Die Weltspitze stellt eine Elite dar

Das Menschen unterschiedlich leistungsfähig und auch leistungswillig sind, ist unbestritten. In nahezu allen Bereichen in denen Menschen tätig werden, gibt es begabte und weniger begabte, fähige und weniger fähige sowie erfolgreiche und weniger erfolgreiche. Das muss nicht besonders betont werden. Jeder will von einem ausgezeichneten Arzt behandelt, von einem hervorragenden Lehrer unterrichtet sowie von einem exzellenten Banker beraten werden. Konrad Paul Liessmann ergänzt: „Und selbstverständlich gehen wir davon aus, dass es in Wissenschaft, Kunst und Sport unterschiedliche Niveaus gibt. Dass sich Herausragendes vom Mittelmäßigen unterscheidet und dass diejenigen, die an die Weltspitze kommen, einem strengen Prozess der Selektion unterworfen waren, also im Wortsinn eine Auslese, eine Elite darstellen.“ Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

Die politischen Eliten bestimmen das Leben der Menschen

Es ist mitunter ohne Netzwerke und Seilschaften, ohne Protektion, Intervention, Korruption und Fürsprachen nicht leicht, nach oben zu kommen. Das behaupten zumindest all jene, die sich gerne oben sähen, aber noch nicht dahin gelangt sind. Das Modell der Meritokratie suggeriert folgendes: Die Tüchtigen, Erfolgreichen, Verdienstvollen sollen auch in den relevanten gesellschaftlichen Sektoren Einfluss bekommen und Macht ausüben. Und das unterscheidet politische Eliten von reinen Funktionseliten. Erstere beeinflussen und bestimmen direkt oder indirekt das Leben der Menschen in vielerlei Hinsicht.

Demokratie bedeutet nämlich, genau diese Teilhabe und Verantwortung nicht von individuell zu erbringenden Leistungen, Eigenschaften oder Fähigkeiten abhängig zu machen. Entscheidend ist allein die Zugehörigkeit zu einer politischen Gemeinschaft. Ebenso bedeutend ist die Universalisierung des aktiven und passiven Wahlrechts. Ein gewisses Alter und geistige Zurechnungsfähigkeit sind dafür die einzigen Kriterien. Und eine Wahl ist kein Akt, durch den die besondere Eignung des Gewählten für den Bereich der Politik festgestellt werden könnte.

Die Funktionseliten kritisieren die Politik

Die Funktionseliten sind immer wieder erstaunt angesichts von unerwünschten Wahlergebnissen. Zu den Funktionseliten zählen die Tüchtigen, Erfolgreichen und Verdienstvollen in einer Gesellschaft. Sie wundern sich vor allem darüber, welche Mischungen aus Unfähigkeit, Unkenntnis und Korrumpierbarkeit die Demokratie imstande ist, an die Spitze des Staates zu spülen. Spätestens an dieser Stelle ertönt der Ruf nach mehr und besserer politischen Bildung.

Dieser Forderung kann getrost ungehört verhallen. Denn auch Bildung stellt kein signifikantes Kriterium für die Selektion besonders fähiger und verantwortungsbewusster Politiker dar. Natürlich könnte man sagen, der Maßstab für politische Exzellenz in einer Demokratie stellt die Fähigkeit dar, Wählerstimmen auf sich zu vereinen. Aber gerade in dieser Fähigkeit wittern besorgte Beobachter das Verhängnis, dem sie den Namen „Populismus“ gegeben haben. Quelle: „Die Werte der Wenigen“ von Konrad Paul Liessmann in Philosophicum Lech, Band 23

Von Hans Klumbies