Khalil Gibran versöhnt den Islam mit dem Christentum

Für die moderne arabische Literatur, die sich langsam am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte, war die frühe Prosa des Libanesen Khalin Gibrans ein Vorbild, an dem sie sich orientieren konnte. Der Roman „Der Prophet“ von Khalil Gibran erreichte in Europa die höchste Auflage eines arabischen Buches. Nach dessen Veröffentlichung wurde Khalin Gibran als Weiser verehrt, was er im Innersten auch sein wollte und deshalb nach außen hin nach Kräften förderte. Durch das gesamte Werk des Dichters durchzieht sich ein Schmerz, der durch die unvermeidliche Trennung des Individuums von der Welt und zwischen Gott und Erde ausgelöst wird. Khalil Gibran sehnt sich nach einer Synthese des Getrennten und hofft auf deren Erfüllung.

Khalil Gibran Werke sind von einer schlichten Weisheit durchdrungen

Khalil Gibran wurde 1883 im Libanon geboren. Als er 12 Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Amerika aus und ließ sich in Boston nieder. Zwei Jahre später kehrte der Schriftsteller mit einem Stipendium in den Libanon zurück und studierte dort die Arabische Sprache und Literatur. Seine zwei Bücher „Wiesenbräute“ von 1906 und „Gebrochene Flügel“ von 1912 machen ihn zum Bestsellerautor in der arabischen Welt.

Seine Texte sind von einem musikalischen Rhythmus geprägt, der von einer überraschenden Bildlichkeit begleitet wird und dennoch strahlen sie eine ruhige Schlichtheit aus. Hinter allen seinen Werken ist Khalil Gibran als Suchender zu erkennen, der trotz seiner schlichten Weisheit, sein Ziel erahnt, auch wenn er es nicht erreichen kann.

Das Buch „Der Prophet“ macht Khalil Gibran zum Literaturstar

1918 veröffentlicht Khalil Gibran die Parabelsammlung „Der Narr“, ein Buch voller Lebensweisheiten, die durch die Geschichte eines Narren vermittelt werden. Der Narr hat nach einem Tiefschlaf aller seiner menschlichen Masken entsagt und steht nun der Welt mit seinem wahren Ich gegenüber. 1923 wurde Khalil Gibran durch sein Buch „Der Prophet“ auch im Westen zum gefeierten und viel gelesenen Literaturstar.

Der Prophet in dem Buch heißt Almustafa, ein weiser Mann, der in der erfundenen Stadt Orphalese 24 Predigten an die dort wohnenden Bürger hält, bevor er eine Schiffsreise antritt. Seine Reden handeln von der Liebe, von der Kindheit, vom Leben, vom Tod, vom Schöpfer und der Erde. Die Predigten des Propheten sind voller Weisheit und von tiefgründiger Mystik durchzogen und zählen zum Bedeutendsten, was ein Dichter über Spiritualität geschrieben hat.

Alkohol zerstörte das Leben von Khalil Gibran

Khalil Gibran hat mit diesem Buch eine Verbindung zwischen der Alten und Neuen Welt hergestellt, zwischen Orient und Okzident vermittelt und den Islam mit dem Christentum versöhnt. Mit seinen späteren Büchern wie beispielsweise „Jesus Menschensohn“ von 1928 konnte er nicht mehr an seinen phänomenalen literarischen Erfolg, den er mit dem Buch „Der Prophet“ erzielt hatte, anknüpfen.

Er begann heftig zu trinken und starb schon im Alter von nur 48 Jahren, weil er mit seinen Alkoholexzessen seine Leber zerstört hatte. Khalil Gibran wurde in einem ehemaligen Kloster in der Nähe seines Geburtsorts beerdigt.

Von Hans Klumbies

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