Jeder kann Zivilcourage im Alltag zeigen

Es bedarf schon einer erheblichen Stärke, eine eigene, nicht allseits gebilligte Meinung zu haben und zu vertreten. Auch das ist eine Form von Zivilcourage, allerdings eine sehr anspruchsvolle. Klaus-Peter Hufer fügt hinzu: „Der Alltag bietet darüber hinaus viele konkrete Möglichkeiten, Mut zu zeigen, „Nein“ zu sagen, beispielsweise um Menschen in Bedrängnis beizustehen.“ Doch allzu oft werden diese Möglichkeiten nicht genutzt. Ein mustergültiges Exempel für zivilcouragiertes Verhalten sieht wie folgt aus. Ein Opfer wird unterstützt, die Bedrohung von ihm abgelenkt, andere Menschen folgen dem Beispiel, die bedrohte Person wird angesprochen und schließlich die Polizei verständigt. Was sind die Gründe für das Wegschauen in einem Fall und für das Eingreifen im anderen? Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

Zivilcourage ist eine demokratische Tugend

Egal, wie sich ein Mensch verhält, ob er aktiv wird oder schweigt, er kann sich der Verantwortung nicht entziehen. Ob er mutig oder feige ist, die Konsequenzen hat er jeweils mitverursacht. Wer Menschenrechte einfordert, muss auch bereit sein, sie zu schützen. Dafür ist es mitunter erforderlich, der eigenen Bequemlichkeit entgegenzuhandeln, die eigene Zögerlichkeit, Unsicherheit oder Feigheit zu überwinden. Dazu braucht man oft Zivilcourage.

Der Münchner Pädagoge und Psychologe Karl Singer (1929 – 2009) hat für Zivilcourage folgende Merkmale vorgeschlagen: Zivilcourage ist eine demokratische Tugend, die sich im Eingreifen, sich wehren und sich einsetzen äußert. Außerdem bezeichnet sie den Mut, öffentlich die eigene Überzeugung zu äußern. Sie beginnt damit, genau hinzusehen und wahrzunehmen was wirklich ist, statt wegzuschauen und Unrecht in Schweigen zu hüllen. Zudem beinhaltet sie den Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und nimmt persönliche Nachteile durch couragiertes Handeln bewusst in Kauf.

Zivilcourage bedeutet die Übernahme von Verantwortung

Außerdem hat die Zivilcourage politische Inhalte und Problem zum Thema, hat den Charakter der Aufforderung und des Signals für die Mitbürger und ist gewaltfrei. Sie orientiert sich an menschlichen Grundwerten und am persönlichen Gewissen. Sie tritt ein für humane und demokratische Werte. Zivilcourage bedeutet die Übernahme von Verantwortung und heißt auch gegen den Strom zu schwimmen. Einige Punkte dieser Liste sind für Klaus-Peter Hufer durchaus strittig, beispielsweise, ob ein solches Verhalten immer „gewaltfrei“ sein soll.

Denn es ist seiner Meinung nach völlig unklar, wo Gewalt beginnt. Ist schon eine Sitzblockade Gewalt? Und kann es nicht auch erforderlich sein, in stark repressiven Situationen die grundsätzlich richtige Maxime der Gewaltfreiheit zu überprüfen und aufzugeben? Wie immer man diese Fragen bewertet: In jedem Fall muss eine glasklare Grenze gezogen werden zur terroristischen Gewalt gegen Menschen. Zivilcourage und Terror sind unvereinbar! Quelle: „Zivilcourage“ von Klaus-Peter Hufer

Von Hans Klumbies