Der Wohlstand der USA beruhte auf Schulden

Um das Jahr 1980 geschah etwas mit dem kraftvollen Wirtschaftsmotor Amerikas. Das Wachstum schwächte sich ab. Und – noch viel wichtiger – die Einkommen stiegen nicht mehr so stark. Beziehungsweise sie gingen oftmals sogar zurück. Es geschah fast unmerklich. Die Finanzkrise von 2008 zeigte dann jedoch, dass der amerikanische Wohlstand auf einem Kartenhaus oder genauer gesagt, einem Schuldenberg errichtet worden war. Joseph Stiglitz weiß: „Als neuere Daten ein genaueres Bild der Wirtschaft vermittelten, wurde immer deutlicher, dass es langjährige und tief sitzende Probleme gab. Das viel beschworene Wachstum fiel tatsächlich viel niedriger aus als in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Raubbau an den Ressourcen schadet einer Volkswirtschaft

Am verstörendsten war jedoch, dass selbst diese geringen Einkommenszuwächse einigen wenigen Personen an der Spitze der Pyramide zuflossen. In den vergangen 40 Jahren hat sich das Durchschnittseinkommen der unteren 90 Prozent der Amerikaner kaum verbessert. Dagegen ist das des oberen einen Prozents in die Höhe geschossen. Einige Volkswirte wollen nicht einmal über Ungleichheit diskutieren. Sie sagen, es ist die Aufgabe der Ökonomen, den Kuchen zu vergrößern. Wenn dies geschieht, würden alle davon profitieren.

Und mit einer Volkswirtschaft ist auch dann etwas nicht in Ordnung, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt, aber die Umwelt immer mehr Schaden nimmt und ein Raubbau an Ressourcen stattfindet. Amerika ist ein Land, das von seiner Vergangenheit zehrt und nicht in die Zukunft investiert. Beziehungsweise zerstört es das ökologische Erbe seiner Kinder. Es ist eine Nation, in der es sich die heutige Generation auf Kosten ihrer Nachfahren gut gehen lässt.

Die USA sind nicht stärker als andere Länder

Joseph Stiglitz stellt fasst zusammen: „In all diesen Dimensionen geben die USA kein gutes Bild ab, im Vergleich sowohl zu ihrer Vergangenheit als auch zu ihren Konkurrenten.“ Für viele Amerikaner mag das eine Überraschung sein. Denn sie gehen einfach davon aus, die Vereinigten Staaten seien größer, besser und generell stärker als andere Länder. Das reden den Amerikanern ihre Politiker auch unermüdlich ein. Allerdings ist Amerika weit davon entfernt, das leistungsstärkste Land zu sein.

Und einige Daten deuten sogar darauf hin, dass der Abstand zur Spitzengruppe noch größer ist, als andere Daten nahelegen. Allzu viele ließen sich in Amerika von dem Irrglauben leiten, das, was profitabel sei, sei notwendigerweise auch gut. Dabei übersahen sie, dass Gewinne nicht unbedingt auf echter volkswirtschaftlicher Wertschöpfung beruhen müssen, sondern sich auch durch Ausbeutung steigern lassen. Zudem wurde in den USA in den letzten 40 Jahren nicht annähernd genug in Infrastruktur, in Bildung und in Technologien investiert. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies