Menschen, die über emotionale Intelligenz (EQ) verfügen, sind mit einer Reihe von Qualitäten ausgestattet, die in der „Dimension Intelligenz“ nicht vorkommen. Das Psychologe und Bestsellerautor Daniel Goleman erläutert: „Sie haben ein gutes Bild davon, wer sie sind. Sie können mit schlechten Gefühlen umgehen. Sie bleiben auch bei Niederlagen optimistisch. Sie können die Gefühle anderer Menschen erspüren.“ Bei Managern etwa, die ihre Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft zusammenstauchen, oder bei aufbrausenden Typen, die sich und andere blamieren, sieht er ein enormes EQ-Defizit. Ausgeglichenheit dagegen und die Fähigkeit, mit vielen verschiedenen Charakteren auszukommen, zeuge von emotionaler Intelligenz. Auch die gute Beherrschung spontaner Gefühle zeige EQ-Stärke. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.
Jeder Mensch entscheidet selbst über seine Gefühle
Wer auf die Gefühle seiner Mitmenschen eingehen möchte, muss seine eigenen gut kennen. Es geht also darum, sich zu beherrschen. Anders als vielleicht herkömmlich gemeint, bedeutet dies, dass man Herr über seine Gefühle ist, statt deren hilflos ausgeliefertes Opfer. Wie oft hört man Menschen sagen: „Du regst mich auf, du machst mich traurig, du machst mich wütend?“ Doch noch immer gilt: Niemand kann einen Menschen wütend machen, niemand kann ihn ärgern, niemand kann ihn unglücklich oder traurig machen – das erledigt er immer selbst.
Klaus Biedermann fügt hinzu: „Sie entscheiden immer über Ihre Gefühle und wie Sie in welchen Situationen reagieren – ob Ihnen das bewusst ist oder nicht.“ Es kann aber natürlich sein, dass jemand gelernt hat, andere mit seiner Wut oder Trauer zu manipulieren. Dann hat er über die manipulierten Menschen Macht, was ihm wiederum ein befriedigendes Gefühl geben kann. Es wird allerdings auch Menschen geben, bei denen diese Masche nicht funktioniert. Was dann?
Jedem Gefühl muss ein Gedanke vorausgegangen sein
Man sollte sich bewusst machen, dass die eigenen Gefühle grundsätzlich abhängig sind von der Art, wie man denkt. Klaus Biedermann erklärt: „Jedem Gefühl muss ein Gedanke vorausgegangen sein.“ Wer nicht glaubt, dass er seine Gedanken selbst steuert – und zwar immer –, sollte sich fragen, wer sie dann steuert. Wann immer man sich dabei ertappt, andere für seine Gefühle verantwortlich zu machen, sollte man innehalten und überprüfen, ob man das wirklich will.
Klaus Biedermann betont: „Mit einem Schöpferbewusstsein können sie niemanden mehr für Ihre Negativität verantwortlich machen, selbst wenn Sie in Ihrer Kindheit nicht positiv bestärkt wurden. Ab sofort können Sie die ganze Verantwortung für sich übernehmen.“ Solange dazu nicht auch die Verantwortung für die eigene Negativität gehört, kann man allerdings positiv denken, soviel man will, es wird nichts bringen. Wer die Trauer vertreiben möchte, vertreibt auch die Freude. Das sind die beiden Seiten einer Medaille. Quelle: „Burn-In statt Burn-Out“ von Klaus Biedermann
Von Hans Klumbies