John Stuart Mill plädiert für die Freiheit des Menschen

John Stuart Mill plädiert in seinem Essay „Über die Freiheit“ in zweifacher Hinsicht für die individuelle Freiheit des Menschen. Erstens geht ihm in seiner Schrift darum, die Autonomie von persönlichen Handlungen und Meinungsäußerungen gegenüber Einschränkungen des Staates zu verteidigen. Zweitens möchte er den Entfaltungsspielraum eines Menschen gegenüber dem Druck der öffentlichen Meinung sichern. John Stuart Mill kämpft nicht nur für eine größtmögliche politische Freiheit des Menschen, sondern plädiert darüber hinaus auch für die Notwenigkeit, starke und selbstbewusste Persönlichkeiten zu entwickeln, die innerlich so frei sind, dass sie dem Anpassungsdruck der Öffentlichkeit standhalten können.

Die Freiheit darf nicht die Freiheit und das Glück anderer Menschen bedrohen

Der unangepasste Mensch verdient nach John Stuart Mill nicht nur geschätzt, sondern sogar ermutigt zu werden. Die Gesellschaft darf einer Person nicht vorschreiben, wie sie glücklich werden soll, sondern sollte sie sogar ermutigen, durch die Entfaltung seiner kreativen und intellektuellen Potentiale, ihren eigenen Lebensweg zu finden, der sie glücklich macht. John Stuart Mill vertrat die These, dass am ehesten die so genannten Außenseiter einer Gesellschaft in der Lage sind, durch geistige, soziale, technische oder wirtschaftliche Neuerungen, die Lebensumstände der Menschen und damit auch der Gesellschaft auf lange Sicht zu verbessern.

Dennoch betrachtet Mill in seinem Essay „Über die Freiheit“ die persönliche Entfaltung der ureigensten Fähigkeiten eines Menschen überwiegend als Selbstzweck und keineswegs als Mittel zur Steigerung des Wohlergehens der Gesellschaft. Die Freiheit des Menschen, tun und lassen zu können, was er aus seinem Innersten heraus möchte, soll lediglich dort begrenzt sein, wo ihre Ausübung die Freiheit und das Glück anderer Menschen bedroht.

Der Staat muss die Menschen zu mündigen Bürgern erziehen

John Stuart Mill erkennt an, dass ein Mensch anderen nicht nur dadurch schaden kann, wenn er handelt, sondern auch dadurch, wenn er sich nicht zum Handeln entschließt. Solange anderen Personen jedoch kein Schaden zugefügt wird, soll jeder Mensch ohne Beeinträchtigung durch seine Mitmenschen seinen eigenen Lebensentwurf verwirklichen können und das Wagnis des Misslingens selbst tragen. Gegenüber Unmündigen hat der Staat laut John Stuart Mill allerdings die Pflicht, sie zur Freiheit mündig zu machen, vor allem durch die Bereitstellung angemessener Bildungsmöglichkeiten und die Befreiung der ärmeren Schichten von den Ausbildungskosten.

Die Eltern sollen nicht nur die Wahl haben, in welche Schule sie ihre Kinder schicken möchten, sondern darüber hinaus die Freiheit zu wählen, ob sie ihre Sprösslinge überhaupt in eine Schule schicken wollen. Der Staat sollte nur einen kleinen Teil der Schulen selbst betreiben, um eine ideologische Gleichschaltung der Schüler zu vermeiden. Der Staat hat allerdings die Pflicht allgemeine Prüfungen abzuhalten, in die aber keine moralischen oder politischen Einstellungen bewertet werden dürfen.

Von Hans Klumbies