Klaus Vieweg zeichnet in seiner großartigen Biographie „Hegel“ ein neues Bild des bedeutendsten Vertreters des deutschen Idealismus, der nicht zuletzt auch der Begründer einer modernen Logik und Gedankens eines sozialen Staates ist. Nach Kindheit und Jugend in Stuttgart und Studium im benachbarten Tübingen ging der junge Philosoph Hegel zunächst als Hauslehrer nach Bern und Frankfurt am Main. Seine akademische Laufbahn begann Hegel mit einer Privatdozentur in Jena, wo er eng mit dem einstigen Tübingern Kommilitonen Schelling zusammenarbeitete und eines seiner berühmtesten Werke, die „Phänomenologie des Geistes“, schrieb. Erst nach Stationen in Franken als Zeitungsredakteur und als Direktor eines Gymnasiums wurde er an die Philosophische Fakultät in Heidelberg berufen. Im Jahr 1818 schließlich wurde Hegel Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Johann Gottlieb Fichte in Berlin, wo er zum herausragenden Philosophen des Zeitalters aufstieg. Klaus Vieweg ist Professor für klassische deutsche Philosophie an der Friedrich-Schiller Universität Jena und einer der international führenden Hegel-Experten.
Hegel war der bedeutendste Philosoph des 19. Jahrhunderts
Die Französische Revolution hat das Leben und Denken des 1770 geborenen Georg Wilhelm Friedrich Hegels wie kein anderes Ereignis geprägt. Das Grundmotiv der Freiheit durchzieht den gesamten Denk- und Lebensweg des bedeutendsten Philosophen des 19. Jahrhunderts. Klaus Viewegs Hegel-Biographie ist die erste umfassende deutschsprachige seit 175 Jahren. Er beschreibt darin das Leben und Denken dieses philosophischen Genies ebenso brillant wie den Geist seiner Zeit.
Hegel kann ohne Zweifel als der Großmeister der neuzeitlichen Philosophie gelten. Sein Credo lautete: „Philosophieren heißt, frei leben zu lernen.“ Klaus Vieweg zeichnet in seiner Hegel-Biographie ein von überlebten Klischees und grotesken Lügenmärchen befreites Bild des Meisterdenkers. Ungeachtet der Bedachtsamkeit in der Entwicklung seines Philosophierens gleicht der intellektuelle Weg Hegels einer Odyssee im Denkraum, aber auch sein Lebensweg verläuft ereignisreich und voller Spannungen und Kontraste, oft auf höchst gefährlichem Terrain.
Hegel fordert von seinen Hörern den Mut zur Erkenntnis
Hegel hat vier Werke allerhöchsten Ranges geschrieben: erstens die Jenaer „Phänomenologie des Geistes“ als faszinierendste Abhandlung, zweitens die Bamberger und Nürnberger „Wissenschaft der Logik“ als das zweifellos bedeutendste fundamentale Werk, das die moderne Logik bietet, drittens die Heidelberger und Berliner „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“, welche die Grundzüge der Gesamtarchitektonik zeichnet, sowei schließlich viertens die Berliner „Rechtsphilosophie“, die wirkungsmächtigste und umstrittenste Schrift.
Das Leben versteht Hegel als „Werk, das jeder Mensch an sich selbst zu vollbringen hat“, den Menschen als die „Reihe seiner Taten, als die Gesamtheit seiner Handlungen.“ Hegel stand, wie Klaus Vieweg im Kontrast zu manchen Klischees und Märchen betont, an jeder Station seines Wirkens für die freiheitlich-republikanische Idee und gegen restaurativ-konservative Gedankenmodelle ein. Seinen Hörern sprach Hegel den Mut zum Erkennen zu, den Lesern seiner Lebensgeschichte wird ebenso Mut zur keineswegs leichten Lektüre abverlangt. Doch der Mutige wird möglicherweise durch ein freies Denken und Leben belohnt.
Hegel
Der Philosoph der Freiheit
Biographie
Klaus Vieweg
Verlag: C. H. Beck
Gebundene Ausgabe: 824 Seiten, Auflage: 2019
ISBN: 978-3-406-74235-4, 34,00 Euro
Von Hans Klumbies