Der Großkünstler Julian Schnabel drehte einen Film über Vincent van Gogh

Der Amerikaner Julian Schnabel ist nicht nur als Maler weltberühmt, sondern hat sich auch als Regisseur international einen guten Namen gemacht. Am 18. April 2019 kommt sein Film „At Eternity´s Gate“ in die deutschen Kinos. Vincent van Gogh wird von Willem Dafoe gespielt. Es gibt mehr als 30 Filme über das niederländische Malgenie. Auf die Frage, warum es einen 31. geben muss, antwortet Julian Schnabel: „Als Maler glaube ich zu wissen, wie es ist, ein Maler zu sein. Kein Film den ich kenne, gibt das wahrheitsgetreu wieder.“ Dabei ist sein Film keine forensische Dokumentation einer Lebensgeschichte über einen großartigen Maler, der ausdrückte, was nicht auszudrücken ist. Auf die Frage, ob zwei Großkünstler wie Van Gogh und Paul Gauguin Freunde sein können, antwortet Julian Schnabel: „Selbstverständlich, sie können sogar beste Freunde sein. Cy Twombly und ich waren Freunde.“

Van Gogh will mit seinen Bildern Hoffnung und Trost vermitteln

Julian Schnabel lässt Van Gogh in seinen Film sagen, wer wolle der Menschheit mit seinen Bildern „Hoffnung und Trost“ geben. Auf den Vorwurf, dies sei hanebüchener Kitsch antwortet Julian Schnabel: „Nein, der Blick eines Malers auf die Welt kann bei uns das Gefühl auslösen, wir säen etwas zum ersten Mal. Wir werden neugierig und fühlen und lebendiger als zuvor. Solche Erfahrungen bieten Hoffnung und Trost. Was soll daran kitschig sein. Julian Schnabel zählt inzwischen zu jenen wenigen Malern, über die man ohne seinen Vornamen zu nenne spricht.

Julian Schnabel vertritt die These, dass die meisten Besucher ein Museum nur betreten, um etwas zu sehen, von dem sie glauben, es zu kennen. Sie schauen sich das Original eines berühmten Bildes nicht an, sondern prüfen lediglich, ob es auch wirklich vor ihnen an der Wand hängt. Man erlebt ein Bild nicht, wenn man es sich als digitales Abbild auf dem Display eines Smartphones anschaut. Wer noch nie vor einem Caravaggio oder Velázquez stand, kennt diese Maler nicht.

Julian Schnabel wollte schon im Alter von neun Jahren Maler werden

Ein Buch ist für Julian Schnabel ein totes Ding, bis jemand es öffnet, und jedes Kunstwerk ist tot, bis jemand davorsteht und es anschaut. Auf die Frage, ob man seine Vita kennen müsse, um seine Bilder zu verstehen, antwortet Julian Schnabel: „Nein, wer ich bin und was ich zu sagen habe, findet sich in meinen Bildern. Meine Erläuterungen zu meinen Bildern sind irrelevant. Van Gogh sagte: „Ich bin meine Bilder.“ Das gleiche gilt für meine Bilder und meine Filme.“

Van Gogh entschied sich erst im Alter von 27 Jahren, Maler zu werden. Für Julian Schnabel dagegen stand es schon mit neun Jahren fest, Künstler zu werden. Der Auslöser war Rembrandts „Aristoteles mit der Büste Homers“, die er im Metropolitan Museum in New York sah. Beim Malen hegt Julian Schnabel keine Selbstzweifel, Blockaden oder Angst mit seiner Kunst am Ende zu sein. Für ihn ist das Malen kein Problem, sondern ein Vergnügen – und zum Glück auch sein Beruf. Quelle: Magazin der Süddeutschen Zeitung, Nummer 4, 2019

Von Hans Klumbies