Jonathan Dancy glaubt, dass objektive Gründe den Menschen direkt zum Handeln motivieren können. Seiner Meinung nach begründet der Mensch seine Handlungen durch den Verweis auf Tatsachen. In vielen seiner Arbeiten vertritt Jonathan Dancy den moralischen Partikularismus, in denen er bestreitet, dass es moralische Prinzipien geben muss, die in allgemeiner Form bestimmen, was ein Handeln richtig macht. In anderen Schriften entwickelt der Philosoph den moralphilosophischen Intuitionismus weiter. Er geht davon aus, dass moralische Urteile objektiv wahr sein können und dass der Mensch im Einzelfall dank seines Urteilsvermögens herausfinden kann, welche seiner Handlungen richtig sind.
Der Unterschied zwischen normativen und motivierenden Gründen
Im Alltag unterscheidet der Mensch zwischen Gründen, die für ein Handeln sprechen, die normativen Gründe und Gründe aus denen eine Person heraus handelt, den motivierenden Gründen. Erstere dienen der Rechtfertigung einer Handlung, letztere der Erklärung. Jonathan Dancy lässt nur die normativen Gründe für eine Aktion gelten. In seinem Buch „Practical Reality“ zeigt Jonathan Dancy anhand alltäglicher Beispiele, wie der Mensch sein Handeln nur dadurch rechtfertigen kann, indem er Tatsachen nennt.
Die Tatsachen haben nur in Ausnahmefällen mit dem psychischen Zustand des Handelnden zu tun und stehen in keinem Zusammenhang mit dessen Wünschen. Die Kontextabhängigkeit begründet nach Jonathan Dancy den absoluten Vorrang eines Einzelfalls vor jeder allgemeinen Regel. Ein Faktor X wirkt kontextabhängig, wenn folgendes gilt: X hat in bestimmten Situationen einen gewissen Einfluss, in anderen Situationen einen anderen oder gar keinen Einfluss.
Für Jonathan Dancy gibt es auch eine Moral ohne Prinzipien
Mit Hilfe der Kontextabhängigkeit widerlegt Jonathan Dancy in seinem Buch „Moral Reasons“ gegen den moralischen Realismus, der moralischen Überlegungen einen unmittelbaren Einfluss auf die Handlungen eines Menschen zuschreibt. Moralische Überlegungen führen nach Jonathan Dancy alleine nie zum Handeln, sondern können nur zusammen mit einem übergeordneten Wunsch die Aktion auslösen. Für den Partikularisten Jonathan Dancy gibt es auch eine Moral ohne Prinzipien.
Die Orientierung an Prinzipien wirkt sich eher negativ auf das moralische Handeln aus. Wenn sich der Mensch bei ethischen Auseinandersetzungen oder in der Erziehung auf ein moralisches Prinzip beruft, dann tut er das nach Jonathan Dancy nur, um auf einen Faktor aufmerksam zu machen, der einen Einfluss haben kann, aber keinen haben muss. Mit seinem Eintreten für eine realistische Auffassung von moralischen Urteilen, betont Jonathan Dancy den kognitiven Charakter der Moral.
Kurzbiographie: Jonathan Dancy
Jonathan Dancy wurde 1946 in England geboren. Er studierte in Oxford Philosophie, antike Kultur und Literatur. 1991 erhielt er einen Lehrstuhl an der Universität Keele. Seit 1996 ist er Professor an der Universität Reading und seit 2005 lehrt er auch an der University of Texas in Austin. Zu seinen Werken zählen außerdem „An Introduction to Contemporary Epistemology“ (1985) und „Ethics without Principles“ (2004).
Von Hans Klumbies