapitel zwei bis sechs konzentrieren sich jeweils auf eine Art von Identität: Religion, Land (Heimat), Hautfarbe, Klasse und Kultur.

Im ersten Kapitel beantwortet Kwame Anthony Appiah zwei miteinander zusammenhängende Fragen: Was sind Identitäten? Und warum sind sie überhaupt wichtig? Es geht darum, die Ausdrucksformen, Mechanismen und Motive der vielfältigen, von Menschen verwendeten Kategorien zu erkunden. Die Hauptthese Kwame Anthony Appiahs zu den fünf Formen von Identität lautet, dass die Menschheit mit dem Erbe von Denkweisen lebt, die ihre moderne Gestalt im 19. Jahrhundert erhielten, und dass es höchste Zeit ist, sie mit den Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts zu überdenken.

Der Kosmopolitismus ist zur Notwendigkeit geworden

Die Annahme, im Kern jeglicher Identität gebe es eine tiefgründige Ähnlichkeit, die Menschen dieser Identität miteinander verbinde, ist falsch! Das sagt Kwame Anthony Appiah immer wieder. Daneben gibt es viele andere Irrtümer, die oft schon mehrere hundert Jahre alt sind. Das Gefährliche daran hat viel mit der Tatsache zu tun, dass Identitäten die Menschen voneinander trennen und gegeneinander stellen. Sie können Feinde der menschlichen Solidarität sein, Ursachen von Kriegen, Reiter zahlloser Apokalypsen von der Apartheid bis zu Völkermorden.

Kwame Anthony Appiah hofft, dass die zukünftige Welt eine sein wird, in der sich Identitäten ständig so entwickeln, dass sie den kommenden Generationen jene Kombination aus Freiheit und Beschränkung geben, die das Beste im menschlichen Leben möglich macht. Heutzutage leben rund sieben Milliarden Menschen auf einem kleinen Planeten, der sich stetig erwärmt. Der kosmopolitische Impuls, der das gemeinsame Menschsein vorantreibt, ist kein Luxus mehr. Er ist zur Notwendigkeit geworden. Das ist eine Identität, die alle Menschen verbinden sollte.

Identitäten
Die Fiktionen der Zugehörigkeit
Kwame Anthony Appiah
Verlag: Hanser
Gebundene Ausgabe: 334 Seiten, Auflage: 2019
ISBN: 978-3-446-26416-8, 24,00 Euro

Von Hans Klumbies

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