Die Ungleichheit nimmt unaufhaltsam zu

In den meisten reicheren Ländern der Welt nimmt die Ungleichheit zu, und das schon seit geraumer Zeit. Jonathan Aldred Stellt fest: „Viele Menschen halten das für ein Problem, wenn auch keine Einigkeit darüber besteht, welche Bedeutung es hat. Jedenfalls sieht es so aus, als ob wir wenig daran ändern können – und davon abgesehen könnte die Medizin schlimmer sein als die Krankheit.“ Globalisierung und neue Techniken haben eine Wirtschaft entstehen lassen, in der Menschen mit hochgeschätzten Qualifikationen oder Begabungen sehr viel Geld verdienen können. Und so nimmt die Ungleichheit unaufhaltsam zu. Der Versuch, sie durch Umverteilung von Steuern zu reduzieren, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

Die freien Märkte übernahmen die Herrschaft

Denn die globalen Eliten können mit Leichtigkeit in ein Niedrigsteuerland oder eine Steueroase ziehen. Soweit eine höhere Besteuerung die Reichen tatsächlich trifft, wird sie das Schaffen von Wohlstand verhindern, sodass dann letztlich alle ärmer dastehen werden. Jonathan Aldred weiß: „Die heute zu beobachtende Ungleichheit ist weitgehend auf Veränderungen zurückzuführen, die sich seit 1980 vollzogen haben. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien hat sich der Anteil des Nationaleinkommens, der an das oberste Prozent der Bevölkerung geht, von 1980 bis 2016 mehr als verdoppelt.“

Der materielle Lebensstandard dieses obersten Prozents hat sich rapide von jenem der übrigen Bevölkerung entfernt. Inflationsbereinigt sind die Einkommen der unteren 90 Prozent in den USA und Großbritannien über die vergangenen 25 Jahre kaum gestiegen. Der gleiche Trend zeigt sich auch auf individueller Ebene. Was hat sich also verändert? Die Ankunft eines riesigen Ideenpakets spielte dabei zweifellos eine wichtige Rolle. Es handelte sich dabei um einen fundamentalen Sinneswandel zugunsten freier Märkte aufseiten des ökonomischen und politischen Mainstreams.

Vilfredo Pareto hat das Denken über Ungleichheit geprägt

Margaret Thatcher hat es einmal so ausgedrückt: „Es ist unsere Aufgabe, uns der Ungleichheit zu erfreuen und zu sehen, dass Begabungen und Fähigkeiten der Raum gegeben wird, sich zu entfalten und zum Ausdruck zu kommen, zum Nutzen der gesamten Gesellschaft.“ Freilich ist die von Ronald Reagan und Margaret Thatcher vollzogene Wende des ökonomischen Denkens weit davon entfernt, die zunehmende Ungleichheit vollständig erklären zu können.

Um die Gründe dafür zu erkennen, muss man laut Jonathan Aldred anderswo suchen. Angefangen bei einem Ökonomen, der nach wie vor enormen Einfluss auf das Denken über Ungleichheit hat. Vilfredo Pareto ist einer der einflussreichsten Ökonomen, von denen die meisten Menschen wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben. Er ist eine rätselhafte Figur in der Geschichte der Ökonomik. Ein schroffer, launischer, streitlustiger, aristokratischer Zyniker, dessen Leben und Ideen schwierig einzuordnen sind. Quelle: „Der korrumpierte Mensch“ von Jonathan Aldred

Von Hans Klumbies

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